Bunker-Ideen sollen schrittweise umgesetzt werden Penthouse-Wohnungen, Büros, Gastro und Speicher

Bunker-Konzept sieht Wohnungen, Büros, Gastro und Speicher
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Wie sieht die nordwestliche Innenstadt von Castrop-Rauxel der Zukunft aus? Planerbüros, Verwaltung und Politik haben sich in einem aufwendigen Prozess mit dem Thema beschäftigt. Das Konzept sieht unter anderem vor, den historischen Bunker an der Lönsstraße als prägendes städtebauliches Element zu bewahren und durch innovative Nutzungen zu einem lebendigen Teil der Stadt zu machen. Aber wie konkret?

Der Blick in das Entwicklungskonzept mit dem Bunker am Rande der überplanten Fläche rund um Postgebäude und dem neuen Mobilitätshub am Biesenkamp, der den Parkplatz "Im Ohr" ersetzen soll.
Der Blick in das Entwicklungskonzept mit dem Bunker am Rande der überplanten Fläche rund um Postgebäude und dem neuen Mobilitätshub am Biesenkamp, der den Parkplatz "Im Ohr" ersetzen soll. © Reicher Haase Assoziierte

Das sind die Voraussetzungen

Der Bunker ist ein seit Jahren weitgehend ungenutzter Schandfleck in der Castroper Altstadt. Er wurde zuletzt entrümpelt, da sich darin noch Hinterlassenschaften des seit rund zwei Jahrzehnten geschlossenen B&B-Möbelhandels befanden. Möbel eben, die sich heute längst nicht mehr vermarkten lassen. Von der Stadt / Stadtmarketing wird er jetzt als Lager genutzt. Auch das Lager eines Wohnungslosen in einer Nische des Bunkers zur Vorderseite machte zuletzt Schlagzeilen: Es brannte nieder.

Lange gab es Ideen und Visionen, was man aus dem Bunker machen könnte. Ein Stichwort war lange Kulturbunker. Der damalige Stadtentwickler Martin Oldengott und die Architekten Klaus Winkelmann und Klaus Jarzina brachten eine solche Vision auf den Plan. Längst ist klar: Das kann und will keiner finanzieren. Auch ein Abriss des massiven Baus mit meterdicken Wänden und Decken ist ebenso wie eine Verschönerungsaktion durch Künstler Sigurd M. Schulz Schnee von gestern.

So sehen Architekten und Planer laut Endbericht die Nutzung des Bunkers in der Zukunft.
So sehen Architekten und Planer laut Endbericht die Nutzung des Bunkers in der Zukunft. © Architekturbüro

Das ist der Planungsrahmen

Die Büros Reicher Haase Assoziierte, Planersocietät aus Dortmund und das Architekturbüro Neugebauer aus Waltrop haben gemeinsam mithilfe von Fördergeldern des NRW-Bauministeriums für die Stadtverwaltung eine Vision entwickelt, die unter dem Titel „Städtebauliche Neuordnung Nordwestliche Innenstadt“ steht. Dazu liegt der Politik nun seit Januar 2024 der 65-seitige Endbericht vor. Dazu wurden Grundlagen ermittelt, Varianten und Analysen vorgenommen, ein Verkehrsgutachten erstellt, die Bürger befragt. Jetzt liegt ein städtebauliches Konzept vor. Ein Teil davon aus den hinteren vier Seiten: die Zukunft des Bunkers.

Vor dem Bunker wird auf der linken Seite ein Treppenhaus mit Fahrstuhlschacht gebaut. Über einen Laubengang kommt man übers Dach zu den Penthouse-Wohnungen. Unten drunter sind Büros, Cafés, Shops und im unteren Bereich Lagerräume sowie im Keller Energie- und Wasserspeicher möglich.
Vor dem Bunker wird auf der linken Seite ein Treppenhaus mit Fahrstuhlschacht gebaut. Über einen Laubengang kommt man übers Dach zu den Penthouse-Wohnungen. Unten drunter sind Büros, Cafés, Shops und im unteren Bereich Lagerräume sowie im Keller Energie- und Wasserspeicher möglich. © Architekturbüro

Das sieht der Bunker-Plan vor

Das Ziel war, eine Vision für die Nutzung des Bunkers zu entwickeln, die sowohl wirtschaftlichen als auch städtebaulichen Anforderungen gerecht wird. Geschaffen werden soll ein attraktiver Vorplatz, der eingegliedert ist durch An- und Vorbauten. Drinnen soll Gastronomie, Büros und Einzelhandel Platz finden, obendrauf Penthouse-Wohnungen. In die Front kommen große Fenster, davor eine Bunkerterrasse als Zugang zum Obergeschoss und Platz für Gastronomie.

Ein Wohn- und Geschäftshaus soll die Lücke zwischen der bestehenden Straßenfront und dem Bunker schließen. Die tiefer gelegenen Ebenen des Bunkers sollen als Lager- und Kellerräume dienen. Zudem wird die Möglichkeit der Nutzung des Bunkers für die Langzeitspeicherung von Energie und als Regenwasserzisterne in Erwägung gezogen.

Jahrelang wurde der Bunker in der Castroper Altstadt nicht genutzt. Nun wurde er entrümpelt und dient in Teilen als Lager für das Stadtmarketing. Aber was wird in Zukunft daraus?
Jahrelang wurde der Bunker in der Castroper Altstadt nicht genutzt. Nun wurde er entrümpelt und dient in Teilen als Lager für das Stadtmarketing. Aber was wird in Zukunft daraus? © Tobias Weckenbrock (A)

So geht es jetzt weiter

Die Politik hat den vom Land NRW geförderten Endbericht in den Fachausschüssen zur Kenntnis genommen und beschlossen. Der Stadtrat muss ihn auch noch beschließen. „Das Entwicklungskonzept stellt ein langfristiges Ziel für die zukünftige Entwicklung der nordwestlichen Innenstadt dar“, heißt es im Fazit des Berichts. Es solle einen „neuen Impuls für die gesamte Innenstadt geben“ und zeige „wichtige Handlungsräume und Anknüpfungspunkte für die Entwicklung“ auf.

In diesem Transformationsprozess sei nur eine schrittweise Umsetzung möglich. Ziele und Ideen wie die Umnutzung des Bunkers seien schrittweise zu prüfen und weiter zu schärfen. Die Maßnahmen bildeten die Grundlage für das folgende Planungsrecht.

Das Fazit

Schon seit 20 Jahren oder länger wird politisch über die Zukunft des Bunkers beraten. Eigentlich gilt er als nicht umbaufähig, bescheinigt von Fachleuten der Stadtverwaltung. Eine geringe Deckenhöhe und Brandschutz-Bestimmungen stehen dem unter anderem im Wege. Die Umbaukosten wären in jedem Fall sehr hoch. Mit den Wohnungen obendrauf ergäbe sich aber eine Mischkalkulation, sagen die Planer, die mit dem Bericht ihren Auftrag erfüllt haben. Politische Kritiker befürchten, dass die Stadt nun in Sachen Bunker einen schönen neuen Plan hat, der in der Schublade vergammelt.

Vom Münsterplatz aus über die Lönsstraße stellt der Bunker seit Jahren schon keinen schönen Anblick dar.
Vom Münsterplatz aus über die Lönsstraße stellt der Bunker seit Jahren schon keinen schönen Anblick dar. © Tobias Weckenbrock (A)