Person schaut in Richtung Eingang des Kauflandes Castrop-Rauxel.

Im Kaufland und auch aus anderen Supermärkten in Castrop-Rauxel hört man, dass Beschäftigte von Kunden angefeindet werden. Dabei können sie für die Preissteigerungen der vergangenen Monate nichts. © Sophia Wibbeke

Angeschrien und beleidigt: Verkäuferin über Alltag im Kaufland Castrop

rnWegen steigender Preise

Was Mitarbeiter im Kaufland Castrop ertragen müssen, sprengt jede gute Sitte. Auf unseren Bericht über Preissteigerungen meldete sich eine Verkäuferin, die uns das Ausmaß der Aggression schildert.

von Sophia Wibbeke

Castrop-Rauxel

, 06.07.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Krieg in der Ukraine treibt die Preise nach oben und trifft die Menschen, wo es wehtut: In der Grundversorgung. Das sorgt für Verzweiflung und Zorn, den die Supermarkt-Kundschaft offenbar immer stärker an den dortigen Mitarbeitern auslässt. Obwohl die gar nichts für die Preise können.

Wir sprachen mit Yelena, seit sieben Jahren Verkäuferin im Castrop-Rauxeler Kaufland. Sie erzählt uns über ihre Erlebnisse.

Eingangsbereich des Kauflandes Castrop-Rauxel.

Eingangsbereich des Kauflandes Castrop-Rauxel. Wie alle anderen ist auch die bekannte Supermarktkette von den Preiststeigerungen betroffen. © Sophia Wibbeke

„Ich ärgere mich doch auch“, äußert sie direkt und zeigt sich dabei empathisch. Verständlich, denn als normale Mitarbeiterin habe sie nicht nur keinen Einfluss auf die Preise. Im Gegenteil. Sie zeige sich bei den täglichen Preiserhöhungen ebenfalls schockiert: „Das sind oft keine Steigerungen von zehn Cent mehr. Wir sprechen hier von 40 oder 60 Cent. Manchmal sogar von einem Euro.“

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Im Zwiespalt

Wenn die Stimmung dann noch so geladen ist „traut man sich gar nicht mehr, den Kunden die Preise auf Nachfrage mitzuteilen. Wir gehen nur noch gestresst zur Arbeit“, erläutert Yelena den Zwiespalt, den sie und ihre Kolleginnen und Kollegen aushalten müssen.

Sie müsse genau wie jeder andere Kunde und jede Kollegin ganz normal einkaufen. Mit allen Preiserhöhungen, die das mit sich bringt. „Ich werde hinter der Theke aber auch auf der Ladenfläche oft grundlos beleidigt“, schildert die Verkäuferin. Worte wie „Schlampe“ sollen gefallen sein und das klassische Repertoire, dass sie „zu dumm“ oder „zu unfähig für die eigene Arbeit“ ist, sei ebenso dabei.

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Zwischen Kunden erlebte sie sogar kleinere Handgreiflichkeiten, bei denen allerdings nicht immer klar sei, inwiefern das durch die Preise angestoßen wurde. Klarer ist das bei der Tatsache, dass es vermehrt dazu kommt, dass aus unbeaufsichtigten Rollatoren oder Einkaufswägen, Ware entnommen wird. „Möglicherweise denken einige, ihnen Stünde der Liter Milch mehr zu als einer Rentnerin“, spekuliert Yelena.

Selten war es so schlimm

Eine solche Intensität an Unfreundlichkeit habe sie in 13 Jahren in dem Job (sieben davon im hiesigen Kaufland) nur einmal vergleichsweise erlebt. Das sei am Anfang der Covid19-Pandemie gewesen. „Mir tun bei einer solchen Entwicklung hauptsächlich die ärmeren Familien und Menschen in Rente Leid“, sagte sie in Anspielung auf die Preissteigerung und zugleich das rücksichtslose Verhalten der Kundinnen und Kunden.

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Eine Besserung oder Lösung sehe Yelena nicht: „Sofern die Preise weiter so steigen, wird die Situation für uns eher noch schlimmer“, vermutet sie. Im Kundenkontakt, sagt sie, müsse eine Lösung von jedem selbst kommen: „Mit einigen kann man gut reden, manche andere gehen aber direkt hoch und schreien uns an. Jeder Mensch muss selbst an sich arbeiten.“