Bioladen

Erst der Boom, dann die Krise: Castroper Bioladen verändert sein Konzept

Corona brachte den Boom, jetzt hat die Krise auch die Bioläden erreicht. Ludger Vollmer, Biohändler in Castrop-Rauxel, hat eine eigene Sicht: „Vieles haben wir doch so gewollt.“

Castrop

, 18.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Große Bio-Ketten wie Alnatura beklagen drastische Umsatzrückgänge, bundesweit wird von den Insolvenzen einzelner Bioläden berichtet. Vom Boom der Corona-Jahre ging es in die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Krise. In Castrop-Rauxel betreibt Ludger Vollmer seit mehr als 40 Jahren seinen Bioladen Löwenzahn. Auch er hat Konsequenzen gezogen.

Von Existenzängsten ist im Gespräch mit Ludger Vollmer allerdings nichts zu spüren. Er spricht „von kleineren Blessuren“. Die ersten Coronajahre haben ihm überdurchschnittliche Zuwächse gebracht, so bestätigt er den Trend. Lebensmittel, gute Ernährung bekamen in Zeiten von Lockdowns einen anderen Stellenwert.

„Die Corona-Jahre haben sensibilisiert, die jetzige Situation schockiert“, sagt er über die Entwicklung. Es kämen weniger Kunden. Die Bon-Umsätze würden aber zeigen, dass die Kunden bei einem Einkauf ähnlich viel mitnehmen wie in der Vergangenheit. Viele sind Stammkunden: „Wir sind ja hier im Dorf.“

Umsatz von 2019 sollte nicht unterschritten werden

Aber er spürt in seinem immerhin 200 Quadratmeter großen Geschäft an der Lönsstraße die steigenden Energiekosten, dazu kommen Preissteigerungen für Produkte. „Das Maß, an dem ich messe, ist der Umsatz von 2019“, sagt Ludger Vollmer. Erst wenn die aktuelle Zahlen darunter rutschen würden, wäre Anlass zur Sorge.

Im Bioladen Löwenzahn wird vermehrt auf die Regionalität von Obst und Gemüse hingewiesen. © Aleyna-Sofie Dülger

„Die Energiekrise nimmt uns was“, sagt er, er habe sich schon gefragt, ob sein Verständnis von seinem Laden überholt sei. Aber nein, gibt er gleich die Antwort: „Unabhängig vom Auf und Ab kommen wir um eine ökologische Ausrichtung nicht herum, wenn wir über das Klima und die Wirtschaft nachdenken. In der Sache bekomme ich Recht. Und die Dringlichkeit steigt.“

In Zeiten der Wirtschaftskrise will er bewusst positive Ansätze sehen. Die Sichtweise macht es, so erlebt man den Biohändler im Gespräch. „Die Veränderung unseres Lebensstils, das haben wir doch immer so gewollt“, sagt Vollmer. Die Energiewende, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs: Das seien Forderungen der Grünen aus früheren Jahren. „Wir können nicht erwarten, dass das ohne Verzicht geht.“

Regionalität der Waren wird sichtbar herausgestellt

Trotz allem hat er auf die Entwicklung reagiert. „Ich stelle die Regionalität mehr heraus“. Bilder von Trauben aus Sizilien – „da kannte ich die Produzenten auch persönlich“ – sehen seine Kunden nicht mehr. Stattdessen verweist Ludger Vollmer deutlich sichtbar auf Partner aus der Region.

„Ich habe viele Produkte, da kann ich mit dem Fahrrad hinfahren“, sagt der Castrop-Rauxeler. Seine Möhren kommen beispielsweise aus Lünen, die Äpfel aus Bergkamen. Gerade ist er im Urlaub eine Woche durchs Münsterland geradelt und hat da auch bei einem Biolandhof reingeschaut, der ihn ebenfalls beliefert. Ohne lange Transportwege landet alles in seinem „Löwenzahn.“ Und das sollen seine Kunden auch wissen. Vorreiter war Ludger Vollmer mit seinem Bioladen schon vor 40 Jahren, diese Vorreiterrolle will er wahren.

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