Zahlreiche Leerstände, schlecht besuchte Feste und kaum Aktivität an einem von zwei verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr – die Castroper Altstadt ist eine große Baustelle im Wandel der Einzelhandelszentren. Dass sich etwas tun muss, daran hat auch die Politik keinen Zweifel, ein entsprechender Antrag der CDU im Stadtrat ist auf große Akzeptanz gestoßen. Doch aus der Sicht von Nils Bettinger (FDP) hat die Stadtverwaltung den Ernst der Lage noch nicht erkannt.
CDU-Fraktionschef Michael Breilmann führte den Antrag nur kurz aus: Eine Ideenwerkstatt mit allen „Nutzern“ der Altstadt soll her, um die Attraktivität des Standortes zu steigern. Neben Kaufleuten und Gastronomen seien das auch Immobilienbesitzer, politische Akteure und natürlich die Castrop-Rauxeler, denen die Altstadt schließlich vorwiegend gefallen muss, damit sie wieder mit Leben gefüllt wird.
Planungen laufen teilweise
Stadtbaurätin Bettina Lenort verwies im Zusammenhang mit dieser Ideenrunde für die Altstadt allerdings auf die Pläne für die nordwestliche Innenstadt. Mehrere Vorschläge wurden von einem beauftragten Planungsunternehmen entworfen. Sie alle haben verschiedene Ansätze, wie aus dem Bereich mit Bunker, Post-Gebäude und Busbahnhof ein moderner Innenstadtbereich werden könnte.
Lenort schlug vor diesem Hintergrund vor, dieses Konzept als Ausgangspunkt zu nehmen, um dann an dem weiteren Innenstadtbereich wie dem Marktplatz zu arbeiten. Bei dem Zwischenergebnis, das der Politik vorgestellt wurde, seien „ja wirklich gute Sachen bei rumgekommen“, bewertet Bettina Lenort. Bis Ende des Jahres, so lange erhält die Stadt Mittel aus dem Fördertopf für zukunftsfähige Innenstädte, soll ein Konzept für die nordwestliche Innenstadt stehen.
Ganz und gar unzufrieden war Nils Bettinger (FDP) mit diesen Aussagen. „Wir finden nicht, dass wir das Verfahren zur nordwestlichen Innenstadt hier einbacken können“, sagte der liberale Fraktionschef, „denn wenn wir das machen, ist die Altstadt schon tot.“ Weder würden der Stadt die Grundstücke gehören, noch die Gebäude, die in dem Konzept überplant wurden, noch habe die Stadt das Geld dafür – auch nicht in fünf oder zehn Jahren. „Das ist eine Planung für die Schublade, weil wir sie so nicht umsetzen können.“
Wie viel kosten Ideen?
Die Händler sowie die gesamte Altstadt bräuchten aber jetzt Hilfe, lobte Bettinger die CDU-Initiative. Sorgen um die Kosten, die zuvor SPD-Fraktionschef Daniel Molloisch geäußert hatte, wollte Nils Bettinger ebenfalls nicht gelten lassen: „Eine Ideenwerkstatt werden wir ja noch irgendwie hinbekommen.“
Doch eben diese Sorge hat Bettina Lenort: „Eine Ideenwerkstatt, wenn sie seriös durchgeführt wird, wenn sie vorbereitet und nachgehalten und irgendwann evaluiert werden muss, das stemmen wir nicht mal eben so“, sagte die Baurätin. Für sie sei diese Forderung eine Herabwürdigung des Prozesses in der nordwestlichen Innenstadt. Die Politik brachte den Auftrag für die Ideenwerkstadt dennoch auf den Weg – bei einer Enthaltung.
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