Drei Pläne für eine andere Castroper Innenstadt Visionen für Busbahnhof, Bunker und Co.

Drei Pläne für eine andere Altstadt: Visionen für Busbahnhof, Bunker und Co.
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Diese drei Entwürfe könnten die Castroper Altstadt zu einem besseren Ort machen. Zwei Planerbüros haben sich im Auftrag der Stadtverwaltung mit der Zukunft der nordwestlichen Innenstadt beschäftigt. Heraus kommen verschiedene Modelle, in denen es um den Busbahnhof, den Bunker, das Postgebäude, das Rondell und den Bereich drumherum geht. Und auch der Bahnhof-Süd ohne Bahnübergang zur Oberen Münsterstraße spielt darin eine Rolle.

Der Betriebsausschuss 3 wird sich am Donnerstag (20.4., 17 Uhr, Ratssaal, öffentliche Sitzung) mit dem Thema „Neuordnung nordwestliche Innenstadt“ beschäftigen. Denn dass es dort Bedarf gibt, ist seit Jahren klar und wird immer deutlicher: Der Busbahnhof ist auf Dauer zu klein, heißt es im Vorwort zum Entwurf der zwei Büros; das Postgebäude und der dahinter liegende Hof sind nach dem Umzug des Logistikzentrums nach Ickern an den Deininghauser Weg weitgehend überflüssig. Und der Bunker ist seit jeher ein „wunder Punkt“: hässlich, verkommen, aber für eine Nachnutzung nicht geeignet und für einen Abriss zu teuer.

Drei Varianten haben die Planer erarbeitet, die mehr oder weniger revolutionär sind. Wir stellen die Entwürfe vor:

In der Planungsvariante 1 werden das Post- und Küchenstudio-Gebäude abgerissen, der Busbahnhof verlegt und neue Gebäude gänzlich neu angeordnet, um die Fußgängerachse geradeaus zu verlängern.
In der Planungsvariante 1 werden das Post- und Küchenstudio-Gebäude abgerissen, der Busbahnhof verlegt und neue Gebäude gänzlich neu angeordnet, um die Fußgängerachse geradeaus zu verlängern. © Planungsbüro Reicher Haase

Variante 1: Innenstadt weiterbauen

Diese Variante denkt „die ovale Form der Innenstadt“, so die Planer, begrenzt durch die Straßen Biesenkamp/Lönsstraße/Mühlenstraße weiter und „vervollständigt sie mit einer Randbebauung im Block“. Zentral ist darin, dass der Busbahnhof vollständig auf den heutigen Parkplatz nördlich des Biesenkamps verlegt wird. Er wird auf seiner Ostseite mit den Rampen und Bahnsteigen eines neuen Bahnhofs Castrop Süd verbunden. Aus dem Rondell an der Lönsstraße wird eine einfache T-Kreuzung.

Der Gebäudekomplex Post / Küchenstudio wird komplett abgerissen und durch andere Gebäude ersetzt. Die Fußgängerzonen-Achse vom Simon-Cohen-Platz aus wird geradeaus zwischen den neuen Gebäuden. Im ersten Plan sollte auch der Bunker abgerissen und durch Wohngebäude mit Läden im Erdgeschoss ersetzt werden. Nach einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung wurde dieser Plan allerdings „verworfen“ bzw. „wird im weiteren Prozess geprüft“, heißt es in der Ausarbeitung von knapp 20 Seiten Umfang. In den neuen Gebäuden, die sich trotz des dort laut Planungsbüro vorhandenen „hochwertigen Baumbestandes“ auch auf den Parkplatz zwischen Rondell und Altstadtring erstrecken, werden Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistung und Soziales gemischt. Wohnungen sollen überall in den Obergeschossen berücksichtigt werden.

