Die Hanfpflanze, die André Lattner auf diesem Bild im Arm hält, ist aus Kunststoff. Aber bald sollen da, wo er in den vergangenen Tagen mit seinen Kollegen häufiger war, echte Cannabis-Pflanzen wachsen. Der Cannabis Club Castrop-Rauxel treibt seine Planungen voran und hat nun eine Halle für den Anbau gefunden. Die steht in Datteln.
„Die Legalisierung steht ja bald an“, sagt André Lattner. Höchste Zeit war es also, einen Ort zu finden, an dem man das Vereinsleben rund ums „Gras“ in Gang bringen kann. Es ist eine 3000 Quadratmeter große Halle, die ihnen über Bekannte zur Verfügung gestellt werde, so Lattner. „Sie wird nun zur hochprofessionellen legalen Plantage umgebaut.“

Der Cannabis Club wartet neben der Planung zudem auf die bevorstehende Gesetzesänderung: Die Bundes-Politik hatte Ende Februar entschieden, dass es zur Legalisierung von Cannabis kommt. Ab dem 1. April 2024 soll das Gesetz weitgehend gelten. Am Juli soll dann der Anbau freigegeben werden. Dafür laufen die Planungen weiter.
Wochenlang suchten die Freunde, die sich mit der Kultivierung von Pflanzen nach eigenem Bekunden auch aus beruflicher Sicht gut auskennen, nach einem Platz zum Anbau und weiteren Räumen, in denen das Vereinsleben stattfinden kann. Das werde man trennen, so Timo Vieting, der mit Lattner zusammen im Vorstand des Vereins die Geschicke lenkt.
Vor allem lief eine Suche unter bekannten und im Straßenbild sichtbaren Leerständen: Vereinzelt tauchten in Social Media Fotos von alten Gebäuden in Castrop-Rauxel auf und Fragen, ob jemand wisse, wem das Gebäude gehöre. Am Ende führte die Suche nun über die Stadtgrenzen. An diesem Wochenende sollte der Vertrag unterschrieben werden. Den genauen Ort will der Vorstand aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Der Club selbst werde aber in Castrop-Rauxel sesshaft.
„Wir freuen uns auf den Start und haben dafür schon einiges vorbereitet“, sagt André Lattner. Im Verein wird es später für Mitglieder möglich sein, Cannabis anzubauen und zu konsumierbarem Marihuana weiterzuverarbeiten. Die Abgabe und der Verkauf sind auch zukünftig nicht gestattet. Aber der Besitz und der Konsum in gewissen Mengen schon.

Der monatliche Vereinsbeitrag soll bei 10 Euro liegen. Er könne „vor Ort entrichtet werden“, heißt es auf der Internetseite des 2023 gegründeten Vereins. Außerdem gibt es eine Aufnahmegebühr in Höhe von 20 Euro. Das Mindestalter für Mitglieder beträgt 21 Jahre. Ein Mitglied muss sich am Anbau nicht beteiligen, kann das aber bei Interesse. Mitglieder sollen die Möglichkeit bekommen, verschiedene Cannabis-Sorten zu erwerben.
Auf der Website wird aktuell noch darauf verwiesen, dass der Besitz und die Abgabe von Cannabis zurzeit unter Strafe stehen. Die neuen Regeln gelten erst nach Inkrafttreten des Gesetzes. Aber bis dahin dauert es nicht mehr lange. Das zuständige Bundes-Gesundheitsministerium unter SPD-Minister Karl Lauterbach will durch die Legalisierung, die allerdings streng geregelt ist, den illegalen Straßenhandel eindämmen.

Trotz des bestehenden Verbots hat der Konsum nach Angaben der Bundesregierung in den vergangenen Jahren zugenommen. Das illegal gehandelte Gras wird oft verunreinigt und mit synthetischem Material gestreckt. Es soll die Gesundheit schützen, die cannabisbezogene Aufklärung und Prävention stärken, die organisierte Drogenkriminalität eindämmen sowie den Kinder- und sowie die Jugend schützen.
Anreize zur Ausweitung des Cannabiskonsums sollen nicht geschaffen werden, heißt es auf der Website des Gesundheitsministeriums. Erfahrungen anderer Staaten seien in die Ausarbeitung des Gesetzentwurfes eingeflossen. Unter anderem Portugal und die Niederlande sind diesen Schritt gegangen. Offenbar mit ausreichend guten Erfahrungen.