
Ernährungsexpertin Grabriele Graf erklärt, was in den Einkaufswagen darf. © picture alliance / dpa
Achtung! Nicht die Einzelhändler befeuern die hohen Lebensmittelpreise
Meinung
Wer einkauft, merkt: Da stimmt etwas nicht. Preise steigen. Bei einzelnen Produkten wuchern sie, wie Kunden in Castrop-Rauxel beklagen. Unser Autor meint: Adressiert die Richtigen mit der Kritik!
Wer statt sonst 35 Euro nun 50 Euro an der Kasse bezahlt, statt 70 Euro nun 100 Euro: Der ist verärgert. Das ist keine Frage. Auch ich wundere mich manchmal, wie sich die Preise in den vergangenen Monaten entwickelt haben, und frage mich, wohin das wohl noch führen wird. Aber wem die Schuld geben?
Unsere Umfrage vor Supermärkten in Castrop-Rauxel hat ein klares Bild ergeben: Die Leute sind schockiert, sprechen von „Wucher“. Bei manchen richtet sich der Ärger aber gegen die Falschen.
Wer den Händler in Castrop-Rauxel beschimpft, der greift zu kurz. Ja, es gibt immer auch mal den Effekt in der Wirtschaft, dass sich Geschäftsleute an Preisentwicklungen dranhängen, ihre Marge erhöhen und die Schuld dann auf die Gesamtentwicklung schieben.
Das hat man vor Wochen den Tankstellenbetreibern, oder besser, den Ölkonzernen unterstellt, als die Preissenkungen durch den „Tankrabatt“ nach wenigen Tagen wie „aufgefressen“ wirkten. Im Lebensmittelhandel kann man eher davon ausgehen, dass das hier nicht funktionieren würde. Dieser Markt im täglichen Bedarfssegment ist so umkämpft, dass Preisabsprachen kaum denkbar sind. Wenn, dann ging es bisher eher in die andere Richtung: nach unten. Nicht umsonst sind (oder waren) Fleisch und Milch in Deutschland im Discounter so ungesund billig, dass die Produktion sich damit nicht einmal bestreiten ließ.
Wer meckert, sollte die adressieren, die wirklich etwas dafür können. Diese Preistreiberei hat ihren Ursprung in einem unmenschlichen und unverantwortlichen Krieg, der alle Wirtschafts- und Diplomatie-Strukturen nachhaltig verändern wird. Die höheren Lebensmittelpreise, die wir zu spüren bekommen, sind wohl bei weitem nicht die schlimmste Auswirkung dieses Krieges.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
