
© Uwe von Schirp
Castrop-Rauxelerin ist sauer über Umzug der Radstation in die Altstadt
Mobilitätswende
Die Radstation am Bahnhof hat Ende März geschlossen. Am Freitag öffnete sie ihr neues Domizil in der Castroper Altstadt. Eine Bahn-Pendlerin ist sauer. Die Stadt sucht nach Lösungen.
Barbara Fels stammt, wie sie sagt, „aus einer Radfahrerfamilie“. Da sie in der Fahrradstadt Münster aufgewachsen ist, wundert das nicht. „Ein Auto gab es bei uns nicht“, erzählt sie. Jetzt lebt sie schon viele Jahre in Castrop-Rauxel. Das Fahrrad ist in der fünfköpfigen Familie mit erwachsenen Kindern das bevorzugte Verkehrsmittel – im Alltag wie in der Freizeit und im Urlaub. „Wir kommen zu fünft mit einem Auto aus.“
Fels arbeitet in Düsseldorf und pendelt durchschnittlich zweimal in der Woche mit dem Zug in die Landeshauptstadt. Bislang hat sie für den Weg von zu Hause am Stadtmittelpunkt zum Hauptbahnhof ihr Faltrad genommen. Ein sicherer Abstellplatz war bis Anfang dieser Woche die Radstation an der Victorstraße.
Doch am Mittwoch (30.3.) nahmen die Mitarbeiter vom Betreiber Rebeq das Rad nicht mehr an. Der Grund: Die Radstation ist in die Altstadt gezogen. Am Freitag (1.4.) hat sie im ehemaligen Ladenlokal des Textildiscounters Zeemann Im Ort 4 nahe des Münsterplatzes eröffnet.
Radstation soll die Altstadt beleben
Barbara Fels ist sauer. Sie muss nun zum Bahnhof laufen oder mit dem Bus fahren. Das bedeutet frühmorgens wie abends einen zeitlichen Mehraufwand von mindestens zehn Minuten. Klingt vielleicht wenig, macht aber 20 Minuten Unterschied pro Arbeitstag aus.
Alternativ müsste sie ihr Faltrad fortan im Zug nach Düsseldorf mitnehmen. Das Rad vor dem Bahnhof an den Abstellbügeln anzuschließen, ist keine Alternative. Beim Ortstermin zeigt sie auf die dort abgestellten Räder. Bei einigen fehlen die Sättel.

Die neue Radstation liegt in zentraler Lage neben dem Münsterplatz in der Altstadt. © Ronny von Wangenheim
Rebeq-Betriebsleiter Torsten Kreuzer hat Verständnis für die Verärgerung. Aber: „Man muss das differenziert sehen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Die neue Radstation sei eine Innovation und belebe die Innenstadt. „Ich weiß von einer Reihe Leute, die haben hochwertige E-Bikes“, sagt er. „Die haben nun eine sichere Abstellmöglichkeit. Während sie einkaufen und noch einen Kaffee trinken, putzen wir einmal über das Rad und laden es auf.“
Kreuzer ist am Mittag des ersten Öffnungstages mit dem Neustart zufrieden. Zwar wird erst Anfang kommender Woche die Außenwerbung angebracht und die Einrichtung läuft noch. „Hier stehen bereits zehn Fahrräder“, sagt Kreuzer. Offiziell will Rebeq die Station am 26. April eröffnen.
In Zeiten der Mobilitätswende führe der Umzug den Sinn der Radstation „ad absurdum“, sagt Barbara Fels. Münster, Düsseldorf oder Dortmund hätten gute Radstationen. Castrop-Rauxel sei zwar kleiner. Es geht ihr aber um das Angebot an sich. Bei dem für 2022 geplanten Bau von Fahrradboxen auf der Nordseite des Bahnhofs erkenne sie aktuell keinen Fortschritt.
Baubeginn erst im Spätsommer
Dabei findet sie das Konzept gut, dass Rebeq schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen in der Radstation eine Beschäftigung bietet. Schon der Umzug der Station aus dem Bahnhofsgebäude in die Räume an der Victorstraße vor einigen Jahren sei ein Rückschritt gewesen. „Jetzt fällt aber das Angebot für Pendler weg.“

Dennis Beste arbeitet im Rahmen einer ABM-Maßnahme in der Radstation. Erste Kunden nutzten das Angebot in der Altstadt direkt am ersten Tag. Ein paar Räder haben den Umzug vom Bahnhof mitgemacht. © Ronny von Wangenheim
Torsten Kreuzer verweist darauf, dass die Verantwortung für den Umzug bei der Stadt Castrop-Rauxel liege. „Wir haben nicht gesagt, wir gehen da weg“, erklärt er. „Aber wir machen das Beste daraus.“
Dass für Pendler am Hauptbahnhof eine Alternative her muss, sieht auch die Lokalpolitik so. Am Donnerstag war der Umzug Thema in der Ratssitzung. Der geplante Bau eines Fahrrad-Parkhauses mit 80 Stellplätzen auf der Nordseite des Hauptbahnhofs könne erst im dritten Quartal beginnen, erklärte EUV-Chef Michael Werner. Die Bodenplatte könne schon bald gegossen werden. Für den Bau des Unterstandes gebe es Probleme in den Lieferketten.
Auf Antrag von SPD und Grünen beauftragte der Rat die Verwaltung, eine Zwischenlösung zu schaffen, damit Bike-and-Ride-Pendler ihre Räder sicher abstellen können.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
