Sieben Stellen in Castrop-Rauxel Fahrlehrer Matthias Müller weiß, wo Autofahrer Fehler machen

Sieben Orte: Fahrlehrer Matthias Müller weiß, wo Autofahrer Fehler machen
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Viele Autofahrer in Castrop-Rauxel kennen Matthias Müller, denn sie haben bei ihm ihren Führerschein gemacht – und deshalb kennt er die Stellen im Castrop-Rauxeler Verkehr, wo sie die meisten Fehler machen. 2009 übernahm der heute 48-Jährige die Fahrschule meinOttke und machte sich selbstständig. Seit 23 Jahren ist Matthias Müller Fahrlehrer, die längste Zeit davon hier in Castrop-Rauxel.

Er brachte vielen Castrop-Rauxelern das Autofahren bei. Trotzdem gibt es in der Europastadt noch immer Orte, an denen regelmäßig Fehler gemacht, Verkehrsschilder und -regeln ignoriert und Unfälle riskiert werden. Sieben Stellen, an denen besonders häufig Regeln gebrochen werden, hat der Fahrschulinhaber direkt parat. An einigen wird es nicht nur für Autos, sondern auch für Radfahrer gefährlich. An anderen sind die Fahrer gar nicht schuldig.

Leichte Fehler in der Altstadt

Die Altstadt in Castrop-Rauxel ist vielen Autofahren ein Graus. Wer einmal falsch – oder nicht – abbiegt, droht minutenlang im Kreis zu fahren. Es ist hektisch und teilweise unübersichtlich.

Die Wittener Straße wird in der Altstadt zur Einbahnstraße mit zwei Spuren. Rechts dürfen nur Busse und Fahrräder fahren. Besonders auswärtige Autofahrer werden davon teils überrascht.
Die Wittener Straße wird in der Altstadt zur Einbahnstraße mit zwei Spuren. Rechts dürfen nur Busse und Fahrräder fahren. Besonders auswärtige Autofahrer werden davon teils überrascht. © Luca Füllgraf

Eine Stelle, an der besonders Auswärtige häufig Fehler machen, ist die Wittener Straße. Wer nach der Aral-Tankstelle links abbiegt, kommt auf den Altstadtring und damit auf eine Einbahnstraße, die allerdings zweispurig ist. Rechts fahren Busse und Fahrräder, links Autos. Eigentlich. „Die Leute, die da von oben reinfahren, die halten sich logischerweise ans Rechtsfahrgebot, ignorieren die Schilder und fahren über den Busstreifen“, sagt Matthias Müller. „Bis sie das mal merken, fahren sie manchmal ein paar hundert Meter.“

Die Lönsstraße führt genau auf den Taxistand in der Castrop-Rauxeler Altstadt zu. Autos müssen die Insel, anders als der schwarze Passat im Bild, von rechts umfahren. Links sind nur Busse, Taxen und Fahrräder erlaubt.
Die Lönsstraße führt genau auf den Taxistand in der Castrop-Rauxeler Altstadt zu. Autos müssen die Insel, anders als der schwarze Passat im Bild, von rechts umfahren. Links sind nur Busse, Taxen und Fahrräder erlaubt. © Luca Füllgraf

Ebenfalls in der Altstadt, an der Post, liegt eine weitere Problemstelle. Die Lönsstraße führt genau auf den Taxistand zu. „Die Vorbeifahrt an der rechten Seite ist durch Schilder vorgeschrieben“, sagt Matthias Müller. „Trotzdem fahren viele, die sich nicht auskennen oder die Schilder nicht beachten, einfach geradeaus weiter.“ Hier dürfen eigentlich nur Busse, Taxen und Fahrräder fahren.

Der Ickerner Knoten ist für Autofahrer unübersichtlich und deshalb für Radfahrer schnell gefährlich. Fahrlehrer Matthias Müller rät Autofahrern, den Schulterblick nicht zu vergessen.
Der Ickerner Knoten ist für Autofahrer unübersichtlich und deshalb für Radfahrer schnell gefährlich. Fahrlehrer Matthias Müller rät Autofahrern, den Schulterblick nicht zu vergessen. © Luca Füllgraf

Eine markante Stelle im Castrop-Rauxeler Verkehr, die viele Fahranfänger und langjährige Fahrer fürchten, ist der Ickerner Knoten. „Ich persönlich habe kein Problem mit dem Kreisverkehr, aber viele finden ihn unübersichtlich, weil er etwas komplexer ist“, sagt Fahrlehrer Matthias Müller. Am Ickener Knoten kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Unfällen mit Radfahrern. „Weil die Autofahrer einfach nicht richtig gucken und keine Schulterblicke machen, wenn die aus dem Kreisverkehr kommen und den Radweg queren“, sagt Matthias Müller. Inzwischen habe die Stadt die Situation aber entschärft und die Radwege „ganz deutlich rot eingefärbt“.

Problemstelle: Cottenburgstraße

„Insgesamt hat Castrop-Rauxel in den letzten Jahren viele Konfliktstellen gut entschärft“, findet Matthias Müller, der seinen eigenen Führerschein in Bottrop gemacht hat. Als er Anfang der 2000er nach Castrop-Rauxel kann, habe es noch mehr Problemstellen gegeben. Das hat sich inzwischen geändert. Gut gewählte Markierungen und Beschilderungen sorgen für Klarheit.

