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Am Puls der Stadt – Woher kommt das Trinkwasser in Castrop-Rauxel?
Nach dem braunen Wasser
Ob zum Kochen, Waschen oder Trinken: Um zu überleben, brauchen wir Wasser. Über die Herkunft des Wassers wissen die meisten Menschen nicht viel. Die Fakten sind interessant und verblüffend.
Unser Umgang mit dem wichtigsten Lebensmittel des Menschen ist alltäglich. Gar selbstverständlich steigen wir morgens verschlafen unter die Dusche, trinken nach dem Sport ein kühles Glas Wasser oder putzen uns abends die Zähne.
Woher unser Leitungswasser in Castrop-Rauxel aber kommt und wie es seinen Weg in die eigene Wohnung findet, ist dann doch eher unbekannt. Wir haben deswegen bei Gelsenwasser nachgefragt: Die AG mit Hauptsitz in Gelsenkirchen ist unter anderem für die Wasserversorgung in Castrop-Rauxel zuständig.
Woher das Wasser in Castrop-Rauxel kommt
Ein 301 Kilometer langes Rohrsystem erstreckt sich unter Castrop-Rauxels Straßen. Damit werden mehr als 17.500 Anschlüsse in der Europastadt mit Trinkwasser versorgt.
Woher die Bewohner ihr Wasser beziehen, hängt dabei von ihrem Wohnort ab. Denn Castrop-Rauxel ist, was das Thema Wasser angeht, eine geteilte Stadt. Im Süden stammt es aus der Ruhr. Der Norden wird mit Wasser aus der Stever-Talsperre in Haltern versorgt.
Das Wasser aus der Ruhr oder der Talsperre ist aber keinesfalls direkt genießbar. Heidrun Becker, Pressesprecherin von Gelsenwasser, erklärt, dass es sich erst um sogenanntes „Rohwasser“ aus den Flüssen Ruhr und Stever handelt.
Von trinkbarem Wasser könne erst gesprochen werden, nachdem das Rohwasser verschiedene Aufbereitungsstufen in einem Wasserwerk durchlaufen hat. Ein Schritt ist dabei die Anpassung des pH-Werts durch die Zufuhr von Natronlauge. Aber es ist mehr.
Besondere Aufbereitung des Wassers aus dem Haltener Stausee
Das Rohwasser der Haltener Talsperre durchläuft einen besonderen Aufbereitungsschritt. Rafael Rüdel, Leiter der Betriebsdirektion in Gelsenkirchen, spricht dabei von „einem der besten ökologischen Verfahren in Deutschland“.
Bevor das Rohwasser im Wasserwerk landet, versickert es in dafür vorgesehenen Sandbecken. „Die Becken kann man sich wie große Sandkästen vorstellen“, erklärt Heidrun Becker. Rafael Rüdel erläutert weiter, dass der natürlich vorkommende Sand als biologische Filteranlage fungiert. Sechs Wochen bleibt das Rohwasser im Untergrund. Dabei werden feste Partikel herausgefiltert, Stoffe abgebaut und Keime zurückgehalten.
Rohrsystem wird Stelle für Stelle erneuert
Mehr als 130 Jahre ist das Wassersystem in Castrop-Rauxel zum Teil schon alt. Dass die alten Metall- und Stahlrohre nicht ewig halten können, liegt dabei auf der Hand. „Jedes Jahr erneuern wir allein zwei Kilometer unseres Rohrsystems“, erklärt Becker.
Mit einem Computerprogramm schätzen Spezialisten die Lebensdauer der Rohre ab und identifizieren Stellen im System. Meist vorbeugend und selten zu spät werden die Rohre dann erneuert, erklärt Rüdel.
Bauarbeiten bis Ende des Jahres an Lange Straße
Genau solche Bauarbeiten können Schaulustige aktuell an der Langen Straße in Ickern in der Nähe der Sünderlingstraße beobachten. Große, blaue Rohre liegen dort am Straßenrand gestapelt. Sie bestehen aus Stahl, sind aber von innen zusätzlich mit Zement und außen mit Kunststoff ausgestattet. Das hat einen besonderen Grund: „100 Jahre sollen die Rohre halten“, erklärt Rüdel unserer Redaktion bei einem Ortstermin.

Bauarbeiten auf der Langen Straße in Ickern: Hier werden Wasserrohre im Auftrag der Firma Gelsenwasser ausgetauscht. © Tobias Weckenbrock

Gerade stapeln sich diese Rohre noch an der Langen Straße. Bis Ende des Jahres sollen sie in das alte Rohrnetz unter der Erde eingefädelt werden. © Carlotta Vogelpohl
Wasser fließt durch die Rohre unter der Langen Straße gerade nicht. Dass es trotzdem nicht zu Versorgungsengpässen bei den Anwohnern kommt, ist nur aufgrund eines kompletten Wassersystems möglich, so Rüdel: Wie ein Spinnennetz oder ein Netz aus Autobahnen könne man sich das Rohrsystem, das sich unter dem Boden der Stadt verbirgt, vorstellen.
Bei Bauarbeiten wird das Wasser dann über andere Wege umgeleitet, erklärt der Leiter der Betriebsdirektion. Wird bei einer Umleitung die Fließrichtung umgekehrt, kann es zu Phänomenen wie vor zehn Tagen kommen: Dann können sich abgelagerte Partikel, die man auch als Mineralien bezeichnen kann, ablösen. Ist das Wasser getrübt, sollten Bürger es einfach so lange ablaufen lassen, bis es wieder klar aus dem Wasserhahn kommt.