Ausbau der Emscher-Auen zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel Einschränkungen bleiben bis Sommer 2025

Emscher-Auen: Einschränkungen für Fußgänger und Radfahrer
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Metallgitter so weit das Auge reicht, hier und da auf dem weitläufigen Areal ein paar Bagger und Kleinlastwagen. „Betreten der Baustelle verboten“, steht auf gelben Schildern, wo die Metallgitter viele Wege an den Emscher-Auen versperren. Einige Kilometer lang ist der Bauzaun um das ökologische Refugium an der Stadtgrenze von Castrop-Rauxel-Ickern und Dortmund-Mengede.

Seit Dezember 2022 baut hier die Emschergenossenschaft (EG). Bis zum Sommer 2025 vergrößert sie das Fassungsvermögen des riesigen Hochwasser-Rückhaltebeckens von bisher 900.000 Kubikmetern (oder 900 Millionen Litern) auf 1,1 Millionen Kubikmeter. Das entspricht sieben Millionen Badewannen voll Wasser.

In den kommenden zwei Jahren werden darum die Dämme verschwinden, die die Emscher-Auen bisher in mehrere kleine Becken teilen. Der Abwasserverband weitet im östlichen Bereich das schnurgerade Tal, in dem die Emscher noch wie in einem Kanal fließt. Nach Fertigstellung soll sie in dem 33 Hektar (46 Fußballfelder) großen Feuchtgebiet mäandern.

Walker missachten Verbot

Wie notwendig die Erweiterung ist, zeigte sich am Abend des 14. Juli 2021. Beim Starkregenereignis war das heutige Fassungsvermögen nahezu erreicht. Die Emscher-Auen schützen zusammen mit dem im Bau befindlichen Hochwasser-Rückhaltebecken in Dortmund-Ellinghausen und dem Phoenixsee die flussabwärts liegenden Ruhrgebiets-Städte im Notfall vor Überflutung.

Anfang April 2023 klagte die Emschergenossenschaft über Vandalismus an der Baustellen-Absperrung: aufgebrochene Schlösser, verbogene und durch die Gegend geschmissene Zäune – Zeugnisse von roher Gewalt, von Vandalismus und Hausfriedensbruch.

An diesem Dienstagmittag (11.4.) sind Radfahrer und Fußgänger auf den weiterhin zugänglichen Wegen im Norden und Westen des Beckens sowie auf dem Hof Emscher-Auen unterwegs. Zwei Männer walken im sportlichen Dress, überqueren die Brücke des Stauwehrs.

Der Bauzaun mit den unübersehbaren Verbots-Schildern stört sie nicht. Die älteren Männer gehen am Zaun vorbei, laufen über den Rand des Ackers. „Sie sehen das zu locker, erlaubt ist auch das nicht“, betont EG-Sprecher Ilias Abawi im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn ihnen etwas passiert, haftet nicht die Emschergenossenschaft, sondern diejenigen, die das Verbot missachten.“

Zwei Männer hinter einem Bauzaun in den Emscher-Auen. Im Vordergrund ein Verbotsschild, das die Nutzung des Weges untersagt.
Unübersehbar sind die Verbotsschilder an den Bauzäunen. Die Walker scheinen sie wenig zu interessieren. © Uwe von Schirp

Seit dem Einrichten der Baustelle ist der Emscher-Weg in seinem bisherigen Verlauf Vergangenheit. Nach Abschluss der Bauarbeiten im Sommer 2025 wird der Fuß-/Radweg zwischen Hof Emscher-Auen und der Autobahn 45 nördlich des Beckens herführen. Der bisherige Weg wird Betriebsstraße für die Genossenschaft.

Während der Bauzeit führen gelbe Schilder die Radler über Feldwege und Nebenstraßen auf einer Umleitung durch den nördlichen Teil der Auen. Der neue Abschnitt des Emscherwegs ist Teil der Baumaßnahme.

