Bioladenbesitzer Ludger Vollmer findet, dass gutes Öl auch etwas kosten muss.

© Lydia Heuser

Castrop-Rauxeler Bioladen-Besitzer über Öl: „Biologischer Landbau kostet mehr“

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Viele Speiseöle sind derzeit nicht einfach zu bekommen. Doch wie lagert man es, wie erkennt man gutes Öl? Und muss das teuer sein? Wir haben einen Bioladenbesitzer aus Castrop-Rauxel gesprochen.

Castrop-Rauxel

, 23.04.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Deutschen hamstern Öl. Kein Heizöl, das auch sehr stark im Preis gestiegen ist, nein, sie hamstern Speiseöl. Vor allem preiswerte Produkte scheinen beliebt. Eine Stippvisite in Castrop-Rauxels Supermärkten nach dem langen Osterwochenende hat nahegelegt, dass die Schmerzgrenze der Kunden bei fünf Euro je Flasche liegt.

„Wenn der Preis das stärkste Signal ist, sind wir auf dem Holzweg“, findet Ludger Vollmer. Er betreibt an der Lönsstraße in der Castroper Altstadt den Bioladen Löwenzahn. Er kennt sich aus mit Lebensmitteln, und er kann die wichtigsten Fragen rund ums begehrte Gut beantworten.

? Was bedeutet der Begriff „nativ“ auf manchen Ölflaschen?

Es gibt zwei Verfahren, um Speiseöl herzustellen: die Kaltpressung und das Raffinieren. Kaltgepresstes Öl erhält die Bezeichnung „nativ“. Raffiniertes Öl ist in der Regel billiger für den Endverbraucher, weil die Herstellung, gemessen an der Ölausbeute, effektiver ist. Trotzdem gibt es im Bioladen von Ludger Vollmer kein raffiniertes Öl zu kaufen.

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Die eingesetzten „Leichtbenzine“, die das Öl aus der Frucht oder dem Saatgut lösen, müssten schließlich wieder raus. „Dafür muss das Öl erhitzt werden“, so Vollmer. Wertvolle Vitamine gehen dabei verloren.

Das sagt auch die Verbraucherzentrale. Sie rät aber nicht grundsätzlich von raffiniertem Öl ab. Schließlich sei das länger haltbar, geschmacksneutral und preiswerter.

Im Regal vom Bioladen Löwenzahn findet sich ein Olivenöl, das in Spanien produziert wird. Es kann als das krasse Gegenteil von der Produktion raffinierter Öle herangezogen werden. Das Öl, das durch das Pressen zwischen den Mahlsteinen aus den Oliven austritt, tropft langsam ab. Die Produzenten räumen der Herstellung Zeit ein.

„Das ist dann ein Öl für Rohkostsalate“, sagt Ludger Vollmer. Es kostet deutlich mehr als das raffinierte Discount-Öl aus der Plastikflasche – und zwar 30 Euro je Liter.

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? Muss Öl teuer sein?

Jein, ist hier wohl die richtige Antwort. „Biologischer Landbau kostet mehr“, sagt Ludger Vollmer. Für ihn ist die Wahl der Lebensmittel Ausdruck einer Einstellung. Schließlich gehe es immer auch um „bäuerliche Landwirtschaft gegen Agrarindustrie“.

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Da die Verbraucherzentrale raffiniertes Öl nicht als gesundheitlich weniger wertvoll einstuft und es preiswerter ist, muss gutes Öl wohl nicht zwingend teuer sein. „Die Zusammensetzung der Fettsäuren, die den Gesundheitswert der Öle ausmacht, ist bei kaltgepressten und raffinierten Ölen derselben Sorte jedoch nahezu identisch“, heißt es auf der Seite der Verbraucherzentrale zum Thema.

Dann folgt eine Einschränkung, was den Gesundheitswert angeht: Die nicht mehr vorhandenen Vitamine im raffinierten Öl würden durch eine abwechslungsreiche Ernährung ausgeglichen.

? Wofür nutzt man Arganöl, Walnussöl oder Kürbiskernöl?

Zum Braten und Kochen sind diese meist deutlich teureren Öle nicht gedacht. Ludger Vollmer rät, sie zum Verfeinern von Dressings zu nehmen. „Das gibt dann nochmal einen besonderen Kick“, sagt er.

? Kann man kaltgepresstes Öl zum Braten nehmen?

Auch hier ein klares Jein. Native Raps- oder Olivenöle lassen sich vorsichtig erhitzen, haben aber nicht einen so hohen Rauchpunkt, wie spezielle Bratöle. Die lassen sich bis 200 Grad erhitzen, ohne dass das Öl verbrennt und beginnt zu qualmen. Wenn das passiert, sollte man die Speise mitsamt dem Öl entsorgen, rät die Verbraucherzentrale.

Schmoren, Braten, Kochen und Frittieren sind mit den genannten Pflanzenölen möglich.

? Wohin mit Öl, das ich entsorgen will?

Bloß nicht in den Abfluss! Die Öle können aushärten, die Leitungen verkleben und sie bedeuten viel Arbeit für die Klärwerke. Stattdessen, so die Verbraucherzentrale, sollte Öl sorgfältig verpackt über den Hausmüll entsorgt werden.

? Mein Öl flockt, ist es jetzt schlecht?

Ganz im Gegenteil. Laut Ludger Vollmer ist es sogar ein Qualitätsmerkmal, wenn kaltgepresste Öle durch Kälte beginnen, trüb zu werden und zu flocken.

Dieses Olivenöl flockt. Ist es deshalb schlecht?

Dieses Olivenöl flockt. Ist es deshalb schlecht? © Lydia Heuser

? Wie muss man Öl lagern, damit es lange hält?

Dunkel und kühl. Deshalb sind Ölflaschen in aller Regel auch aus grünem oder braunem Glas.

? Woran erkenne ich schlechtes Öl?

Das Mindesthaltbarkeitsdatum sei nicht das Entscheidende, um zu bestimmen, ob Öl noch gut ist oder nicht, so der Bio-Lebensmittelhändler. Auch hier gelte, wie bei allen Lebensmitteln, sich auf die Sinne verlassen. „Schlechtes Öl riecht ranzig“, so Ludger Vollmer. Und: einmal geöffnet, bauen sich die Vitamine schnell ab. Bei Weizenkeimöl sei das besonders schnell der Fall.