Castrop-Rauxeler Fußballfans sauer auf TV-Sender
Wegen Bundesligarechten
Mit dem Start der Bundesliga-Saison 2017/18 wird für den Fernsehzuschauer vieles anders. Zum einen komplizierter zum anderen vor allem kostspieliger. Das wissen die meisten Anhänger des Profi-Fußballs aus Castrop-Rauxel natürlich bereits. Sauer sind sie trotzdem und machen ihrem Ärger hier Luft.
Der neue TV-Vertrag bringt den 36 Vereinen der 1. und 2. Liga für die nationalen Fernsehrechte so viel Geld ein wie nie zuvor, nämlich 1,16 Milliarden Euro pro Saison (bis 2020/21). Für den Fan am Fernseher hat dieser Deal einen hohen Preis: Ein Bundesliga-Abo des Pay-TV-Senders Sky reicht nicht mehr aus, um alle Bundesliga-Partien live zu sehen.
Wir haben uns unter den Castroper-Rauxeler Fußballfans und bei einem Fachmann umgehört, wie sie die neue und teure Regelung finden:
Detlef Kipar, Inhaber eines Elektrofachgeschäftes in Ickern. Foto: Matthias Stachelhaus (A)
„Die Kunden meckern ohne Ende“, berichtet er: „Aber die Fans sind selbst Schuld, wenn sie alles mit sich machen lassen.“ Wer gegen eine weitere Kommerzialisierung protestieren wolle, müsse auch auf Boykott setzen. „Ich würde auf Eurosport verzichten“, sagt der Fachhändler. Er empfiehlt dem Fernseh-Konsumenten außerdem, sich individuell beraten zu lassen.
Kirsten Stratmann (49) arbeitet als Servicekraft bei einer Großbäckerei. Foto: Rolf Langenhuisen
Die 49-jährige ist Kassenwartin beim Schalke-Fanclub „Blau-Weiße Eurofighter“: „Wir müssen für unser Geld hart arbeiten. Sky hat immer damit geworben, alle Spiele und alle Tore zu zeigen. Jetzt sollen wir zusätzlich für Eurosport bezahlen. Sky zeigt zwar längst nicht mehr alle Spiele, senkt aber trotzdem die Preise nicht. Das ist eine Unverschämtheit. Ich mache da nicht mit, ich werde Eurosport nicht abonnieren. Heimspiele sehen wir eh im Stadion. Und wenn dann mal ein Auswärtsspiel am Freitagabend oder Sonntagmittag stattfindet, haben wir eben Pech gehabt. Eine Alternative ist, Schalke-TV im Internet zu gucken. Aber die dürfen ein Spiel erst zeigen, nachdem es abgepfiffen ist.“
Horst Hammelstein (50) verdient sein Geld beim Stadtbetrieb EUV. Foto: Archiv
Der Anhänger von Borussia Mönchengladbach ist Mitglied des Fanclubs „Europastadt-Fohlen“: „Ich hab mich erkundigt. Wenn ich Bundesliga bei Eurosport im Fernsehen gucken will, muss ich ein Modul für 79 Euro plus 75 Euro Gebühr im Jahr zahlen. Zusätzlich zu Sky! Dazu bin ich nicht bereit. Ich fühl mich verar…t! Es geht überhaupt nicht um den Fan. Es geht um Geld, Geld, Geld. Mir macht das keinen Spaß mehr. Wer Rundfunkgebühren zahlt, will nicht zusätzlich noch Sportsender abonnieren müssen. Ich sehne mich nach den guten, alten Zeiten zurück, als alle Spiele samstags um 15.30 Uhr angepfiffen wurden und wir sämtliche Berichte abends in der Sportschau sehen konnten.“
Jannis Pieper (16) ist Schüler. Foto: Rolf Langenhuisen
Das Mitglied des BVB-Fanclubs „Schwarz-Gelb Henrichenburg 2012": „Regelmäßig ins Stadion zu gehen, können sich nur wenige leisten. Und jetzt werden auch noch die Live-Übertragungen teurer. Immer mehr Leute haben die Nase voll. In meinem Bekanntenkreis haben jetzt einige Sky gekündigt, weil sie nicht mehr alle Spiele sehen können, aber trotzdem noch den vollen Preis bezahlen sollen.Die Kommerzialisierung der Bundesliga läuft definitiv in die falsche Richtung. Man müsste etwas dagegen tun! Leider glaube ich nicht, dass wir Fans die Entwicklung aufhalten können. Im Gegenteil: Ab 2018 verliert das ZDF die Senderechte für die Champions League. Die Königsklasse können wir dann wohl nur noch bei den Bezahlsendern Sky und DAZN sehen.“
Nadine Westerhoff (34) ist Reiseverkehrskauffrau von Beruf. Foto: FLVW
Als DFB-Schiedsrichterin pfeift sie Frauen-Bundesliga und Männer-Oberliga und glaubt: „Beim Fußball im Fernsehen wird man immer mehr abgezockt. Jetzt muss der Zuschauer mehrere Sender abonnieren, wenn er alle Partien im Angebot haben möchte. Die Spieltermine von Freitag bis Montag machen den Amateurfußball kaputt. Wenn der BVB oder Schalke sonntags um 15 Uhr spielen, müssen die Amateurclubs in der Region ihre Begegnungen verlegen, weil sie sonst überhaupt keine Zuschauer mehr haben. Den kleinen Vereinen gehen wichtige Einnahmen verloren.“
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