Belvona, der Ärger und kein Ende: Seit Wochen beschweren sich Mieter der Firma in Castrop-Rauxel vom Schophof und vom Bennertor über Widrigkeiten in den Häusern, in denen sie wohnen, und mangelnde Kommunikation. Immer wieder tragen sie bei dem Immobilienunternehmen mit laut eigener Aussage „14.000 glücklichen Mietern“ ihre Probleme vor: das fehlende Licht im Flur, defekte Fenster auf dem Dachboden, tropfendes Wasser aus der Decke im Keller, nicht funktionierende Fahrstühle, Türöffner und Gegensprechanlagen.
Jetzt öffnete uns Mieter Avni Köse (38) die Tür zum Hochhaus Am Bennertor, die ohnehin stets offen steht, weil sie sich aus den Wohnungen heraus nicht mehr öffnen lässt. Er sammelt seit Monaten die Defizite zusammen mit seinem direkten Nachbarn Stefan Endler, versucht sie immer wieder anzubringen. Aber Belvona reagiere unzureichend.
Bei unserem Besuch sehen wir Taubendreck auf dem Dachboden, weil eine defekte Fensterscheibe dort nur notdürftig repariert wurde. Wir gehen durch ein dunkles Treppenhaus, weil nur auf wenigen Etagen das Licht funktioniert. Der Fahrstuhl ist dabei erstmals seit Wochen wieder in Betrieb, sagt Köse. Besser weiß es noch Nachbar Stefan Endler: Der schreibt alles haarklein auf und führt Buch über die Schäden.
Türöffner und Gegensprechanlage seien defekt. Wegen der stets offenen Haustür könnten wenigstens Post und Pakete zugestellt werden. Auf dem Aushang im Flur ist ein freundlicher Ansprechpartner genannt – der seit fast einem Jahr wohl nicht mehr für Belvona arbeitet.

Schwierigkeiten bei der Mülltrennung, Kosten für nicht verfügbaren Kabelanschluss, für Außenpflege, obwohl das Haus am Bennertor keine Grünanlagen habe, ein verdrecktes Treppenhaus: All das seien Mankos, die Stefan Endler regelmäßig kritisiere. Problemlösungsabsichten, sagt er, erkenne er kaum.
„Der ganze Abfall im Haus wird vom Hausmeister in die Restmülltonne geleert. Das sind hohe Entsorgungskosten und es ist ökologisch eine Sauerei“, meint Endler. Er sehe das „mittlerweile als Mobbing, um Mieter mit günstigeren Mietpreisen aus dem Haus zu bekommen“. Die Nettokaltmieten neu vermieteter Wohnungen lägen hier rund 200 Euro über seiner Miete.
Ob dahinter eine Strategie liegt, ist eine Unterstellung, die sich nicht nachweisen lässt. Aber die Immobiliengesellschaft schafft es mit dieser Art, Mieter loszuwerden. „Ich ziehe hier definitiv aus und werde Belvona schadenersatzpflichtig machen“, kündigt Endler an. Er wohne laut Mietvertrag auf 61 Quadratmetern und sei seit Februar 2017 im Haus. Etwas länger noch als Avni Köse.
Bedauern bei Belvona-Sprecherin
Für Belvona spricht Jasmin Spencer mit unserer Redaktion, stets freundlich und sachbezogen. Sie antwortete kürzlich: „Wir bedauern, dass unsere Mieter weiterhin Schwierigkeiten haben, uns zu erreichen. Wir haben aktuell eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet, um die eingeschränkte telefonische Erreichbarkeit zu kompensieren. Unsere Mieter können uns aktuell am schnellsten über mieteranliegen@belvona.de erreichen.“
Mit der Reparatur des defekten Aufzugs habe man einen Fachbetrieb mit der Instandsetzung beauftragt. Dabei seien weitere Mängel festgestellt worden. Ein Ersatzteil habe eine längere Lieferzeit gehabt.
Weiterhin habe man aufgegriffen, dass seitens der Mieterschaft der Wunsch besteht, eine Bio- sowie eine Papiertonne zu erhalten. „Wir werden dies gerne veranlassen“, sagt Spencer auf Anfrage unserer Redaktion. Eine korrekte Mülltrennung obliege allerdings den Mietern selbst.
Avni Köse hat die Miete reduziert, sagt er. Er habe Mahnungen erhalten, aber er ignoriere sie. Dass er belangt werde, fürchte er nicht. Er sei durch eine Herzerkrankung auf den Fahrstuhl angewiesen. Ein Fenster in seiner Wohnung wehe öfter vom Wind auf, wenn es auf Kipp gestellt sei. Für Licht im Flur habe er selbst eine Glühlampe ausgetauscht.
Ein düsterer Rundgang durchs Belvona-Haus Am Bennertor auf rn.de/castrop
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