"City-Tree" soll die Luft in Castrop-Rauxel säubern

Mooswand

Ein City-Tree soll es sein, ein Stadtbaum also. Die Stadtwerke wollen so etwas nach Castrop-Rauxel holen. Es soll laut Broschüre die Funktion von 250 Bäumen erfüllen. Aber es ist gar kein Baum, sondern eine Mooswand. Was genau hinter den Plänen steckt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

CASTROP-RAUXEL

, 27.02.2017, 17:52 Uhr / Lesedauer: 2 min
So eine Mooskultur-Stele wollen die Stadtwerke in Castrop-Rauxel aufstellen. Dieses Foto stammt aus Jena.

So eine Mooskultur-Stele wollen die Stadtwerke in Castrop-Rauxel aufstellen. Dieses Foto stammt aus Jena.

Die Leistungen eines "City-Tree" lesen sich erstmal überzeugend: Er soll die Luft reinigen, schick aussehen und je nach Typ auch Sitzmöglichkeiten bieten. Aber was steckt genau dahinter? Wie viel kostet das? Und wer zahlt? Fragen über Fragen: Wir haben Antworten.

Was bitte soll ein „City-Tree“ genau sein?

Dabei handelt es sich um eine Wand aus Moos, die nicht auf dem Boden liegt, sondern rund vier Meter hoch aufragt und drei Meter breit sein soll. Man kann das als Kunst im öffentlichen Raum verstehen, aber auch als Sitzgelegenheit. Denn dieses Bauwerk hat in einer gängigen Variante Bänke auf bei den Seiten. Es gibt aber auch Designs mit Fahrradständern, aus gebürstetem Edelstahl oder Holz – je nach Belieben.

Wie hilft die Mooswand dann genau?

Naja, gut aussehen, aber vor allem die Luft in der Stadt verbessern: Laut Vorlage zum Umweltausschuss, an den die Stadtwerke einen Antrag gestellt haben, kann die Mooswand – oder der City-Tree – große Mengen an Kohlendioxid, Stickoxid und Feinstaub binden. Der Hersteller „Green City Solution“, eine Firma aus Dresden, behauptet, der City-Tree könne dabei in etwa die Menge aufnehmen, die 250 herkömmliche Bäume schafften.

Wie funktioniert das mit dem CO2 und Stickoxid genau?

In etwa wie bei einer Pflanze, die auf natürliche Art irgendwo wächst: Die Deckbepflanzung, heißt es in der Begründung der Stadtwerke, übernehme die Aufgaben der Produktion von Sauerstoff, der Aufnahme von CO2 und Stickoxid. Sie entschleunige die Luft für erhöhte Sedimentation und Feinstaubabbindung, heißt es weiter.

Sie beschattet auch die Moose im Innern, sodass diese ideal wachsen können und dem jeweiligen Standort in der Stadt angepasst sind – ganz gleich, ob er sehr sonnig oder schattig, sehr feucht oder eher trocken ist. Die Wand ist eine Konstruktion, bei der im Innern Rohre die Wasserversorgung übernehmen. Das Wasser wird aus einem Tank im Sockel zu den Pflanzen gebracht, die in einzelnen Pflanztöpfen modular in der Wand verbaut sind.

Was wollen die Stadtwerke genau?

Sie wollen der Stadt einen solchen Stadtbaum schenken. „Im Rahmen des vorliegenden Luftreinhalteplans“, heißt es in der Vorlage, „würde durch die Verwaltung ein geeigneter Standort gesucht“. Jens Langensiepen, Geschäftsführer der Stadtwerke, beziffert so einen „Baum“ auf 25.000 Euro. Es ist neben den Pflanzen auch Technik verbaut: Solarpanels zum Beispiel versorgen die Pumpe mit selbst erzeugtem Strom. In Lünen, wo die Stadtverwaltung auch mit dem Gedanken der Aufstellung eines City-Trees spielt, sind laut Entwurf 83.000 Euro an Kosten veranschlagt.

Wer soll das bezahlen?

Die Stadt kann nicht einfach 25.000 Euro ausgeben; das wissen die Stadtwerke. Sie sagen: „Die Kosten werden von den Stadtwerken Castrop-Rauxel getragen.“ Hieße das im Umkehrschluss: Für die Stadt entstehen keine Kosten? In der Broschüre des Herstellers ist die Anlage zudem als „winterfest und wartungsarm“ beschrieben.

Kommt so eine Mooswand nun also nach Castrop-Rauxel?

Das entscheidet die Politik. Wenn sie die Idee gut und dazu noch einen geeigneten Standort findet, ist das vorstellbar. Erstmals wird darüber öffentlich am Dienstag, 28. Februar, im Umweltausschuss gesprochen. Der tagt öffentlich um 17 Uhr im Ratssaal, Europaplatz 1. Diskutiert wird das Thema neuerdings auch in anderen Städten, unter anderem Oberhausen, Neuss und Lünen.

Michael Werner, EUV-Stadtbetriebs-Vorstand, sagte unserer Redaktion: „Es geht nach der Vorstellung im Ausschuss vor allem darum, einen adäquaten Standort zu finden.“ Straßenschluchten seien gut geeignet, weil dort am meisten zu Absorbieren sei. „Es wäre schon schön, wenn das käme.“ Die Stadt bekäme den City-Tree ja geschenkt, so Werner. „Und einem geschenkten Maul guckt man nicht ins Maul.“

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