Die "grüne" Variante 2 erhält den ZOB am Münsterplatz. Auch das Küchenstudio bleibt, das Postgebäude wird umgebaut und umgebutzt. Der Bunker wird begrünt.
Die "grüne" Variante 2 erhält den ZOB am Münsterplatz. Auch das Küchenstudio bleibt, das Postgebäude wird umgebaut und umgebutzt. Der Bunker wird begrünt. © Planungsbüro Reicher Haase

Variante 2: Grün in die Stadt

In dieser Variante wird Grünflächen großer Raum gegeben. „Neue, bisher wenig vorhandene Qualitäten“, schreiben die Planer. Der Busbahnhof bleibt an der alten Stelle, wird aber mit einem kleineren Teilstück nördlich vom Biesenkamp auf dem dortigen Parkplatz mit Kontakt zur neuen Rampe am Bahnhof Süd ähnlich wie in Variante 1 ergänzt. Das Küchenstudio-Gebäude am Busbahnhof bleibt erhalten, wird aber aufgestockt; das Postgebäude wird zu einem Ladenlokal mit darüber liegenden Wohnungen umfunktioniert und auf dem Hofgelände noch angebaut. Am Rondell bleibt viel vom Bestandsgrün erhalten, der Parkplatz dort wird sogar aufgegeben, das Rondell wird wie in allen Varianten zu einer einfachen T-Kreuzung verkleinert. Der Bunker wird auf dem Dach und an der Fassade begrünt, davor werden Beete angelegt.

Die dritte Variante soll viele neue Räume für geteilte Nutzung (Co-Working) bereitstellen, Büros fürs Start-Ups schaffen, den Busbahnhof erhalten, aber die Autos auf ein zentrales Parkhaus als Mobilitätshub weitgehend aus der Altstadt raushalten.
Die dritte Variante soll viele neue Räume für geteilte Nutzung (Co-Working) bereitstellen, Büros fürs Start-Ups schaffen, den Busbahnhof erhalten, aber die Autos auf ein zentrales Parkhaus als Mobilitätshub weitgehend aus der Altstadt raushalten. © Planungsbüro Reicher Haase

Variante 3: Innenstadt neu denken

Der Busbahnhof bleibt an alter Stelle und wird da vergrößert, wo jetzt das Postgebäude steht. Das Küchenstudio bleibt erhalten. Der Parkplatz am Biesenkamp bleibt als Parkraum zum Teil erhalten. Anstelle des Parkplatzes nördlich des jetzigen Rondells wird ein Mobilitätshub und Quartiersparkhaus auf dem jetzigen recht gering ausgelasteten Parkplatz errichtet. Der Individualverkehr soll so weitgehend aus der Altstadt herausgehalten werden. Der Bunker wird mit Wohnungen auf dem Dach noch aufgestockt. Neue Bebauung vor allem auf dem ehemaligen Post-Gelände soll flexibel ausgestaltet sein und Möglichkeitsräume für Co-Working und Start-Ups bereitstellen.

Ausblick: Was geschieht nun?

Die Planer schreiben, dass diese Entwicklungsvarianten erste räumliche Zielsetzungen für das Projektgebiet darstellten. Die Erkenntnisse aus einer Analyse seien eingeflossen. Aus den Entwicklungsvarianten solle im weiteren Verlauf eine Vorzugsvariante erstellt werden. „Dabei ist auch eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen aus den einzelnen Varianten möglich“, heißt es. Dazu sollen in einer Bürgerbeteiligung Hinweise und Anregungen zu den Varianten aufgenommen werden.

Am Donnerstag spricht erst einmal die Politik darüber. Sie soll am Ende der Sitzung beschließen, dass es im abgestimmten Sinne der Planer und der Stadtverwaltung weiter gehen kann, sprich: Varianten vorstellen, Bürger beteiligen, daraus eine einzige bevorzugte Variante 2.0 erstellen und die dann als Grundlage nehmen, wie man die nordwestliche Innenstadt weiter entwickelt.

Weitere Skizzen der drei Varianten auf rn.de/castrop

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