Birgit Maciejewski im evangelischen Kindergarten Unterm Sternenhimmel. Sie ist enttäuscht, dass es keine Impfung gibt.

© Katharina Roß

550 Kita-Mitarbeiter hofften auf Impfung mit Astrazeneca: Große Enttäuschung

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Mitarbeiter von Kitas in Castrop-Rauxel sollten in der Europahalle geimpft werden. Die Freude war groß. Jetzt ist Astrazeneca als Impfstoff ausgesetzt. Eine Kita-Leiterin hat kein Verständnis.

Castrop-Rauxel

, 17.03.2021, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Aussetzung von Astrazeneca als Impfstoff am Montag (15.3.) hat auch die Pläne der Stadt Castrop-Rauxel. Sie wollte die Mitarbeiter aus allen Kindertagesstätten in der Stadt zentral impfen. Vorgesehen war dafür am Freitag (19.3.) mit großem organisatorischem Aufwand die Europahalle.

Birgit Maciejewski ist Leiterin der evangelischen Kindergärten „Unterm Sternenhimmel“ am Brückenweg und „Volltreffer“ an der Marienstraße. Wir erreichen sie telefonisch am Dienstag in einer U3-Gruppe mitten zwischen den jüngsten Kindergartenkindern. „Der Kontakt zu den Kindern ist hier hautnah, ohne Maske“, sagt sie. Alle hätten sich auf die Impfung gefreut. „Ich bin sehr enttäuscht.“

Von den rund 20 Beschäftigten an beiden Standorten hätte nur einer die Impfung aus medizinischen Gründen nicht gewollt. „Wir wären einfach sicherer“, sagt Birgit Maciejewski. Da ist nicht nur der enge Kontakt mit den Kindern. Auch mit Eltern gibt es Kontakt, wenn auch mit Maske.

Stadt wollte in Europahalle sechs Impfstraßen aufbauen

Von einer großen Akzeptanz spricht auch die Stadt Castrop-Rauxel. Sie hatte den Termin am Freitag zentral für die Beschäftigten der Kindertageseinrichtungen aller Träger und die Tagespflegepersonen mit großem Aufwand organisiert. Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi betont den großen Zuspruch für den Termin und das große Vertrauen, das der Stadt entgegengebracht worden sei.

Dafür sollten in der Europahalle sechs Impfstraßen aufgebaut werden. Sechs Ärzte aus Castrop-Rauxel hätten am Freitag von 8 bis 19 Uhr das Impfen übernommen. Zehn Menschen pro Stunde waren im Schnitt eingeplant. Bestellt waren 550 Impfdosen von Astrazeneca und sechs Impfdosen von Biontech für Praktikanten und FSJ-ler, die unter 18 Jahre alt sind und deshalb nicht Astrazeneca bekommen können. „Sie werden jetzt einen Termin im Impfzentrum erhalten“, sagt Nicole Fulgenzi.

Birgit Maciejewski fasst die Meinung in ihren beiden Kindergärten zusammen: „Lieber dieser Impfstoff als gar keiner. Bevor es schwere Erkrankungen gibt.“ Auch als die ersten Meldungen aus Skandinavien kamen, dass Astrazeneca ausgesetzt würde, sei die Skepsis nicht groß gewesen.

„Bei jeder Antibabypille besteht auch eine Thrombosemöglichkeit“

Die Entscheidung des Bundesgesundheitsministeriums habe sie dann aber kommen sehen. „Ich kann sie nicht verstehen“, sagt Birgit Maciejewski. „Bei jeder Antibabypille besteht auch eine Thrombosemöglichkeit und das noch viel häufiger.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte von sieben Fällen von Thrombosen in Hirnvenen bei einer Gesamtzahl von mehr als 1,6 Millionen Impfungen mit Astrazeneca gesprochen.

Nicht in allen Kindertagesstätten ist die Meinung zu Astrazeneca so positiv. Miriam Leidag-Tietze, Verbundleiterin der Caritas-Kindergärten an Oskarstraße und Meisenweg, berichtet, dass die Reaktionen der Mitarbeiter zwiespältig seien. „Auf der einen Seite sind da Ängste wegen des Impfstoffs, auf der anderen Seite Enttäuschung, dass es jetzt keine Impfung gibt“, sagt sie im Gespräch.

Viele hätten sich auf den Freitag gefreut. Und die Impfreaktionen einkalkuliert. „Die Eltern hatten schon eine Info bekommen, dass es unter Umständen am Montag nur eine Notgruppe gegeben hätte“, sagt Miriam Leidag-Tietze. Doch so weit kommt es jetzt nicht.

Impfungen wäre die Chance auf baldigen Schritt zur Normalität

Die Impfungen – sie wären ein wichtiger Schritt gewesen auf dem Weg hin zur Normalität in den Kindertagesstätten. Das zeigt, dass aktuell wieder an mehreren Kitas Kinder in Quarantäne müssen.

Auch Birgit Maciejewski hofft, dass Astrazeneca so bald wie möglich wieder verimpft wird. Sie wünscht sich wie die Kinder in den beiden evangelischen Kindergärten diesen Alltag herbei. „Wir arbeiten mit Bildungsräumen, die Kinder dürfen also selbst entscheiden: ‚Gehe ich heute zu den Forschern, will ich in den Baubereich oder zum Turnen?‘“, erläutert sie.

Jetzt müssen die Kinder in festen Gruppen sein und werden von immer gleichen Erzieherinnen betreut. Birgit Maciejewski: „Die Kinder sagen mir: Wer das beschlossen hat, hat keine Ahnung von Kindern.“