Die Bäckerei Auffenberg trennt sich von einem ihrer offensichtlich gut angenommenen und laufenden Standorte. Das kündigte Isabel Auffenberg am Donnerstag (15.6.2023) an. Zum Ende des Monats Juni schließt die Ickerner Familie das Kaffeehaus am Münstertor in der Castroper Altstadt.
Das Tragische daran: Eigentlich läuft das Geschäft in diesem Lokal sehr gut. „Es ist ein tolles Café“, sagte Isabel Auffenberg im Gespräch mit unserer Redaktion. Dennoch gehe es nicht mehr anders, so die Chefin. Es fehle an Fachpersonal für den Verkauf und die Bewirtung in dieser relativ personalintensiven Filiale.
Das Familienunternehmen mit 104 Jahren Tradition verliert damit eines von sechs Geschäften. Das Stammhaus am Vinckeplatz mit Backstube und Verkaufslokal, das Café am Marktplatz, die Verkaufstheke bei Edeka Lasarz, das Café in Henrichenburg, die ehemalige Bäckerei Wulff in Dortmund-Huckarde (Rahmer Straße 33): Diese Standorte bleiben bestehen. Das Kaffeehaus am Münsterplatz in der Castroper Altstadt aber nicht.
„Wir haben schon viele Gespräche darüber geführt, mit dem Bürgermeister, mit allen erdenklichen Stellen in der Stadtverwaltung. Aber es zeichnet sich keine Lösung ab“, so Auffenberg. Rajko Kravanja habe das als Trauerspiel bezeichnet und von seinen Erfahrungen im Gespräch mit anderen Unternehmen berichtet. Überall klage man über fehlende Fachkräfte.

Auf der Website findet man groß „Wir bilden aus“. Aber während es im Back-Handwerk noch ordentlich laufe und man alle Azubi-Stellen für Bäcker und Konditoren habe besetzen können, sei das im Verkauf anders: Eine Stelle sei besetzt, vier Ausbildungsstellen frei. „Wir können die Geschäfte nicht mehr bedienen. Wir müssen die Fachkräfte aus dem Kaffeehaus in die anderen Cafés ziehen. Es kommt nichts mehr nach“, erklärte Isabel Auffenberg am Donnerstag.
Mit Aushilfen könne man auffüllen, „aber eben nicht nur. Wir wollen die Kunden fachgerecht bedienen, zum Beispiel, wenn sie Allergien und Unverträglichkeiten haben“, so Auffenberg. Im Kaffeehaus benötige sie das meiste Personal. Und dort komme man recht zügig aus dem Mietvertrag mit Eigentümer Magnus Heier heraus. „Er würde alles tun, damit wir offen halten können“, sagte Auffenberg.
Ein Hintertürchen für die Schließung ließ sie sich im Gespräch mit unserer Redaktion noch offen. „Würden sich jetzt noch genug Leute melden, gelernte Leute wohlgemerkt, dann würden wir recht schnell wieder aufmachen. Familie Heier würde uns voll unterstützen und auch bei einem möglicherweise notwendigen Umbau noch mal helfen“, so Auffenberg.
Aktuell seien ihr Mitarbeiterinnen erkrankt, in Rente gegangen oder stünden kurz vor dem Ruhestand. „Einige wollen Home-Office, eine Vier-Tage-Woche, nicht am Wochenende arbeiten – das ist der allgemeine Trend, aber das können wir in unserer Branche nicht anbieten.“ Einige ihrer Mitarbeiter scheuten inzwischen den direkten und täglichen Kundenkontakt, „weil sei von Kunden bedroht oder beschimpft werden“, so Auffenberg. Das Kundenverhalten habe sich seit Corona verändert, die Unzufriedenheit der Menschen schlage sich da oft nieder.

Das Kaffeehaus öffnete erstmals unter der gelben Auffenberg-Flagge am 1.11.2021. Die Miete wird gefördert vom Projekt des Innenstadt-Managements zur Bekämpfung von Leerständen in der Altstadt. „Wir bräuchten drei oder vier gelernte Fachverkäufer/-innen“, so Auffenberg. Und: „Es ist ein tolles Café, es ist ein gut laufender Standort. Liefe es schlecht, wäre es für mich viel leichter. Aber so tut dieser Schritt sehr, sehr weh. Er hat mich schon viele schlaflose Nächte gekostet.“
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