Es sind 48 Kinder, die an der Neuen Gesamtschule Ickern ab dem Sommer eingeschult werden sollten, aber eine Absage erhielten. Darunter sind Kinder, die nur ein paar Minuten Fußweg von der Schule entfernt wohnen. Stadt und Bezirksregierung bauten mit Zustimmung der Schulleitung in Ickern schon eine zusätzliche 5. Klasse in den neuen Fünferjahrgang ein. Aber es reicht nicht.
Während viele Eltern händeringend nach Alternativen suchen, sich auf viel längere Schulwege in Nachbarstädte einstellen müssen und sich mit ihren Sorgen und Anliegen an unsere Redaktion wenden, ist die Stadtverwaltung vorerst still: Auf eine schriftliche Anfrage unserer Redaktion reagierte das Rathaus erst nach elf Tagen. Die 1. Beigeordnete Regina Kleff, in deren Ressorts auch Schule, Familie und Soziales fallen, will uns aktuell auch kein Interview zum Thema geben. Das hat mit Zuständigkeiten zu tun. Aber könnte man nicht zumindest ein paar Worte des Bedauerns äußern?

„Bezüglich der weiteren Schulentwicklungsplanung wird gerade das Anwahlverhalten analysiert, Empfehlungen, räumliche Kapazitäten und natürlich die kurz und mittelfristige Entwicklung der Zahl von Schülerinnen und Schülern“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt ganz klassisch nüchtern. Und: „Nicht nur in Castrop-Rauxel ist Schulentwicklungsplanung ein hochdynamischer Prozess. Die Stadt ist dabei im engen Austausch mit der Bezirksregierung und berät interfraktionell, um eine tragfähige, solide Lösung in möglichst ‚atmenden Systemen‘ zu entwickeln.“
Heißt: Es wird an Konzepten gearbeitet, die aber ganz sicher fürs kommende Schuljahr zu spät kommen. Zwar hat Castrop-Rauxel zwei Gesamtschulen, von denen die NGI in weiser Voraussicht auch 2021 neu eröffnet wurde und nun ins fünfte Schuljahr geht. Da spielt auch mit rein, dass auf der anderen Seite die Sekundarschule Süd geschlossen werden musste, weil hier zu wenig Anmeldungen für zwei Eingangsklassen zusammen kamen.
Zumindest Zahlen legt die Stadtverwaltung vor. So ärgerlich die einzelnen Schicksale für die Familien sind, deren Kinder abgelehnt wurden, so nüchtern lesen sich die Fakten. Grundsätzlich sieht die Verteilung der 656 Eingangsschüler auf die weiterführenden Schulen fürs kommende Schuljahr so aus:
- ASG: 113 Schüler - 4 Klassen
- EBG: 145 Schüler - 5 Klassen
- FNR: 116 Schüler - 4 Klassen
- WBG: 109 Schüler - 4 Klassen
- NGI: 135 Schüler - 5 Klassen

Außerhalb der Stadt haben sich demnach 38 Schüler angemeldet. Das betrifft in der Regel vor allem Kinder in Frohlinde, die zum nahegelegenen Schulzentrum mit dem Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde/Westrich (Dortmund) gehen. Für sie ist diese Schule am nächsten. Auch in Ickern-End und Ickern entscheiden sich traditionell immer wieder Kinder für die Gesamtschule Waltrop, in Becklem für die Gesamtschule Suderwich. Etwa ebenso viele Kinder kommen von außerhalb an Schulen in Castrop-Rauxel, meldet die Stadt. „Die Zahl der Ein- und Auspendler hält sich die Waage“, heißt es.
Regina Kleff stehe für ein Gespräch mit unserer Redaktion zur Verfügung, sobald die Analyse abgeschlossen sei. Derweil haben einige Eltern schon angekündigt, gegen die Ablehnung an NGI oder WBG (auch hier sind wohl sechs Schülerinnen und Schüler betroffen) Widerspruch einzulegen und möglicherweise auch rechtlich vorzugehen. Ob das Aussicht auf Erfolg hat, ist offen. Es kommt aber immer wieder zu einzelnen Überbelegungen. Andere Familien haben für ihre Kinder die Kröte geschluckt und sich einen Schulplatz anderswo gesucht.
Die Blüte und das Ende der Hauptschul-Geschichte in Castrop-Rauxel auf rn.de/castrop
Hintergrund: Die Blütezeit und das Ende der Hauptschul-Geschichte in Castrop-Rauxel: