Lkw-Fahrer über Unfälle auf der A2 „Viele fahren mit dem Messer zwischen den Zähnen“

Lkw-Fahrer über die A2: „Viele fahren mit dem Messer zwischen den Zähnen“
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Zuletzt krachte es in der Nacht zu Donnerstag, 18. April, auf der A2 zwischen dem Kreuz Recklinghausen und der Abfahrt Henrichenburg. Zuvor hatte sich am 9. April ein schwerer Unfall auf ebenjenem Streckenabschnitt ereignet. Ein weißer Transporter wurde von einem Lkw am Stauende in einen anderen Sattelzug geschoben. Zwei Männer wurden schwer verletzt. Zunächst schwebten beide in Lebensgefahr. Mittlerweile hat sich nach Angaben der Autobahnpolizei Münster auch der Zustand des 52-jährigen Fahrers aus Gladbeck stabilisiert. Gleiches galt zuvor schon für den 30-jährigen Beifahrer, einen Mann aus Oberhausen.

Dieser Unfall ereignete sich am Ende des täglichen kilometerlangen Staus, der wegen der Baustelle zu einem chronischen Phänomen geworden ist. Ralf Deinl ist Lkw-Fahrer. Der Marler ist jeden Tag mit seinem Lkw auf den Autobahnen der Region unterwegs, auch auf besagtem Teilstück der A2. Ralf Deinl, der für die Recklinghäuser Zeitung im Nebenjob auch als freier Mitarbeiter im Einsatz ist, hat als Brummifahrer in den vergangenen Jahren einschlägige Erfahrungen gemacht. Unachtsamkeit und Aggressivität am Steuer hätten rasant zugenommen.

Ein zerquetschter Transporter zwischen zwei Lkw auf der A2 bei Recklinghausen.
Ein weißer Transporter wurde bei dem Unfall auf der A2 zwischen Recklinghausen-Ost und Henrichenburg am 9. April völlig demoliert. Zwei Insassen erlitten schwerste Verletzungen. © Mauermann / news 4 Video-Line TV

„Viele“, sagt Deinl, „fahren mit dem Messer zwischen den Zähnen.“ Das in Fahrschulen gepredigte defensive, vorausschauende Fahren ist vielen Fahrern zunehmend fremd. Vielmehr begriffen sie den Straßenverkehr als Wettkampf. Und als Ort, die eigenen Aggressionen auszuleben. Das ende nicht selten tragisch.

Was zu dem Unfall auf der A2 vom 9. April führte, ist unklar. Brummifahrer Deinl war nicht Zeuge dieses Geschehens. Er macht aber allgemeine Entwicklungen im Straßenverkehr für eine zunehmende Zahl von Unfällen verantwortlich.

Konkret: „Viele Autofahrer kennen kein rechtzeitiges Einordnen mehr“, hat Ralf Deinl beobachtet. „Die Leute wechseln vor Ausfahrten oder Baustellen erst im letzten Moment die Spur. Als Lkw-Fahrer kann ich dann den Abstand nicht mehr einhalten.“ Vielen Frauen und Männern am Steuer fehle das, was Ralf Deinl die richtige Risikoeinschätzung nennt.

Und noch etwas treibt den Marler um: „Ich sehe immer häufiger Fahrer, die mit Handy am Ohr oder einem Klemmbrett auf dem Schoß unterwegs sind.“

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