Das Unternehmen DBQ Deutsche Bauland- und Quartiersentwicklung GmbH macht weiter: Der Geschäftsführer Wolfgang Marbach aus Duisburg hält an seinen Plänen für ein herausragendes Baugebiet in Castrop-Rauxel fest. Es ist zwar nicht groß, aber es soll auf einem einstigen Zechenstandort entstehen. Direkt am Waldrand. Und so nachhaltig und klimaeffizient wie sonst kein anderes Baugebiet in Castrop-Rauxel.
Doch es ist still darum geworden. Warum? Wir fragten nach, sprachen über nachhaltiges Bauen und die Zinsproblematik und ob und wann es zur Realisierung kommt.

Herr Marbach, angesichts der hohen Zinsen haben wir offenbar eine neue Wohnbaukrise in Deutschland erreicht. Treten Sie von Ihren Plänen in Dingen zurück?
In der Tat ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns dies vorgestellt haben. Dies hatte zuletzt allerdings vorwiegend mit einem unserer Gesellschafter zu tun, der zwischenzeitlich das gesamte Projekt infrage gestellt und damit die Weiterentwicklung um mehr als ein Jahr ausgebremst hatte. Mittlerweile ist er ausgeschieden.
Sie machen also ohne ihn weiter, wie Sie es vorhatten?
Durch diese Probleme konnten wir leider nicht das Genehmigungsverfahren zum Baurecht abschließen, obwohl nur noch Kleinigkeiten fehlten. Das wollen wir jetzt aber umgehend nachholen. Am 30. Januar haben wir dazu einen erneuten Abstimmungstermin mit der Stadt, um die letzten offenen Fragen zu klären, und erhoffen uns dann, dass der B-Plan bei der Ratssitzung im April verabschiedet werden kann.
Der Einbruch im Immobiliensektor hat Sie also nicht beeinträchtigt?
Er stellt die Wirtschaftlichkeit eines solchen Projektes schon infrage. Hier insbesondere, weil die geplante Flächenreaktivierung sowieso schon mit zusätzlichen Anforderungen zur Aufbereitung des Baugebiets belastet ist. Es verschiebt die Wirtschaftlichkeit in mikroskopische Dimensionen.
Dann müsste man den Aufwand ja vielleicht gar nicht erst eingehen.
Unser Vorteil war, dass wir das Projekt bisher aus eigenen Mitteln finanzieren konnten und nicht durch Zinsen und Rückzahlungspflichten belastet werden. Dadurch droht uns im Gegensatz zu manchem anderen auch keine Insolvenz. Hinzu kommt, dass große Gewinne von vornherein nicht unser Anliegen waren, sondern die Schaffung eines nachhaltigen, zukunftsweisenden Quartiers, über das man weit über Castrop-Rauxel hinaus spricht, quasi mein berufliches Vermächtnis und Vorbild für die nachfolgende Generation.

Das klingt groß. Halten Sie denn nun daran fest?
Ich halte erst einmal weiter daran fest, dass wir, wenn wir nachhaltig klimaschonend bauen wollen, zuallererst vorgenutzte Flächen recyceln sollten, bevor man auf der grünen Wiese baut und unwiederbringlich Natur zerstört. Ein Neubau, der vielleicht die nächsten 100 Jahre dort stehen wird, muss heute und in Deutschland auf dem besten Stand der Technik errichtet werden. Auch wenn es komplizierter und teurer ist. Aber das sind wir der nächsten Generation schuldig.
Geht das vor dem Hintergrund, dass sich heute kaum ein junges Paar vor der Familienplanung noch ein großes Darlehen leisten kann?
Umwelt- und Klimaschutz kosten sehr viel Geld, das erst in der Zukunft zurückfließt. Wenn man nicht entsprechend fördert, wird Klimaschutz und Nachhaltigkeit nur etwas für die Reichen sein. Leider reichen unsere Reichen aber nicht, wollen wir unsere selbstgesteckten Klimaziele erreichen. Damit stecken wir aber als Entwickler mit Gewissen in einem Dilemma. Wollen wir den bestmöglichen Standard als klimafreundlicher Neubau mit Qualitätssiegel über die Nachhaltigkeit der Baustoffe im Lebenszyklus umsetzen, wird das Bauen fast unbezahlbar. Rücke ich von diesem Standard aber wieder ab, dann nehmen Nachhaltigkeit ebenso wie die Kosten ab, wodurch Sie einem weiteren Käuferspektrum die Chance geben. Heben Sie den Standard, nehmen die potenziellen Käufer ab.

Wie viele Käufer finden Sie denn für Ihr Projekt in Dingen?
Sehr zu unserer Freude hatten wir ja anfangs schon eine Nachfrage von etwa 160 Interessenten mit einem Herz für klimafreundliches Bauen für die ungefähr 35 Wohneinheiten. Im Moment haben wir rund 20 Interessenten, die immer noch gerne dort bauen wollen. Daher machen wir uns um den Vertrieb keine großen Sorgen. Durch die Größe und Art der Häuser versuchen wir, eine möglichst breite Käuferschicht anzusprechen.
Was heißt das nun unterm Strich?
Wir sind guten Mutes, noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen zu können. Allerdings wird das dann ohne mich persönlich passieren.
Warum?
Ich werde das Projekt bis zur Verabschiedung des B-Plans als Geschäftsführer begleiten. Danach werde ich mich altersgerecht aus dem Berufsleben zurückziehen. Dafür möchte ich zukünftig mehr Zeit und Geld meinem Engagement zum Schutz der Meere widmen. An einer Nachfolge im Unternehmen arbeiten wir.
Stadtverwaltung sagt nicht viel
Wir fragten auch die Stadtverwaltung zum aktuellen Stand des Projekts an. Von dort gab es keine ausführlichen Antworten. Nur soviel: „Ja, die Stadtverwaltung steht in Kontakt mit dem Investor.“ Der sei bei seinem Projekt der einzige, der Sachstände öffentlich erläutern könne, so Pressesprecherin Maresa Hilleringmann.
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