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Ab sofort Maskenpflicht in Castrop-Rauxeler Schulen: „Das kleinere Übel“
Coronavirus
Im November konnten Schüler am Sitzplatz durchatmen. Jetzt gilt wieder Maskenpflicht. Auch wer die Befreiung begrüßt hatte, sieht jetzt die Notwendigkeit. Schulleiter fürchten andere Szenarien.
An den Schulen haben am Mittwoch die Kinder zum letzten Mal in diesem Jahr ohne Masken an ihrem Sitzplatz gesessen. Schüler müssen bereits ab Donnerstag (2.12.) wieder eine Corona-Schutzmaske ständig im Unterricht tragen.
Das beschloss die Landesregierung am Mittwoch (1.12.). Lediglich auf dem Außengelände der Schulen gelte wie bisher grundsätzlich keine Maskenpflicht, so eine Pressemitteilung aus Düsseldorf.
In den Schulen in Castrop-Rauxel war am Mittag die Nachricht noch nicht offiziell eingegangen. Es war nicht das erste Mal, dass unsere Redaktion mit unserer Anfrage schneller als das Schulministerium war. „Ich findet das unmöglich“, sagte Dr. Friedrich Mayer, Schulleiter am Ernst-Barlach-Gymnasium. Schließlich müsse man ja noch Schüler und Eltern informieren.
Schulleiter wünscht sich höhere Impfquote bei seinen Schülern
Anfang November war die Meinung zur Maskenpflicht bei den Schulleitungen in Castrop-Rauxel gespalten. Jetzt ist sie eindeutig. Friedrich Mayer gehörte noch zu denen, die die Erleichterung begrüßten. „Man muss zur Normalität übergehen“, hatte er Ende Oktober gesagt. Doch angesichts der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie spricht er nun vom „kleineren Übel“.
„Ich bedaure, dass die Impfquote nicht bei 80 bis 90 Prozent liegt“, sagt er. Dann könne man leichter wieder maskenfreien Unterricht anbieten. Doch zurzeit ist Vorsicht wieder geboten. Gerade erst habe man beschlossen, den Tag der offenen Tür am EBG, ohnehin mit reduziertem Angebot geplant, nur digital anzubieten.
Alle Schulleiter, mit denen unsere Redaktion in dieser Woche gesprochen hat, berichten einstimmig, dass viele Schüler freiwillig weiter ihre Masken auch am Sitzplatz trügen. Violetta Kroll-Baues, Leiterin der Willy-Brandt-Gesamtschule, hatte am Montag schon amüsiert auf die Ankündigung reagiert, dass bald wieder eine Maskenpflicht gelte. „Bei uns tragen die Schüler ohnehin weiter freiwillig die Masken“, sagte sie. Auch das Kollegium habe weiter Maske getragen.
Fast alle Sekundarschüler trugen die Masken auch am Sitzplatz weiter
Brigitte Edeler, Leiterin der Sekundarschule-Süd, sagt auf Anfrage dasselbe: Lehrer trugen weiter die Masken, bei den Schülern seien es etwa 90 Prozent gewesen. Das hätten wohl auch viele Eltern ihren Kindern geraten. Sie begrüße nun die Rücknahme der Erleichterung. „Das hat mich irritiert. Es war ein Widerspruch zu den steigenden Inzidenzahlen“, so Edeler am Mittwoch.
Auch Joachim Höck, Leiter des Adalbert-Stifter-Gymnasiums (ASG), hat in den vergangenen Wochen so wie viele der Schüler die Maske weitgehend aufbehalten. Ausnahme seien für ihn Oberstufenkurse gewesen, sagt er, in denen alle Schüler geimpft seien.
Die Wiedereinführung der Maskenpflicht am Sitzplatz ist also für viele keine große Umstellung. Was sich jetzt wieder ändern wird: Wie bereits bis November bleiben die Schüler in den kleinen Pausen nicht mehr in den Klassen. „Alle 40 Minuten gehen sie raus auf den Hof, einmal durchlüften“, sagt Höck.
Hauptsache die Schulen bleiben offen
Die neue Regelung unterstützt er. „Schulen sollen solange wie möglich offen bleiben“, sagt Höck. „Die Zeit der Schulschließung hat den Kindern nicht gut getan.“ Nicht nur aus fachlicher, sondern auch aus sozialer Sicht.
Pandemietreiber allerdings, so betont er, seien Schulen nicht. Ansteckungen fänden selten in Schulen statt. Die Zahlen bestätigen das. Am ASG besuchen gerade 5 von 925 Schülern nicht den Unterricht – zwei wegen eines positiven Tests, drei als Kontaktpersonen. Am EBG sieht es ähnlich aus. Hier sind 4 von 800 Schülern wegen eines positiven Coronatests zu Hause. An der Sekundarschule-Süd gibt es aktuell keine Fälle. In der vergangenen Woche waren ein Schüler und ein Lehrer betroffen, so Brigitte Edeler.
Der Kreis Recklinghausen hatte am Dienstag erstmals Zahlen genannt. Da waren in Castrop-Rauxel 58 Corona-Infizierte zwischen 6 und 17 Jahren gemeldet.