Isabel und Alexander Auffenberg starten in der Castroper Altstadt ein neues Projekt, ihre sechste Filiale. Im Interview erklärt die Chefin, was sie bisher davon abhielt und wie es dann doch dazu kam.

© Bäckerei Auffenberg

Auffenberg wächst: Warum der Bäcker die Altstadt bisher gemieden hat

rnNeues Bäckerei-Café

Die Bäckerei wächst, obwohl sie gar nicht wachsen wollte: Jetzt eröffnen Isabel und Alexander Auffenberg ihre sechste Filiale in der Castroper Altstadt. Ein Interview über Konkurrenz und Chancen

Castrop-Rauxel

, 29.10.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Im Sommer 2020 waren sie eigentlich zufrieden mit ihren vier Filialen, sagten sie, und machten kurzerhand die fünfte auf. Damit waren sie gut zufrieden – doch nun machen sie die sechste auf. Bäckerei Auffenberg, Traditionsbäckerei seit 102 Jahren aus Ickern, ist auf Expansionskurs. Aber warum eigentlich? Wir sprachen mit der Geschäftsführerin Isabel Auffenberg über Strategien und Gelegenheiten, über gute Fachkräfte und neue Ideen für ihre geplante Eroberung der Castroper Altstadt und was das mit dem Ende der Konditorei in der Residenz zu tun hat.

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Wir haben gelb-weiß gestreifte Plakate in der Castroper Altstadt gesehen. Dort eröffnen Sie nun also die nächste Filiale?

Ja, genau so ist es.

Wie kommt es dazu? 2020 hatten Sie gesagt, Sie wollten gar nicht erweitern, aber dann übernahmen Sie den Huckarder Bäcker Wulf…

Das beruhte auf einem Angebot des Vermieters Magnus Heier, der auch an anderen Standorten unser Vermieter ist. Er führte das Lokal in Castrop bislang selbst mit einem Geschäftspartner, aber durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Situation hat er uns das Lokal angeboten. Wir beschäftigen uns seit zwei Monaten mit diesem Gedanken und haben uns entschieden: Wir machen das mal. Das ist alles sehr kurzfristig gewesen, aber es passt, glaube ich, gut.

Wie bekommen Sie so schnell das Personal dafür?

Wir stellen aktuell Leute ein und suchen auch noch Bäckerei-Fachverkäufer, im Minijob aber auch in Vollzeit. Alles ist möglich. Vom Kaffeehaus konnten wir kein Personal mehr übernehmen, denn das hat die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns nicht überdauert.

Sind das die ersten Avancen von Herrn Heier für diesen Standort?

Naja, seit 21 Jahren arbeiten wir zusammen am Ickerner Markt. Und die Zusammenarbeit ist sehr gut. Vor einem Jahr gab es Gerüchte, aber das konkrete Angebot kam jetzt. Vor ein paar Jahren hat Magnus Heier uns schon einmal angesprochen, aber damals war das kein Thema, weil die Stadt schon einen guten Konditor hatte – Stichwort Residenz. Da wären wir niemals in die Stadt gegangen, weil Herr Schmale-Baars ein von uns sehr geschätzter Kollege war.

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Was spricht denn für den Standort, was dagegen?

Wir haben ein wenig Sorge wegen der Parkplatzsituation: Man kann dort nicht direkt vor der Tür parken, wie das sonst bei Bäckereien ist. Wir werden da unseren Schwerpunkt aber auch mehr auf die Gastronomie legen. Das ist dann für uns das größte Café mit 55 Sitzplätzen, in Ickern haben wir 30 bis 35 und in Henrichenburg ebenso viele. Dort sind das doppelt so viele. Und draußen können wir auch Tische aufstellen.
Das Schöne an der Lage ist: Man sieht in alle Richtungen gut, wer da lang läuft, wer aus dem Bus aussteigt, wer in der Apotheke einkauft. Das ist für viele Kunden ein Faktor. Der Laden ist sehr schön, von der Ausstattung, von den Farben. Das haben wir alles von Familie Heier übernommen. Wir mischen da nun noch unseren eigenen Stil mit herein, dann kann es los gehen.

