Der Autor dieser Zeilen hat so seine geregelten Probleme mit dem Gärtnern, wie er an dieser Stelle schon beschrieben hat. Das gilt sowohl für seine generelle Einstellung als Fauna-Versager bei der Gartenarbeit als auch für das Rumgezicke bestimmter Pflanzen, die die ungeliebte Arbeit hinter dem Haus noch unbeliebter macht.
All das ist aus meiner Sicht aber alles eine Petitesse des Lebens im Vergleich zu den Mühen, die einem die Vorderseite des Hauses macht, genauer gesagt: der Vorgarten, der sich da völlig überflüssiger Weise breit macht. Während man sich hinter oder neben dem Haus noch in der Sonne aalen kann, sich auf der Terrasse im Sommer ein gutes Leben machen kann oder die Kinder/Enkel auf dem Wiesenareal herumtoben können, hat der Vorgarten null Nutzen.

Er ist halt da, will angelegt, gepflegt und bearbeitet werden, macht also das gesamte Jahr hinüber nur völlig überflüssig Arbeit, ohne in irgendeiner Weise auch nur den Hauch Ertrag zu bringen. Was beneide ich daher Menschen, die das Glück haben, dass ihr Haus direkt hinter dem Bordstein beginnt. Sie haben keinen Totraum, in denen Hunde gern ihr Geschäft erledigen, sie haben keine Fläche, aus der man im Herbst kubikmeterweise Blätter herausklauben muss, sie haben keine zusätzliche Brutstätte für hartnäckigstes Unkraut jeglicher Art.
Irregeleitete Menschen kommen nun gern auf die Idee, solche Vorgartenflächen entweder komplett zu pflastern oder, fast noch unerträglicher, in eine absolut unnatürliche Kies-Mondlandschaft zu verwandeln, aus der lediglich alle paar Meter eine bizarre Pflanze heraus ragt. Bei aller Garten-Verdrossenheit, die ich hege: Wer so vorgeht, hat kein Haus verdient, sollte in eine Beton-Vorstadt ohne jedes Grün zwangsumgesiedelt werden.
Denn meine Abneigung gegen Gartenarbeit ist ja keine Abneigung gegen die Natur. Die Natur könnte es mir an dieser Stelle, also im Vorgarten, nur etwas leichter machen, mich mit ihrer Natürlichkeit zu versöhnen. Muss denn teuflisch schlingwüchsiges Unkraut so viel besser gedeihen als teuer erkaufte und mit viel Arbeit umhegte Kulturpflanzen? Müssen Hecken in einem Tempo wachsen, dem man als Hausgärtner mit handelsüblichem Zeitkontingent einfach nicht gewachsen ist?
Und, wichtigste Frage schlechthin in dieser Jahreszeit: Könnte die Natur es nicht einrichten, dass abgeworfene Blätter, vertrocknende Stauden und ausgeblühte Sträucher sich in angemessener Zeit, also schnell, in Kompostmaterial verwandeln? Dann müsste ich nicht mit Blick auf das anstehende November-Wochenende einen Gutteil meiner kostbaren Lebenszeit im Vorgarten ackern und mir dabei den ach so bekannten Sprüche von Passanten anhören: „Sie sind ja fleißig. Wenn Sie fertig sind, können Sie bei mir weiter machen.“ Argh!!!
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.