Braumeister Christoph Kirchhelle weiß um die höheren Kosten, die auch die kleine Brauerei im Brauhaus Rütershoff betreffen.

Braumeister Christoph Kirchhelle weiß um die höheren Kosten, die auch die kleine Brauerei im Brauhaus Rütershoff betreffen. © Moritz Mettge

Brauer und Wirte in Castrop-Rauxel kämpfen mit höheren Bierpreisen

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Das Bier könnte bis Ende 2022 30 Prozent teurer werden, kündigt der Brauereiverband an. Welche Folgen hat das in Castrop-Rauxel? Ein Brauer sucht nach Lösungen, ein Wirt hat Kopfschmerzen.

Castrop-Rauxel

, 10.05.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Christoph Kirchhelle ist Braumeister im Brauhaus Rütershoff in Obercastrop. Im Moment ist die Bierherstellung mit deutlich höheren Kosten verbunden als noch vor relativ kurzer Zeit. „Wir erfahren das am eigenen Leib beim Malzeinkauf“, erklärt der Bierexperte. Der Preis pro Tonne habe sich in den vergangenen zwei Jahren von rund 440 auf etwa 880 Euro verdoppelt. Dazu kommt die parallele, etwas langsamer verlaufende Entwicklung bei der Braugerste.

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Während Christoph Kirchhelle in seiner kleinen Brauerei damit zumindest einigermaßen rechnen konnte, sorgen die extremen Energiepreise beim Brauvorgang für neue, unerwartete Mehrkosten. „Der Vorgang ist sehr energieintensiv. Das Malz muss eingeweicht, gekeimt und geröstet oder getrocknet werden“, beschreibt der Brauer den Ablauf.

„Von den exorbitant ansteigenden Strompreisen sind wir natürlich auch betroffen, da kommen zahlreiche Kosten zusammen“, fasst Christoph Kirchhelle zusammen. Der deutsche Brauerbund spricht öffentlich bereits von einer möglichen Preissteigerung um 30 Prozent bis zum Jahresende.

Brauerei in Castrop-Rauxel erhöht um zehn Prozent

In Castrop-Rauxel hat man sich bislang entschieden, die Preise für das Fassbier um zehn Prozent zu erhöhen. Eine Entscheidung zum Flaschenbier stehe noch aus. „Sonst rechnet sich das für uns nicht“, meint der Fachmann. Die großen Brauereien könnten mit den Händlern einen besseren Malzpreis aushandeln, für kleinere sei das kaum möglich.

Ein weiterer Kostenfaktor, der in den nächsten Jahren auf jeden Fall auf die Brauereien zukommt, ist die deutlich steigende CO2-Bepreisung. „Viele Brauereien investieren schon in neue Anlagen, um Energiekosten zu sparen“, beobachtet Christoph Kirchhelle eine entsprechende Entwicklung.

„Lachnummer“: Angebote für Flaschenbier ärgern Wirt

Der deutsche Brauerbund spricht öffentlich in den vergangenen Tagen bereits von einer möglichen Preissteigerung um 30 Prozent bis zum Jahresende. Karl-Heinz van Loon, Inhaber der Marktschänke in der Castroper Altstadt, muss bei dieser Ankündigung heftig schlucken. „Das macht mir richtige Kopfschmerzen. Wenn das wirklich kommt, weiß ich nicht, wie wir das machen sollen“, schüttelt er den Kopf. Viele Stammkunden, die derzeit noch 1,50 Euro für das 0,2-Liter-Bier zahlen, „würden ausrasten“, wenn das Bier teurer wird, glaubt Karl-Heinz van Loon.

Karl-Heinz van Loon, Inhaber der Marktschänke, hat "Kopfschmerzen" und will die Bierpreise nur im Notfall erhöhen.

Karl-Heinz van Loon, Inhaber der Marktschänke, hat "Kopfschmerzen" und will die Bierpreise nur im Notfall erhöhen. © Natascha Jaschinski

Während er drei Preissteigerungen beim Fassbier in 18 Monaten hinnehmen musste, bleibt der Bierpreis für Kästen ziemlich konstant. „Ständig gibt es neue Angebote, das ist für mich eine Lachnummer. Die Wirte subventionieren das Flaschenbier“, ärgert sich der Inhaber der Marktschänke. Wenn er den Bierpreis jetzt um 20 Cent erhöhe, bleibe der eine oder andere dann verständlicherweise lieber zu Hause.

Einige Diskussionen über den Bierpreis mit Gästen

Er überlegt deshalb jetzt, mit einer Mischkalkulation weiterzumachen, die Preise für Bier beizubehalten und andere Preise, etwa für Schnaps, anzuheben. Karl-Heinz van Loon sieht nach den Corona-Einbußen schon die nächsten Probleme auf die Branche zukommen: „Ich hoffe nicht, dass jetzt das Kneipensterben beginnt.“

Philipp Greulich hat erst Anfang April mit einem Freund die Gaststätte „Die Zwei“ in Ickern eröffnet.

Philipp Greulich (links) betreibt seit Anfang April mit seinem Freund Dejan Kloj "Die Zwei" in Ickern.

Philipp Greulich (links) betreibt seit Anfang April mit seinem Freund Dejan Kloj "Die Zwei" in Ickern. © Bastian Becker

„Unsere erste Bestellung war noch zum alten Preis, die nächste bereits fünf bis zehn Prozent teurer“, berichtet der Wirt. Und die nächste Erhöhung sei bereits angekündigt. Deswegen habe man sich entschieden, die Bierpreise auf der Speisekarte etwas höher zu wählen. „Man kann nicht günstig anfangen und dann schon nach kurzer Zeit erhöhen“, erklärt er. Auch mit Blick auf die Strom- und Gaspreise müsse man genau kalkulieren, um wirtschaftlich zu arbeiten.

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Die eine oder andere Diskussion mit einem Gast, der in Ickern 4,50 Euro für einen halben Liter Bier zahlt, habe es schon gegeben. „Es ist nicht einfach, das den Leuten zu vermitteln. Der Preis für Fassbier steigt, aber der Kasten Bier im Getränkemarkt kostet das Gleiche“, kennt Philipp Greulich die Problematik.