Am Tag der Absage der Neuen Gesamtschule Ickern (NGI) in Castrop-Rauxel sei für Robin „eine Welt zusammengebrochen“, sagt seine Mutter Yvonne Iosub. Weil sich 183 Kinder bei der NGI anmelden wollten, es aber nur 135 Plätze gab, entschied das Losverfahren – gegen den Zehnjährigen. „Am nächsten Tag ging es ihm schon besser, und er hat gesagt: Das ist jetzt halt so.“ Robin nickt. „Jetzt ist mir die NGI ganz egal“, sagt er. Stattdessen will er – wenn alles klappt – bald in Bochum-Gerthe zur Realschule gehen. „Wir hoffen, dass wir den Platz bekommen“, sagt Robins Mutter. Die Entscheidung falle voraussichtlich erst Ende März. „Die Kinder aus seiner Grundschule haben gesagt, dass sie trotzdem miteinander befreundet bleiben.“ Viele von ihnen seien an der NGI angenommen worden.
Der Plan war ein völlig anderer. Robin, der im Moment die vierte Klasse der Grundschule Am Busch besucht, hat eine Empfehlung für die Realschule und wollte ab der Klasse fünf die NGI besuchen. Sie befindet sich knapp einen Kilometer vom Haus der Familie entfernt. Der Zehnjährige wäre dann gerne mit seinem Fahrrad zur Schule gefahren – dazu müsste er bloß der Straße folgen. „Jetzt weiß ich gar nicht, warum ich überhaupt die Fahrradprüfung machen soll“, sagt Robin. Denn nach den Sommerferien will ihn seine Mutter in der Regel mit dem Auto zur Schule bringen – sie liegt ungefähr auf ihrem Weg zur Arbeit.

Zweitwunsch geht nicht auf
Die zweite Wahl der Familie war eine Realschule in Waltrop. Laut der Schulverwaltung Waltrop gibt es einen Schulbus, der von Castrop-Rauxel zu den Waltroper Schulen und wieder zurück fährt. Den hätte Robin gerne genommen, wenn er sich in Waltrop angemeldet hätte. Denn es gibt eine Haltestelle gleich in seiner Nähe.
Das Problem: Der Bus darf nur von Schülern benutzt werden, „die einen Anspruch auf Übernahme von Schülerfahrtkosten haben“, schreibt die Schulverwaltung an Yvonne Iosub. „Ihr Sohn dürfte den oben genannten Schulbus nur dann benutzen, wenn die Entfernung zwischen dem Wohnort und der nächstgelegenen Schule der gewählten Schulform (hier Realschule) mehr als 3,5 Kilometer beträgt.“ Anders gesagt: Weil die Fridtjof-Nansen-Realschule in Castrop-Rauxel zu nah an seinem Wohnort liegt, darf Robin nicht mit dem Schulbus zur Realschule in Waltrop fahren.
Die Alternative wäre laut seiner Mutter, die öffentlichen Busse zu nehmen. Dann würde die Fahrt ihr zufolge aber 50 Minuten dauern, wenn die drei Umstiege klappen. Die Fridtjof-Nansen-Realschule kommt für Robin übrigens nicht infrage – sie sagt ihm und seiner Mutter nicht zu.
Yvonne Iosub will ihren Sohn, wenn er in Bochum angenommen wird, zukünftig auf ihrem Arbeitsweg an der Schule absetzen. „Mama-Taxi“ nennt sie das. Sie werde mit ihrem Arbeitgeber sprechen, damit sie hoffentlich die Abholzeiten gut einhalten könnte. Die Arbeitszeiten ihres Mannes ließen es kaum einmal zu, dass er die Kinder zur Schule bringen oder von dort abholen könne. Vielleicht könne Robin an kurzen Schultagen auch mal von seiner Oma abgeholt werden. Irgendwann werde sich Robin aber „wohl daran gewöhnen müssen, dass er mit dem Bus über den Münsterplatz zurück nach Ickern kommt“.

Vorfreude bleibt trotzdem
Inzwischen habe sie sich damit abgefunden, dass das Los gegen Robin entschieden habe, sagt Yvonne Iosub. Obwohl ihr immer noch durch den Kopf geht: Die Schule um die Ecke wäre ideal, und die Fahrt mit dem Schulbus nach Waltrop wäre immerhin okay gewesen.
Eine bittere Pointe: Als die Familie vor zwei Jahren von Bochum nach Castrop-Rauxel zog, hatte Yvonne Iosub das Angebot, dass ihre Tochter in die siebte Klasse der NGI einsteigen dürfte. Sie habe den Platz aber abgelehnt, weil ihre Tochter weiter mit ihren Freunden in Bochum zur Schule gehen wollte. „Von daher haben wir uns sozusagen den fast sicheren Schulplatz für ein Geschwisterkind verspielt.“
Er freue sich auf die neue Schule, sagt Robin trotz allem. Ab der siebten Klasse gebe es da eine Informatik-AG, die er besuchen wolle. Außerdem werde die Schule bald einen Neubau bekommen.