In Haus Hölter freut sich Frank Philipp auf mehr Gäste.

© Uwe von Schirp (Archiv)

Abstandsregelung fällt weg: Castrop-Rauxeler Wirte erleichtert

rnCorona-Regeln

In die Gastronomie kehrt wieder Normalität ein: Der Mindestabstand für Tische in Restaurants wird aufgehoben. Das hat Castrop-Rauxeler Wirte ziemlich überrascht. Und gefreut.

von Natascha Jaschinski und Carlotta Vogelpohl

Castrop-Rauxel

, 30.09.2021, 18:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aldo Segat weiß schon genau, was er am Freitagmorgen (1.10.) vor Eröffnung seines kleinen „Il Caffé“ in der Castroper Altstadt macht: Er schleppt. Trennwände raus und Tische und Stühle rein. „Dass es jetzt so schnell geht mit der Lockerung, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt er. Aber er will die Möglichkeit gleich nutzen: „Die Trennwände baue ich ab“, sagt er. Erleichtert. Und voll Freude. Segat: „Ich möchte den Pandemie-Look nicht mehr haben.“

Neue Corona-Schutzverordnung ab 1. Oktober

Die neue Coronaschutzverordnung macht Aldo Segats Umbau möglich. Denn ab dem 1. Oktober fallen alle Abstandsregelungen in der Gastronomie weg. Grund für den Schritt zurück in die Normalität seien die entspanntere Corona-Situation sowie die hohe Impfquote, erklärt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Für viele Gastronomen kamen die Neuigkeiten überraschend. So zeigte sich Nunzio Marcucci verdutzt, als unsere Redaktion ihn auf die Lockerungen anspricht. Verunsichert fragt der Besitzer des beliebten Restaurants Trattoria Puglia nach: „Aber doch nur, wenn man 2G hat?“

Jetzt lesen

Kein 2G-Modell für Gastronomie in NRW

Marcuccis Verunsicherung ist verständlich, denn die Debatte um ein 2G-Modell wird seit Wochen geführt. In Hamburg oder Sachsen ist sie bereits Realität. Seither können die Gastronomen der beiden Bundesländer zwar ihre Tische wieder beliebig platzieren, jedoch nur sofern sich die Besucher als Geimpfte und Getestete bezeichnen können.

Aldo Segat von Il Caffé

Aldo Segat von Il Caffé räumt am Freitag in seinem Lokal um. © Natascha Jaschinski

Dass NRW jetzt in einer ganz anderen Weise und unabhängig vom G-Status der Restaurantbesucher lockert, kommt unerwartet. Silvio Kopsch ist darüber erleichtert das. Er ist Küchenchef im Bistro am Westring und erzählt unserer Redaktion, dass das Bistro in den vergangenen anderthalb Jahren viel einbüßen musste. Eine 2G-Regelung hätte da mit Blick auf die Besucherzahl nicht geholfen.

„Wir mussten oft genug Besucher wegschicken“

Eigentlich jeder Gastronom musste Sitzplätze freilassen, um die geltenden Abstandsregelungen einhalten zu können. Frank Philipp, Besitzer von „Haus Hölter“ in Castrop-Rauxel erzählt, dass er 25 Prozent seiner Plätze nicht besetzen konnte. Sonst hätte er gegen die Corona-Auflagen verstoßen. Ähnlich geht es Bubi Leuthold von „Tante Amanda“. Zu den Lockerungen sagt er: „Uns fällt ein dicker Stein vom Herzen“.

Jetzt lesen

Denn weniger Plätze bedeuten auch weniger Umsatz. „Wirtschaftlich gesehen ist das super“, sagt Frank Philipp. Bisher musste er immer wieder Besucher wegschicken, da er aufgrund der Abstandsregelungen einfach zu wenig Plätze hatte.

Erstmalig wieder Normalität in der Gastronomie

Die neue Coronaschutzverordnung bedeutet für die Gastronomiebesitzer also auch eins: die Rückkehr zur Normalität. Aldo Segat möchte da auch schnell wieder hin. Daher wird er seine Tische so aufstellen wie zuletzt im März 2020. Das heißt: In die Mitte des kleinen Raums kommt eine längere Tafel für zehn bis zwölf Personen. „Das gehört bei uns eigentlich dazu, dass Leute sich auch zusammen an den Tisch setzen, die sich nicht kennen.“ Das gefalle ihm.

In Haus Hölter freut sich Frank Philipp auf mehr Gäste.

In Haus Hölter freut sich Frank Philipp auf mehr Gäste. © Uwe von Schirp (Archiv)

Aber er ist auch Realist: Ob die Gäste dazu schon gleich bereit sind, sei unwahrscheinlich. Er beobachte jeden Tag, dass viele am liebsten noch draußen sitzen, auch wenn es schon kühl geworden ist. Er bleibe dennoch bei der langen Tafel. „Viel mehr Menschen als jetzt kann ich eh nicht im Café unterbringen“, sagt Segat. Er wolle einfach, dass es wieder so „aussieht wie früher“. Eine Tafel als Sinnbild für Normalität. Und die Trennwände kommen zurück in seinen Keller. Sicherheitshalber.