Das Verkehrszeichen auf der Cottenburgstraße mahnt die Verkehrsteilnehmer auf der Cottenburgstraße zur Vorsicht. Allerdings haben sie hier Vorfahrt, weil der Bordstein abgesenkt ist.
Das Verkehrszeichen auf der Cottenburgstraße mahnt die Verkehrsteilnehmer auf der Cottenburgstraße zur Vorsicht. Allerdings haben sie hier Vorfahrt, weil der Bordstein abgesenkt ist. © Luca Füllgraf

An einigen Stellen bringen sie aber noch Verwirrung. Wer von der Dortmunder Straße in die Cottenburgstraße abbiegt, wird nach einigen Metern auf der rechten Seite von einem Kreuz in einem roten Dreieck vor einer anstehenden Rechts-vor-links-Situation gewarnt. Das ist zwar nett, aber völlig unnötig, weil der Bordstein an der Straße Zur Cottenburg abgesenkt ist. Dann gibt es kein rechts-vor-links. „Das ist widersprüchlich“, erklärt der Fahrlehrer.

Für Fußgänger kaum zu erkennen, aber wer, wie der Fahrer des grauen Polos, von der Bochumer Straße nach links in die Cottenburgstraße einbiegen will, hat ein Problem. Weil die Bochumer Straße eine Kurve macht, ist der Gegenverkehr kaum zu sehen.
Für Fußgänger kaum zu erkennen, aber wer, wie der Fahrer des grauen Polos, von der Bochumer Straße nach links in die Cottenburgstraße einbiegen will, hat ein Problem. Weil die Bochumer Straße eine Kurve macht, ist der Gegenverkehr kaum zu sehen. © Luca Füllgraf

Das ist allerdings nicht die einzige Schwierigkeit auf der Cottenburgstraße. Wer am anderen Ende von der Bochumer Straße nach links in die Cottenburgstraße einbiegen will, bekommt Probleme. Denn was vom Straßenrand kaum zu erkennen ist, zeigt sich, wenn man selbst hinter dem Steuer sitzt. Weil die Bochumer Straße eine Kurve macht, ist der Gegenverkehr kaum zu sehen. Das Abbiegen geschieht beinahe blind. „Das ist wirklich eine gefährlich Stelle“, findet auch der Fahrlehrer.

Die Stadt Castrop-Rauxel wisse aber schon Bescheid und überlege, wie sich die Lage verbessern lässt. Matthias Müllers Idee: eine abknickende Vorfahrt. Dann hätten die Abbieger Vorfahrt, und der Gegenverkehr von geradeaus müsste warten. Eine andere Lösung wäre möglicherweise ein Verkehrsspiegel, mit dem die Abbieger um die Ecke schauen können. Aber: „Spiegel sollen nicht mehr genutzt werden“, sagt der Fahrlehrer. „Das finde ich schade.“

Weil es auf der Cottenburgstraße steil bergauf geht, ignorieren viele Autofahrer das rechts-vor-links mit der Westhofenstraße.
Weil es auf der Cottenburgstraße steil bergauf geht, ignorieren viele Autofahrer das Rechts-vor-links mit der Westhofenstraße. © Luca Füllgraf

Die Cottenburgstraße hält noch eine dritte Tücke für Autofahrerinnen und Autofahrer bereit, dieses Mal in der Mitte. Wieder geht es um eine Rechts-vor-links-Situation, nun sogar um eine echte. Das Problem ist hier der steile Anstieg. Weil es vor der Einmündung zur Westhofenstraße so steil bergauf geht, dass sich viele Fahrer hier das Anfahren nicht zutrauen, drücken sie lieber aufs Gas und ignorieren die Regel.

Chaos auf der Langen Straße

Auf der Kreuzung der Langen Straße und der Hugo Straße verlaufen sternförmig viele Linien. Die sogenannten Begegnungsfelder sorgen bei vielen Verkehrsteilnehmern für Verwirrung.
Auf der Kreuzung der Langen Straße und der Hugostraße verlaufen sternförmig viele Linien. Die sogenannten Begegnungsfelder sorgen bei vielen Verkehrsteilnehmern für Verwirrung. © Luca Füllgraf

Um eine Verkehrsregel zu ignorieren, muss man sie aber erst mal kennen. Das Problem haben viele auf der Kreuzung von Lange Straße und Hugostraße. Sternförmig verlaufen diagonal über die Kreuzung viele weiße Linien. Wenn Fahrschüler im Fahrschulauto auf die Kreuzung zukommen, stehen den Schülern regelmäßig Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, sagt Matthias Müller. Doch nicht nur Anfängern geht es auf der Langen Straße so. Als der Fahrlehrer seinen Kollegen ein Bild der Kreuzung zeigte, hieß es nur: „Was ist denn hier los?“ Eigentlich sollen die sogenannten Begegnungsfelder Aufmerksamkeit für die Rechts-vor-links-Situation schaffen. Das funktioniert hier nicht wirklich.

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