Die Stimmung in Merklinde ist seit den ersten Rodungsarbeiten am Dienstag angespannt. Viele Anwohner sind in Aufruhr über das Ausmaß der gefällten Bäume. „Es wirkt apokalyptisch, was die letzten Tage passiert ist“, erzählt eine Anwohnerin. Das Verständnis scheint ausgereizt.
Gerade die Lärmbelästigung mache den Anwohnern aber zu schaffen. Wilhelm Austermühle findet dazu klare Worte: „Der Lärm vom Schreddern und dem Abholzen ist eine zusätzliche Zumutung. Die Hauser zittern, die Gläser in den Schränken klirren.“ Dabei sei vor allem die Uhrzeit, wann gearbeitet wird, entscheidend. „Um 22.20 Uhr habe ich die Polizei in Castrop-Rauxel angerufen. Da die Polizei unterbesetzt ist, bin ich kurz nach 23 Uhr selbst zum Baggerfahrer gegangen und habe ihn aufgefordert, den Lärm einzustellen“, ergänzt er.
Ulrich Böhner, der bereits einiges gegen diese Maßnahmen unternommen hat, ist wegen des Lärms ebenfalls sauer. „Bei uns im Keller fallen Sachen aus den Schränken und um 20.15 Uhr ist meine Frau, dann raus und hat sich beschwert.“ Wilhelm Austermühle und Ulrich Böhner beziehen sich bei ihren Beschwerden auf die Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, das untersagt, dass „Geräte und Maschinen nach dem Anhang an Sonn- und Feiertagen ganztägig sowie an Werktagen in der Zeit von 20 bis 7 Uhr nicht betrieben werden“ dürfen.

Neben den privaten Belangen der Lärmbelästigung spielt aber auch weiterhin der Naturschutz eine große Rolle im Ärger der Anwohner. „Die aufgeforstete Fläche in Pöppinghausen bringt den Tieren und Anwohnern in Merklinde nicht viel“, ergänzt eine Anwohnerin. Auf der mittlerweile sehr kahlen Fläche entlang des Schwarzen Weges, also von der Bövinghauser Straße in Richtung des Sportplatzes vom SuS Merklinde, kommt es den Anwohnern so vor, als wären mehr Bäume gefällt worden als von der Stadt angekündigt.
Doch was war eigentlich geplant und wird etwa mehr gerodet als angekündigt?
Der Plan der Stadt
Für die Umsetzung des Radweges seien einige Planungsvarianten vorgesehen gewesen. „Eine ehemalige Planungsvariante hat den Verlauf auf dem Schwarzen Weg vorgesehen. Es gibt allerdings im Verlauf Überlagerungen mit dem landwirtschaftlich genutzten Nachbargrundstück im Privatbesitz“, heißt es in einem Protokoll im Zuge einer Informationsveranstaltung im Oktober 2023. Aus diesem Problem sei die jetzige Planung entstanden, die die aktuellen Rodungsmaßnahmen nach sich zieht.
Dass die Fläche entlang der ehemaligen Lothringentrasse, von welcher noch die Reste der Schienen zu sehen sind, komplett gerodet werden soll, steht auch bereits in dem Beschlussvorschlag der Sitzungsvorlage aus 2023. Die weiteren vereinzelten Rodungen im Waldstück beim Jägerweg sind ebenfalls in dem Beschluss zu finden. „41 Gehölze mit einem Stammumfang ab einschließlich 80 cm und weitere vegetative Gehölzstrukturen aus mehrstämmigen Strauchwerk und Jungaufwüchsen betroffen“, heißt es Ende Januar von der EUV Stadtbetrieb Castrop-Rauxel auf Nachfrage einer Anwohnerin. Bei einer ersten Begehung mit Ulrich Böhner soll zunächst von fünf Bäumen in diesem Bereich und dann bei einer Bürgerversammlung von 20 zu fällenden Bäumen gesprochen worden sein.
Ob die Baum-Anzahl der Stadt mit der jetzigen tatsächlichen Rodungen genau übereinstimmen, bleibt abzuwarten bis die Arbeiten in diesem Bereich endgültig abgeschlossen sind.
