Das klare Wasser und das trübe Wasser am Freitag vergangener Woche: Der Vergleich macht die Unterschiede gut deutlich. Gelsenwasser behob das Problem, aber es könnte nun erneut durch eine Umstellung dazu kommen. Das ist aber kein Drama, findet unser Gastautor.

© Elisabeth Ziem

Wasser-Experte: „Völlig normal! Wir trinken ja bewusst Mineralwasser“

rnTrinkwasser-Trübung

Wenige Fachleute kennen sich in Castrop-Rauxel mit Wasser besser aus als Helmut Grüning. Der ist Professor der Wasserwirtschaft und bewertet nun bei uns die Trinkwasser-Trübung der letzten Woche.

von Helmut Grüning

Castrop-Rauxel

, 16.10.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Er ist Experte in der Wasserwirtschaft: Der Castrop-Rauxeler Professor Dr.-Ing. Helmut Grüning arbeitet am Institut für Infrastruktur, Wasser, Ressourcen und Umwelt der Fachhochschule Münster in Steinfurt. In dieser Funktion schreibt er nun für uns über das zeitweise trübe Trinkwasser in Castrop-Rauxel vor acht Tagen und was dahinter steckt.

Prof. Helmut Grüning, Castrop-Rauxeler Wasserwirtschafts-Experte

Prof. Helmut Grüning, Castrop-Rauxeler Wasserwirtschafts-Experte © FH Münster (Roman Grzechowski)

Ich finde es immer wieder interessant. An 365 Tagen pro Jahr beziehen wir rund um die Uhr exzellentes Trinkwasser, das wir sogar zur Toilettenspülung benutzen. Dann funktioniert – in absolut seltenen Fällen – einmal etwas nicht, und gleich gibt es massive Beschwerden.

Es ist durchaus möglich, dass die Kommunikation nicht optimal verlaufen ist. Aber als Wasserwirtschaftler möchte ich einmal herausstellen: Wir beziehen unser Trinkwasser in hervorragender Qualität für einen Preis von 0,002 Euro pro Liter.

Wassermangel kennen wir hier nicht. Trinken, Duschen, Rasen sprengen – alles ist bei uns selbstverständlich.

Hygienische Probleme, die zu Cholera oder Typhus führen, sind uns nicht bekannt. Ich sage Ihnen: In vielen anderen Ländern ist das ganz anders. Täglich sterben etwa 4000 Kinder, weil sie keinen Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser haben.

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Aktuell läuft bei mir ein Forschungsprojekt: Zwei Studentinnen untersuchen im Rahmen ihrer Masterarbeit dezentrale Trinkwasseraufbereitungssysteme in Kriegs- und Krisengebieten. Was meinen Sie, wie es in anderen Ländern der Erde aussieht?

Es gibt über die Jahre Inkrustinationen

Die Braunfärbung des Wassers kann passieren. Das ist völlig normal. In Wasserleitungen gibt es über die Jahre sogenannte Inkrustationen. Diese in der Regel festen Ablagerungen entstehen durch die sogenannten Härtebildner Calcium und Magnesium sowie das im Wasser enthaltene Eisen. Völlig natürlich und sogar lebenswichtige Stoffe, die vor allem im Grundwasser vorkommen. Diese werden zum größten Teil im Wasserwerk entfernt. Reststoffe bleiben und sind zum Teil sogar gewollt. Wir trinken ja bewusst Mineralwasser.

So eine Inkrustination findet sich in älteren Trinkwasser-Rohrleitungen, auch solchen, die in Betrieb sind. das ist aber keine Verschmutzung, es sind abgelagerte Mineralien.

So eine Inkrustination findet sich in älteren Trinkwasser-Rohrleitungen, auch solchen, die in Betrieb sind. das ist aber keine Verschmutzung, es sind abgelagerte Mineralien. © Grüning / FH Münster

Bei Bau- und Wartungsarbeiten werden diese Inkrustationen gelöst und gelangen so auch einmal zum Endkunden.

Ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass die Wasserqualität des Wasserwerks Haltern nicht so gut sein soll. Hier wird Wasser durch die Halterner Sande gefiltert. Der Boden ist übrigens das beste Wasserwerk, das man sich vorstellen kann.

Es ist mir wichtig, dass der Bevölkerung nicht nur mitgeteilt wird, wenn einmal etwas schief geht, sondern auch in das Bewusstsein gerufen wird, wofür wir dankbar sein müssen. Wasser ist die Grundlage unseres Lebens. Wir Christen feiern in dieser Jahreszeit gerade Erntedank.

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