Vor kurzem war es noch grün um den Mast in Pöppinghausen. Jetzt ist es auf einer Fläche von etwa drei mal 30 Metern ziemlich kahl unter der Stromleitung. Anwohner Georg Winkelkotte ist empört. Er ist Mitglied in der Bürgerinitiative „Nicht über unseren Köpfen“ und protestiert seit Jahren gegen die Pläne des Stromkonzern Amprions zum Ausbau der Stromleitungen in Pöppinghausen.
„Das ist fürchterlich“, sagt Winkelkotte und meint damit den Kahlschlag in seiner Nachbarschaft. Dass Amprion jetzt „Tabula Rasa macht und Tatsachen schafft“, gehe für ihn gar nicht. Schließlich gebe es aktuell noch ein laufendes Verfahren bei der Bezirksregierung in Münster, so Winkelkotte.
Amprion plant die Hochrüstung des Umspannwerks in Pöppinghausen auf 380 kV. In dieser Intensität wird heute auf Fernleitungen Strom transportiert. Das Umspannwerk in Pöppinghausen ist darauf nicht ausgerichtet und soll modernisiert werden. Einige der neuen Stromleitungen sollen dabei direkt über ein Wohngebiet führen.
Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative „Nicht über unseren Köpfen“. Nachdem Amprion trotz der Alternativvorschläge der Bürgerinitiative an seinen Plänen festhielt, ging Castrop-Rauxel im Dezember 2022 den nächsten Schritt: Die Stadt reichte bei der Bezirksregierung in Münster im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens offiziell Einwände gegen die Pläne von Amprion ein.

Eine Entscheidung ist bisher nicht gefallen. Für Georg Winkelkotte ein Grund mehr, den Kahlschlag am 28.2. zu verurteilen. „Amprion hätte abwarten können“, so Winkelkotte. Nach den Vorschlägen der Bürgerinitiative wäre ein Kahlschlag in diesem Gebiet gar nicht nötig gewesen, sagt er.
Auf Nachfrage unserer Redaktion reagiert der Stromkonzern Amprion zunächst überrascht. Pressesprecher Matthias Machinek erklärt nach einigen Nachforschungen: „Da gab es wohl ein Missverständnis mit unserem Dienstleister.“
Die Freischnittarbeiten auf dem Gebiet habe man schon im November 2022 mit dem Besitzer des Grundstücks abgesprochen. Das Mulchen sei aber nicht geplant gewesen, so Machinek. Beim Mulchen werden zerkleinerte Pflanzen auf der oberen Bodenschicht verteilt.
Man sei aber mit Experten vor Ort gewesen, sagt Machinek. Das Vorgehen habe demnach keine großen Auswirkungen auf die Natur vor Ort. Die Freischnittarbeiten seien aus betrieblichen Gründen notwendig gewesen.
Bereits im November 2022 hatte eine Ankündigung Amprions zu den geplanten „Pflegemaßnahmen“ für gemischte Reaktionen gesorgt.
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