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Arzt begrüßt Impfung für Unter-Zwölfjährige: Hilft nicht nur den Kindern
Corona-Impfung
In einer Kinderarztpraxis werden immer mehr Corona-Fälle entdeckt. Der Kinderarzt würde gerne auch Kinder unter 12 Jahren impfen. Dabei denkt er nicht nur an die Kinder. Doch noch fehlt die Zulassung.
Erkältet sind gerade fast alle Kinder, die in die Arztpraxis von Frank Westerhaus kommen. Manche sind so schlapp und krank, dass ein Corona-Test folgt. Das Ergebnis: Die Zahl der Kinder, die an Corona erkranken, nimmt in Frank Westerhaus’ Praxis gerade deutlich zu. Gerne würde der Kinderarzt auch Kinder unter zwölf Jahren impfen. Und das möglichst bald. Aber nicht unbedingt wegen seiner kleinen Patienten selbst.
In Österreich wurde mit den Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen zum Wochenstart (15.11.) begonnen. Und das, obwohl die europäische Zulassung für den Corona-Impfstoff in dieser Altersgruppe noch fehlt. Die Nachfrage ist groß.
In Deutschland werden diese sogenannten „Off label“-Impfungen noch nicht offiziell praktiziert. Ärzte verabreichen sie höchstens unter der Hand. Illegal sind sie aber nicht. Ein Castrop-Rauxeler Ehepaar ist dafür mit seinen beiden Kindern sogar 100 Kilometer weit gefahren. Allgemein wartet man in Deutschland darauf, dass die für die EU zuständige Europäische Zulassungsbehörde (EMA) die entsprechenden Daten zur Studie an jungen Kindern geprüft hat. Das könnte bis zum Jahresende dauern.
„Wir werden sofort starten, wenn es die offizielle Freigabe gibt“
Frank Westerhaus gehört nicht zu den Ärzten, die U12-Kinder schon impfen. „Ich kann Kollegen verstehen, die da vorpreschen, aber bei dem Corona-Thema, da hängt so viel dran, da sollte nicht jeder eigene Regeln machen.“ Dabei steht er dem Thema offen gegenüber. „Wir werden sofort starten, wenn es die offizielle Freigabe gibt.“ Genug Impfstoff sei da. Groß bewerben werde er es allerdings nicht.

Frank Westerhaus ist Kinderarzt und Vorsitzender des Landesverbandes Praxisnetze NRW. © Detlev Sauerborn
Warum findet er Impfungen für kleinere Kinder sinnvoll? „Kleine Kinder haben wenig Impf-Nebenwirkungen“, sagt der Castrop-Rauxeler Kinderarzt und Vorsitzende des Landesverbandes Praxisnetze NRW. Auch erkranken sie nicht schwer. Einweisungen in ein Krankenhaus habe er noch nicht veranlassen müssen.
Aber, so ergänzt er: „Sie sind es, die die Infektionen weitertragen.“ Frank Westerhaus sagt: „Die vierte Welle zeigt sich auch in unseren Testergebnissen. Drei bis vier von fünf Kindern, die wir testen, sind positiv“.
Kinder können gefährdeten Familienmitgliedern gefährlich werden
Niemand habe so viele Außenkontakte am Tag wie Kinder. Auf keinen Fall der Großvater, der sich dann aber beim Enkel anstecken könne. Frank Westerhaus spricht von dem Vater mit einer Lungenerkrankung, dem Elternteil, das eine Organtransplantation hatte oder dem Krebspatienten – Menschen also, die besonders gefährdet sind, sich oft schon zum Schutz freiwillig isolieren und Sorge haben, dass das Kind die Corona-Infektion mit nach Hause bringt.
Anfragen von Eltern für ihre Kinder unter zwölf Jahren für Corona-Impfungen gebe es bereits, sagt der Kinderarzt. Geimpft wird regelmäßig in der Gemeinschaftspraxis am Stadtgarten, zwei Nachmittage die Woche. In Hoch-Zeiten waren es 180 Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren in der Woche. Zurzeit habe die Nachfrage etwas nachgelassen, 120 sind es aber auch jetzt, so schätzt er.
Mehr gehe kaum. Die Impfungen, für die auch der Freitagnachmittag zusätzlich genommen wird, würden einen großen Aufwand bedeuten. Die aktuelle Aufforderung der Kassenärztlichen Vereinigung, Advents-Impfnachmittage an Samstagen anzubieten, hat Frank Westerhaus, wie er erzählt, deshalb schmunzelnd registriert. Schon jetzt würden alle in der Praxis mehr als 50 Stunden arbeiten. Da könnten auch 8 Euro Zuschlag nicht locken.