Hochzeiten werden lange im Voraus bis ins Detail geplant. Jeder Gastronom oder Veranstalter regelt das anders.

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Anzahlung, Vertrag, einfach feiern: Jeder Gastronom plant Hochzeiten anders

rnBrautpaar-Drama

Nach dem Corona-Lockdown läuft das Geschäft mit Hochzeitsfeiern langsam wieder an. In Castrop-Rauxel sind Gastronomen geschockt von den Nachrichten über das Brautpaar-Drama vom Hof Niermann.

Castrop-Rauxel, Waltrop, Westerfilde

, 18.07.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Brautpaare sitzen in diesen Tagen beim Anwalt oder der Polizei, anstatt schöne Pläne für die Hochzeitsfeier zu schmieden. Sie haben für eine Feier auf dem Hof Niermann bei einem Angestellten Anzahlungen geleistet, von denen der größte Teil verschwunden zu sein scheint. Auch viele der Termine kamen auf dem Hof offiziell nie an.

Bei den Gastronomen, die in Castrop-Rauxel Hochzeitsfeiern ausrichten, schlug diese Nachricht ein. „Ich war geschockt“, sagt Christa Eickenscheidt, die im Restaurant Wetterkamp in Henrichenburg Feiern bis zu 170 Personen anbietet. Nach der Wiedereröffnung der Gastronomie laufen Buchungen für Familienfeiern wieder an. „Die großen Hochzeiten sind aber oft erst fürs kommende Jahr geplant“, sagt sie. Und ja, auch kurzfristig seien Termine frei.

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Das sagt auch Marlen Kempf, Betreiberin des Parkbad Süd. Ein Paar, das ursprünglich auf Hof Niermann in Waltrop kurz hinter der Stadtgrenze feiern wollte, wird im September jetzt im Parkbad den hoffentlich schönsten Tag des Lebens erleben. „Ein Desaster für die Familie Niermann“ nennt Marlen Kempf die Vorkommnisse.

Kripo beschäftigt sich mit mehr als 40 Anzeigen

Damit ist die Kriminalpolizei beschäftigt. Mehr als 40 Anzeigen von Brautpaaren wegen Betrugs sind eingegangen. Immer geht es darum, dass die Paare bei dem Angestellten Anzahlungen vereinbart haben, zum Teil schon knapp zwei Jahre vor dem Termin. Es soll verschiedene Verträge geben. In einem, der unserer Redaktion vorliegt, ist von einer Anzahlung in Höhe von 20 Prozent die Rede.

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Wie handhaben die anderen Hochzeits-Veranstalter das? Wladimir Paster hatte für seine Mondpalast-Gastronomie in Wanne-Eickel von einer üblichen Anzahlung von 20 Prozent gesprochen. Marlen Kempf sagt: „Wir haben noch nie Anzahlungen genommen.“ Das mache sie nur bei Veranstaltungen, die kurzfristig vier Wochen im Voraus gebucht würden.

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Christa Eickenscheidt sagt: „Ich wickele alle Veranstaltungen selbst ab. Wir haben ein Reservierungsbuch. Da steht alles drin.“ Eine Anzahlung wird auch im Haus Wetterkamp fällig: 50 Prozent – allerdings erst fünf Tage vor dem Termin als Sicherheitsleistung. „Es gibt vorher schriftliche Verträge“, so Christa Eickenscheidt. Platze ein Termin, gehe es höchstens um die Saalmiete, die trotzdem gezahlt werden müsse. Das seien 400 bis 500 Euro.

Bei Tante Amanda wird hinterher bezahlt

Ganz einfach läuft es bei Tante Amanda in Westerfilde: „Die Leute reservieren, dafür gibt es ein Reservierungsbuch. Vier Wochen vorher besprechen wir die Einzelheiten, bezahlt wird nachher“, sagt Franz Josef „Bubi“ Leuthold. Damit habe er gute Erfahrungen gemacht. So langsam gehe auch bei ihm das Geschäft mit Familienfeiern wieder los, ausgebucht sei aber auch er nicht. Feiern bis zu 50 Personen sind im Tante Amanda möglich, bei Partys können es auch 70 sein.

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Genauso wie seine Kolleginnen hat er keine Erklärung für die Geschehnisse rund um Hof Niermann. Warum es nicht früher aufgefallen ist, ist ihnen auch unklar. Bubi Leuthold: „Wenn die Leute was wollen, sollen sie zu uns kommen. Dass ein Angestellter nach Hause kommt, ist mir völlig unbekannt.“ Es würden ja immer zwei dazu gehören, sagt er außerdem: Einer, der betrügt, und einer, der sich betrügen lässt.