Die Bäckerei Auffenberg

  • Auffenbergs Bäckerei und Konditorei hat ihre Backstube und einen Verkaufsraum an der Vinckestraße in Ickern. Seit 1919 ist sie dort ansässig.
  • Außerdem gibt es seit 21 Jahren ein Café am Ickerner Markt mit 35 Plätzen, eine Verkaufstheke mit dem Namen Brot.Zeit im Eingangsbereich des Edeka Lasarz ebenfalls am Marktplatz und ein weiteres Café mit 35 Plätzen an der Lambertstraße im Zentrum von Henrichenburg.
  • Im Jahr 2020 übernahmen Alexander und Isabel Auffenberg den Standort und die Mitarbeiter des alteingesessenen Huckarder Bäckers Wulf.
  • Im November 2021 folgt nun das sechste uns bis dato größte Lokal am Münstertor in Castrop.

Was werden Sie tun, um als Café zu punkten?

Unser Schwerpunkt ist und bleibt wie in Ickern und Henrichenburg, dass wir eine Konditorei und Bäckerei sind. Wir werden in der Altstadt aber ein paar Specials anbieten: Die Waffelkarte wird erweitert. Wir werden einen Gemeinschaftstisch schaffen, der täglich zwischen 16 und 18 Uhr Platz bietet für Leute, die allein kommen und sich mit anderen zu einem Abendbrot treffen. Wir bieten dafür Abendbrot-Platten an, irgendwie in Form eines Candle-Light-Dinners. Das Konzept haben wir selbst es bei einem Italiener in Recklinghausen kennengelernt und fanden es ganz toll. Denn es gibt viele einsame Leute. Wenn man die Abstände einhält, besteht hier trotz Corona die Möglichkeit, mit anderen Leuten gemütlich ins Gespräch zu kommen. Das zeigt sich auch bei uns in Ickern, wo die Seniorenwohnungen oben drüber sind.

Sie sind nicht das einzige Café und die einzige Bäckerei in der Altstadt sein: Schickentanz, Grobe, Kamps, Malzers sind allesamt nicht weit, das Café Antik ist auch nah. Wird das ein harter Kampf?

Ein neues Projekt von Null hätten wir nicht angefangen. Wir haben es gemacht, weil wir nicht viel anschaffen mussten, weil unsere Backstubenkapazitäten das noch hergeben und weil wir aus der Übernahme von Wulf in Huckarde sogar Überkapazitäten haben. Wir haben alle Mitarbeiter übernommen, sehr gute Leute, die man heute auf dem freien Markt kaum bekommt. Die ziehen wir seit einem Jahr mit durch und sind froh, dass wie sie nun stärker beschäftigen können.
Wir werden den Wettbewerb nicht unterschätzen, aber wir hoffen, als Handwerksbäcker dort Anerkennung zu finden. Unser Vorteil ist, dass wir Castroper sind. Wir kennen viele Leute hier, haben ein großes Netzwerk, die Leute haben einen Bezug zu uns. Wir sind quasi die Bäcker zum Anfassen.

Schaffen Sie das Wachstum?

Manchmal ergibt sich das. In Huckarde war dieser tolle Bäcker, der uns angefragt hat, ob wir seinen Laden weiterführen wollen. Dann guckt man sich das an und entscheidet. Das Team hing dort mit dran, ein ausschlaggebender Punkt für uns. Das mit Familie Heier hat sich nun auch so ergeben: Sie sind ehrlich und bodenständig. Wenn sie ein Angebot machen, weiß man, dass es fair ist.

Und nun eröffnen Sie an einem Feiertag, an Allerheiligen. Kommt das gelegen?

Wir wollen einen langsamen Einstieg finden und nicht gleich überrollt werden. Dann bekommt man gleich schlechte Bewertungen im Internet, das wollen wir nicht riskieren. Wir machen darum nur Mund-zu-Mund-Propaganda, mussten aber am Mittwoch die Lichtwerbung draußen anbringen. Seitdem hängen nun auch die Plakate in den Scheiben. Wir machen am 1.11. von 7.30 bis 17 Uhr auf – und ab dann sieben Tage die Woche. Werktags von 7 bis 18 Uhr, samstags von 7 bis 14 Uhr, sonntags und Feiertags von 7.30 bis 17 Uhr. Nur Neujahr nicht: Da werden wir alle Läden geschlossen lassen.