In Castrop-Rauxel gibt es seit 2020 alljährlich ein Bürgerbudget, aus dem einzelne Castrop-Rauxeler, Vereine und Verbände Gelder für Projekte beantragen können, die der Allgemeinheit dienen.

In Castrop-Rauxel gibt es seit 2020 alljährlich ein Bürgerbudget, aus dem einzelne Castrop-Rauxeler, Vereine und Verbände Gelder für Projekte beantragen können, die der Allgemeinheit dienen. © picture alliance/dpa

Das Castrop-Rauxeler Bürgerbudget hat ein Akzeptanz- und Strukturproblem

rnMeinung

Jedes der 30 umgesetzten Projekte hätte es ohne das Bürgerbudget wohl nie gegeben. Doch das Jahr 2022 zeigt deutlich: Das Bürgerbudget Castrop-Rauxel hat dringenden Reformbedarf. Eine Analyse.

Castrop-Rauxel

, 09.09.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 1 min

Im ersten Jahr des Bürgerbudgets 2020 gingen 21 Anträge ein. Von ihnen waren zwei nicht förderfähig, drei wurden zurückgezogen. 16 kamen in die „Verlosung“: Und nicht alle konnten bedacht werden: Es standen 35.000 Euro zur Verfügung. Die Summe der Bewerbungen kam auf fast 50.000 Euro.

Im zweiten Jahr gab es elf Profiteure des Bürgerbudgets. 2021 gingen also schon deutlich weniger Bewerbungen ein. Es war das zentrale Jahr der Pandemie, den Vereinen ging es nicht so rosig. Aber ein Trend war sichtbar.

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2022 stieg die Fördersumme auf 50.000 Euro. Eigentlich soll es um 1 Euro je Einwohner gehen, das ist der symbolische Gedanke dahinter, und bis 2024 soll der jährliche Betrag auf 75.000 Euro wachsen. Doch schon jetzt wurde nicht einmal die Hälfte ausgeschüttet: Neun Projekte bewarben sich, sieben wurden bedacht.

Wer jedes der bisher rund 30 bewilligten Projekte betrachtet, wird sagen: Super-Sache! Es wird nicht einfach Geld mit der Gießkanne verteilt, sondern dorthin, wo sich Menschen Gedanken gemacht haben und mit eigenem Geld und/oder eigener Hände Arbeit anpacken, um ihr Projekt zu einem guten Projekt zu machen. Spielgeräte und Sonnensegel, Fahrradparkplätze und Vordächer, Wildsträucher: Der Ideenreichtum war groß. Diese Dinge hätte es ohne Bürgerbudget nicht gegeben.

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Aber was wurde eigentlich aus dem Schlüssel der geografischen Verteilung auf die einzelnen Stadtteile? Manch ein Bürger, der gern etwas umsetzen würde, beklagt, dass er einen Eigenanteil leisten muss. Sind die Hürden zu hoch? Dass nun zum Bürgerbudget-Beirat nur vier verwaltungsfremde Personen kamen, zeigt: Die Idee hat ein Akzeptanz- und Strukturproblem. Zeit, sie zu verändern.

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