Es ist November 2011. Die Altstadt von Castrop hat ein anderes Gesicht als heute. Und Martina Tielker, die die Castroper Leselust 13 Jahre lang betrieben hat, hieß noch Maeder. Nun schließt sie kurz nach Ostern ihre Buchhandlung, die sie damals, also 2011, mit viel Verve und Mut in den Markt brachte. Denn sie trat gegen einen großen Wettbewerber an, der genau 82 Schritte entfernt war. Und bis heute ist.
„Neue Buchhandlung in der Altstadt – aber auch neue Leerstände“ schrieben die Ruhr Nachrichten am 8. November 2011. Martina Maeder sehe das mit der Konkurrenz um die Ecke gelassen, sagte sie damals im Gespräch mit unserer Reporterin. „Die Buchhändlerin kann es kaum erwarten, ihr Geschäft an der Münsterstraße zu eröffnen. Am 17. November ist es soweit“, so der Bericht.
Ihr Nachname hat sich geändert. Ihr Alter auch, heute ist sie 64 Jahre alt. Aber ihre Art und ihr Auftreten und ihre Aussagen sind praktisch gleich: „Ich liebe Bücher und ich liebe Menschen“, beschrieb sie damals ihre Motivation, sich auf ihr neues Abenteuer Selbstständigkeit einzulassen. „Die Liebe ist es auch, die die gebürtige Versmolderin in die Europastadt verschlagen hat. Mitgebracht hat sie ihre Liebe zu Gedrucktem.“
Jahrelang schleckten Kunden bei „De Fanti“ Eiscreme. Nun also ein Buchgeschäft an selber Stelle, direkt neben dem „Schuh-Epizentrum“ von Castrop-Rauxel am Lambertusplatz. Martina Maeder wolle die Castrop-Rauxeler nun dort vom Eis- auf den Lese-Geschmack bringen. „Apropos Geschmack: Kochbücher sind natürlich auch geordert. Doch in die Regale kommen nur Werke, die die Buchhändlerin selbst in der Praxis erprobt hat“, schrieb die Zeitung.

Kinderbücher-Initiative und mehr Ideen
Eine weitere Liebe gelte Kinder- und Jugendbüchern, verriet die Neu-Castrop-Rauxelerin damals, die vorher 17 Jahre in einer Versmolder Buchhandlung gearbeitet hatte. Bilderbuch-Abende in Kindergärten, Bücherkisten für und Lesungen in Kindergärten, das wollte sie in Castrop-Rauxel auch etablieren.
„Ich biete Bücher für alle Lebenslagen“, umriss Martina Maeder damals ihr Angebot. Eines ihrer Angebote dabei: einschließen und genießen. Nach Feierabend konnten sich Leselustige ganz genüsslich im Laden umschauen, sich gegenseitig beraten und von der Fachfrau beraten lassen. Vermieterin Christa Hennewig stellte sie dabei in Teilzeit als Mitarbeiterin ein. Gemeinsam eroberte das Personal zweifellos die Herzen vieler Kunden.
Die Probleme der Altstadt werden damit in diesem Jahr größer. Ein Leerstand mehr ist zu erwarten. Doch die Tendenz zeichnete sich – trotz der Leselust-Eröffnung – auch schon ab: Die Altstadt-Filiale der Drogerie Schlecker schloss zum 16.11.2011. Der benachbarte Günstig-Laden „Allerlei“ folgte mit einer Schließung zum Jahresende.
Im Interview: Martina Tielker zum Ende der Castroper Leselust auf rn.de/castrop
Das Ende der Leselust im PottCAS #130: Das sagt Buchhändlerin Martina Tielker im Interview