400 Autos und 500 Personen kontrolliert Bilanz der strategischen Fahndung nach Massenschlägerei

Strategische Fahndung nach Massenschlägerei beendet: 400 Autos, 500 Personen
Lesezeit

Die Massenschlägerei von der Wartburgstraße im Juni mit rund 70 Beteiligten hat wochenlange Konsequenzen gehabt. Nicht nur, dass Castrop-Rauxel tage- und wochenlang im medialen Fokus stand, Besuch von NRW-Innenminister Herbert Reul bekam: Es ist auch nach wie vor eine verstärkte Polizeipräsenz vor Ort zu beobachten. Jetzt erklärte Polizeipräsidentin auch, was eine Sonderregelung brachte, nach der die Polizei vier Wochen lang Menschen und Autos kontrollieren konnte.

Es seien „belastende Situationen“ gewesen, für Castrop-Rauxeler und die Polizei selbst: Das erklärte Friederike Zurhausen am Donnerstag bei einem Termin in der Castroper Altstadt auf Anfrage unserer Redaktion. Ein Mittel, um weitere Tumulte zu unterbinden, sei in der Folge die „strategische Fahndung“ gewesen, die vorübergehend eingeführt wurde, um „vor die Lage zu kommen“, wie die Polizeichefin es ausdrückte.

Wenn ein Anlass bestehe, habe die Polizei bei Streifenfahrten auch „verdachtsunabhängig“ Personen und Fahrzeuge kontrollieren dürfen. Nach vier Wochen sei diese Maßnahme aber ausgelaufen. „Weil wir keine Verdachtsmomente mehr haben“, so Zurhausen zur Begründung.

Heißt im Klartext: Es gab nach der Schlägerei auf der Wartburgstraße an jenem Donnerstag und dem Zusammentreffen einer der beiden Großfamilien einen Tag später an der Wittener Straße keine weiteren größeren Zusammentreffen mehr im Stadtgebiet. Polizeilich ist nur noch eine Razzia am Westring im Zusammenhang mit dieser Sache aufgetreten.

Die Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen im Gespräch mit ihrer Wachleiterin in Castrop-Rauxel Esther Arnold-Strunz und einem Bürger.
Die Polizeipräsidentin im Gespräch mit ihrer Wachleiterin in Castrop-Rauxel Esther Arnold-Strunz und einem Bürger: Friederike Zurhausen spricht im Interview mit unserer Redaktion über das Sicherheitsgefühl, die Offenheit der Polizei und Clankriminalität. © Tobias Weckenbrock

„Die Menschen dieser Familien sind vernetzt, können andere ganz schnell mobilisieren“, erklärte Friederike Zurhausen. „Das sind aber Strukturen, gegen die wir vorgehen müssen. Wir versuchen mit unseren Mitteln, solche Lagen vorher zu erkennen. Solche Situationen wie die möchte ich in Castrop-Rauxel nicht mehr haben.“

500 Personen habe man in diesen vier Wochen im Rahmen der strategischen Fahndung kontrolliert und rund 400 Autos, so Zurhausen.

Ermittler fügen Puzzlestücke zusammen

Nach Informationen unserer Redaktion soll die Mordkommission „Wartburg“, die nach den Vorfällen eingesetzt wurde, sehr zufrieden mit den Ermittlungsergebnissen der Polizei sein. Sie setzte inzwischen Puzzlestücke zusammen: Videos vom Schauplatz der rohen Gewalt zusammen mit Beobachtungen von Zeugen und Polizeibeamten, die früh vor Ort waren, ergeben ein umfangreiches Bild.

Da am Ort der Massenschlägerei Gruppen im Innenhof und auf dem K+K-Parkplatz festgesetzt werden konnten und der Hubschrauber über dem Schauplatz wichtige Hinweise nach unten durchgeben konnte, sollen einige Vergehen wie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte oder die Verwendung von Waffen und Gewalt einzelnen Tatbeteiligten zugeordnet worden sein. Da viele der Beteiligten selbst zum Ablauf schwiegen, braucht die Staatsanwaltschaft auf anderem Wege belastendes Beweismaterial, damit Taten bestraft und verurteilt werden können.

Polizeipräsidentin über verstärkte Kontrollen: Wie sicher ist Castrop-Rauxel, Frau Zurhausen?

Massenschlägerei und Clankriminalität in Castrop-Rauxel: Das fordert die Polizeipräsidentin

Polizei spendiert Castropern Kaffee und Kekse: „So kann gute Polizeiarbeit funktionieren“