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Castrop-Rauxeler Zeitarbeits-Firma lockt Pflegekräfte mit hohen Löhnen
Pflege
Eine Firma aus Castrop-Rauxel bietet eine überdurchschnittliche Bezahlung für Pflegekräfte an. Wie kann das? Der Dienstleister aus der Zeitarbeits-Branche und was Gewerkschaft und Caritas sagen.
Hohe Arbeitsbelastung, niedrige Löhne: Die Pflege hat einen schlechten Ruf. Umso erstaunlicher, womit eine neue Firma in Castrop-Rauxel jetzt wirbt. Sie bietet Pflegekräften attraktive Gehälter, die weit über dem Tariflohn liegen.
In der Europastadt sei er „der erste Personaldienstleister im medizinischen Bereich”, erzählt Kevin Klawitter, Geschäftsführer der K&M Experts Gmbh. Zusammen mit Meryem Koca hat der gebürtige Castrop-Rauxeler die Firma erst vor Kurzem gegründet.
Das Prinzip: Zeitarbeit. Die Pflegekräfte schließen einen Vertrag mit der K&M Experts GmbH ab. Danach werden sie für begrenzte Zeit an Einrichtungen vermittelt: „Wir bekommen Bescheid, wie lange die Heime einen Mitarbeiter benötigen und setzen ihn dann dort ein”, sagt Klawitter.
Er selbst war viele Jahre in der Pflege tätig und kenne die Probleme des Berufs: „Die Mitarbeiter sind überlastet und viele Heime haben einen personellen Notstand”, sagt Klawitter. Aus diesem Grund sei die Nachfrage hier „extrem groß”. In Castrop-Rauxel arbeite er bereits mit fünf Pflegeeinrichtungen zusammen.
Firma lockt mit überdurchschnittlicher Bezahlung
Ins Auge sticht vor allem, wie gut seine Pflegekräfte bezahlt werden: „Wir zahlen unserem Personal mehr als festangestellten Mitarbeitern”, erklärt der Geschäftsführer. Ein frisch ausgebildeter Altenpfleger steige bei ihm mit einem Bruttolohn von 3400 Euro ein. Je nach Berufserfahrung kann das Gehalt dann nach oben klettern.
Zum Vergleich: Im öffentlichen Dienst sind es für Einsteiger aktuell rund 2900 Euro. Nach mehreren Jahren im Beruf können es dann bis zu 3600 Euro werden. Für viele Pflegekräfte dürfte das Gehalt also ein großer Anreiz sein.
Viele Mitarbeiter steigen auf Zeitarbeit um
Und das hat Folgen: „Mittlerweile verlieren wir viele Mitarbeiter durch die Zeitarbeit”, erklärt Heike Kromrey vom westfälischen Fachbereich Gesundheit und Soziales der Gewerkschaft Verdi. Und weiter: „Mit der Pflege sollte kein Profit gemacht werden, sie gehört in kommunale Hände.” Laut Kromrey machen es sich Zeitarbeitsfirmen aber „zunutze, dass ein personeller Notstand im Pflegebereich herrscht”.
Dies beklagt auch Norbert Altmann, Tarifexperte der Caritas: „Die Einrichtungen machen sich in dem Moment erpressbar, wenn kurzfristig Mitarbeiter ausfallen.”
Einrichtungen werden durch Personalnot erpressbar
Für die Heime gebe es dann nur zwei Möglichkeiten: „Entweder müssen meine Mitarbeiter Sonderschichten machen, oder ich wende mich an einen Personaldienstleister”, erzählt er. Letzteres sei heute immer häufiger der Fall.
Laut Altmann sage die hohe Vergütung aber erst mal wenig aus: „Die Pflegekräfte müssen auch schauen, welche anderen Leistungen es gibt.” Damit gemeint: Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste, Kosten für ein Bahnticket oder Beiträge zur Altersvorsorge.
Gleiche Sozialleistungen wie bei öffentlichen Anbietern
Für Kevin Klawitter sei das selbstverständlich: „Wenn jemand keinen Führerschein hat, zahlen wir natürlich das Ticket für die Verkehrsmittel.” Auch Zulagen für Dienste außerhalb der regulären Dienstzeiten und eine Möglichkeit der Altersvorsorge biete die K&M Experts GmbH.
Als Mitglied des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen verpflichte sich die Firma auch zur Lohnzahlung im Krankheitsfall. „Die Zeitarbeit wird heutzutage sehr streng überwacht”, sagt Klawitter. Er sehe in dem Modell eine „große Entlastung für die Pflegeeinrichtungen”.
Norbert Altmann gibt zu: „Gerade in Ballungsgebieten wird diese Arbeitsform immer populärer.” In Zukunft müsse sich somit zweifelsfrei etwas bei den Arbeitsbedingungen im Pflegebereich tun.
Nachteil für Zeitarbeiter: Sie wechseln häufig ihren Arbeitsort, je nach Lage. So finden sie kaum Zugang zu festangestellten Kollegen in den Teams der Heime.
Studiert Economics und Journalismus in Dortmund, schreibt über die Menschen und ihre Geschichten in Castrop-Rauxel, schätzt die Vielfalt und Mentalität im Ruhrgebiet. Arbeitet sich gerne in verschiedenste Themen ein und fühlt sich daher im Lokaljournalismus richtig aufgehoben.