Manch Fußgänger missachtet aktuell womöglich die Verbotsschilder, weil von den großen Bauarbeiten noch nicht viel zu sehen ist. Am Hof Emscher-Auen laufen Arbeiten für ein „blaues Klassenzimmer“. Weit entfernt, nahe der Autobahnbrücke, sind ein Bagger und Klein-Lastwagen zu sehen.

Römisches Dorf

„Ende Februar haben wir die Rodungsarbeiten abgeschlossen“, erklärt Ilias Abawi. „Jetzt wird die Baustelle eingerichtet.“ Arbeiter bereiten Flächen für Baumaterial, Fahrzeuge und Maschinen vor. Auch die Baustraßen von Mengede in die Auen und innerhalb des Baugebietes müssen sie für die schweren Lastzüge und Maschinen vorbereiten.

„Parallel laufen Abstimmungen mit dem Kampfmittel-Räumdienst.“ Ein obligatorischer Vorgang: Auch in den Emscher-Auen könnten noch Bomben und Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen.

Luftbild mit Kartierung für den Ausbau der Emscher-Auen.
Das Luftbild zeigt die Planung für den Ausbau. Die jetzt noch gerade verlaufende Emscher soll im Tal mäandern. An den hellblau markierten Flächen werden die Auen vertieft. Violette Punkte zeigen derzeitige Brutstätten für Vögel, grüne potenziell weitere. © Emschergenossenschaft (Archiv)

„Dazu gibt es eine archäologische Baubegleitung“, berichtet der EG-Sprecher. Als 2009 der Bau des Hochwasser-Rückhaltebeckens begann, stießen Emschergenossenschaft und Bauarbeiter auf Spuren eines römischen Dorfes. Werkzeuge und Gürtelschnallen aus dem Altertum lagen im Boden. „Ich erinnere mich noch an eine ganz tolle Schnalle in Delfinform“, erzählt Abawi.

Je nach Fortschritt der Untersuchungen auf Kampfmittel und Spuren aus dem Altertum rechnet er mit dem eigentlichen Beginn der Bauarbeiten im Frühsommer. „Der Bodenaushub steht dann im Mittelpunkt der Arbeiten.“ Ein Teil des Aushubs komme auf Deponien.

13.000 Kubikmeter transportiert ein Fuhrunternehmen nach Dortmund-Huckarde. Der Boden aus den Auen wird für die Modellierung des Geländes der Internationalen Gartenschau (IGA) 2027 benötigt. „Dazu bereiten wir gerade die vertragliche Vereinbarung mit der Stadt Dortmund vor“, berichtet der Sprecher des Abwasserverbandes.

Blick von den Emscher-Auen ins östlich verlaufende Tal mit geradem Flussbett.
Noch ist das Emschertal im östlichen Bereich der Auen ein Kanal mit schnurgeradem Flussbett. Im Zuge der Erweiterung verschwinden ab dem Sommer die Dämme. © Uwe von Schirp

Eine kleinere Menge benötigt die Emschergenossenschaft im „Emscher-Land“ für den Landschaftsbau im Umfeld der Brücke „Sprung über die Emscher“. Alle drei Baustellen im Emschertal hängen also miteinander zusammen. Gerade auch mit Blick auf die IGA sind sie herausragende Beispiele für den Wandel des Ruhrgebiets.

Und der Emscher: Abwasserfrei wird sie nach 30 Jahren Umbau zu einem blauen Band in grünem Umfeld. Mit Blick auf die Emscher-Auen bittet Ilias Abawi um Geduld und Verständnis. „Wir appellieren an die Menschen, die Baustellen-Absperrungen zu respektieren – auch zur eigenen Sicherheit.“

Letztlich bleibt das ökologische Kleinod während der Bauarbeiten sowohl von Ickerner als auch von Mengeder Seite aus zugänglich. Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Walker können die Natur und Artenvielfalt genießen. Und auch der Hof Emscher-Auen öffnet am Wochenende während der warmen Jahreszeit.

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