Wie entwickeln sich die Baugebiete der Stadt? Wir haben nach und nach alle Investoren und die Stadtverwaltung selbst dazu befragt. Denn die Immobilien- und Baukostenkrise macht sich deutlich bemerkbar: Welcher Privatmensch kann sich in dieser Lage noch ein Baudarlehen über eine halbe Million Euro leisten? Die Zinsen sind seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges erheblich gestiegen.
Nach Dornieden (Beerenbruchviertel) und der Tecklenburg GmbH (Mariengärten), die Insolvenz anmelden musste, sowie Wolfgang Marbach für das angedachte Baugebiet in Dingen (Waldquartier Dorloh plus), hörten wir auch bei RAG MI nach: Die Ruhrkohle AG war Inhaberin der Flächen nördlich der Pallasstraße bis zur A42 (Briloner Straße), wo sich früher Wetterschacht 5 der Zeche Erin befand. Auch wenn das Baugebiet derzeit nicht danach aussieht: Sie meldet längst eine „Ausvermarktung“. Was bedeutet das konkret?
Die RAG MI brachte das Areal – das zuvor in Teilen an einen Landwirt verpachtet war und in einem hinteren Teil rund um den Schacht selbst natürliche Brachfläche – in Bebauungsreife und trieb das Projekt voran. Hier sollte „Ruhiges Wohnen in zentraler Lage“ möglich werden. 40 Grundstücke und 100 Wohneinheiten auf 3,1 Hektar, mit diesem Ziel ging die RAG Montan Immobilien im Herbst 2020 auf den Markt. Anfang 2022 stand der erste Rohbau eines freistehenden Einfamilienhauses.
Zu dem Zeitpunkt war das neue Feuerwehrgerätehaus für den Löschzug Rauxel-Dorf schon fertig. Denn die Stadt Castrop-Rauxel erwarb selbst zwei große Grundstücke: eines für die Feuerwehr, für die die Garagengröße und sonstiger Platzbedarf im Hof Schulte-Rauxel nicht mehr reichte; und eines für eine Kita, die hier gegründet werden soll. Von einem Bau ist hier noch nichts zu sehen.


Derweil wachsen einige Einfamilienhäuser in Stadtvillen-Architektur weiter in den Himmel. Erste Familien wohnen hier bereits. Aber noch nichts zu sehen ist von anderen Gebäuden, unter anderem den Mehrfamilienhäusern entlang der Pallasstraße. Warum nicht?
Das liegt nicht am Vermarkter: Die Baugrundstücke im Baugebiet „Am Wetterschacht“ sind vom Flächenentwickler vollständig verkauft worden, teilen die RAG MI und die Stadtverwaltung mit. Die Kita an der Pallasstraße sei als Ersatzbau für die Kita Swabedoo an der Bergstraße auf Schwerin vorgesehen und werde in städtischer Trägerschaft betrieben. „Gruppenstruktur und Bauform werden zurzeit mit dem Landesjugendamt und den Fachbereichen abgestimmt“, sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi. Realisierungszeitraum: offen.

Und was ist mit den anderen Grundstücken für die Wohnhäuser? „Die beiden Mehrfamilienhäuser sowie die Baufläche im Zentrum des Gebiets wurden von einem großen Akteur erworben, der die Bebauung im geförderten Wohnungsbau umsetzen möchte“, sagt Fulgenzi. Die Abstimmung unter wechselnden Förderbedingungen habe „einige Zeit in Anspruch genommen“. Zwischenzeitlich seien jedoch diese Fragen und auch die Baugenehmigungen geklärt.
Über den geplanten Baubeginn lägen der Stadt jedoch noch keine Informationen vor.
Wie ist es im Beerenbruchviertel, in Dingen und anderswo? Mehr Immobilien-News auf rn.de/castrop
Baugebiet „Dorloh plus“ soll Premium werden: Planer erklärt, warum er trotz Krise an Plänen festhält
Probleme und Abschlüsse im Beerenbruchviertel: Bauunternehmen leidet, aber trotzt der Krise
Tecklenburg-Insolvenz: Was heißt das für die Menschen im Baugebiet Mariengärten?
Tecklenburg-Insolvenz: Was heißt das für die Menschen im Baugebiet Mariengärten?