„Wie man sich bettet, so liegt man“. Dieses geflügelte Wort wird schon in der Sprichwörtersammlung von Tunnicius (1515) erwähnt. In der Neuzeit populär gemacht wurde es aber mit einem Lied aus den Federn von Bertolt Brecht und Kurt Weill im Stück „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von 1930.
Auch wenn dem Spruch natürlich viel Tiefe und Weisheit weit über die Bettstatt hinaus inne wohnt, so weiß man als älter werdender Mensch doch auch um die wortwörtliche Bedeutung des Ausspruchs. Ein malader Rücken ist viel zu oft auf ein schlechtes Bett mit einer noch schlechteren Matratze zurückzuführen.

Wie die Qualität eines guten Bettes zu beurteilen ist, darüber gibt es ebenso viele Ratgeber wie Betten- und Matratzenhersteller. Und noch viel mehr Meinungen. Härtegrade, Federvarianten, Materialarten und Glaubensfragen machen die Wahl eines Bettes heutzutage zum Albtraum für entscheidungsschwache Menschen.
Nur eins ist heute fast schon vor dem Bettkauf klar, wenn der Geldbeutel nicht gar zu schmal gepolstert ist: ein Boxspringbett muss es schon sein. Die hoch liegenden Betten aus den Vereinigten Staaten oder Skandinavien (je nach Bettaufbau) sind ein Muss, wenn man den Prospekten der Möbelmärkte glauben darf.
Längst vorbei sind die Zeiten, als ein robustes Bettgestell aus Holz das Maß aller Dinge war, als ein solches Bett ganze Generationen einer Familie überdauerte, höchsten die Matratzen alle 30 Jahre getauscht wurden. Besser waren die Zeiten nicht, das will ernsthaft sicher niemand behaupten. Nachhaltiger schon, dem kann auch kaum ein Mensch widersprechen.
Aber die Zeit der unverwüstlichen Bettstellen ist Geschichte. Die Alkoven-Betten, die Himmelbetten sind passé, selbst die einst so populären französischen Metallbetten sind heute kaum noch gefragt. Verständlich sicher, wenn man nicht auf rhythmisches nächtliches Quietschen steht. Auch das Wasserbett führt heute nur noch ein verschämtes Nischendasein, aus dem es allerdings zeitlebens nie so recht heraus gekommen ist. Auch wenn die Wasserbettenhersteller bis heute damit werben, dass sie viel rückenfreundlicher seien als Matratzenbetten.
Rückenfreundlich sollten auch die Futonbetten sein, die einst aus Japan in unsere Geschäfte gespült wurden. Das bodennahe Schlafen auf den dünnen Futon-Matratzen auf spartanischen Holzgestellen war eine Zeit lang auch in Deutschland der ganz heiße Scheiß. Auch wenn die Futons hierzulande wenig mit dem Ursprungsgedanken im Land der aufgehenden Sonne zu tun hatte.
Durchgesetzt hat sich das Futon bei uns aber nie, dafür steht in bundesdeutschen Schlafzimmern heute zu sehr der Komfortgedanke im Mittelpunkt. Und dem wird ein richtige hohes Boxspringbett nun mal eher gerecht als ein Futon, vom dem man sich als reiferer Mensch zunächst mühsam auf den Fußboden rollen muss, ehe man die steifen Glieder in die Vertikale entfalten kann.
Da ist das Boxspringbett doch viel näher dran am hohen Pflegebett, dass uns im Alter droht. Ist doch wahr...
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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