120 Leute kamen samstags ins Castrop-Rauxeler Bürgerbüro Service-Offensive ist jetzt beendet

120 Leute kamen samstags ins Bürgerbüro: Service-Offensive ist jetzt beendet
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Das Bürgerbüro hat in diesem Jahr erstmals an Samstagen geöffnet. Diese Service-Offensive, die von der Politik gewünscht und per Beschluss veranlasst wurde, geht nun wohl erst einmal in eine Pause. Der Leiter des Bereichs Bürgerbüro, Detlef Grunau, stellte am Mittwoch (29.11.) die Ergebnisse einer Erprobungsphase vor. Sein Ergebnis: kommt zwar recht gut an, ist aber zu teuer.

Das ist aber umstritten. Nils Bettinger (FDP) und Ralf Epkenhaus (FWI) unterstellten der Verwaltung, sie habe „absolut keine Lust auf die alternative Öffnungszeit am Samstag“ (Epkenhaus). Bettinger fand, die Evaluation, die Leiter Grunau der Politik nun vorlegte, „strotze vor: ‚Wir wollen nicht!‘“

Diesen Eindruck konnte man gewinnen. Denn zunächst ist festzuhalten: An den sechs Samstagen von April bis September wurden 119 Termine wahrgenommen. Von 9 bis 12 Uhr hatte das Rathaus dafür geöffnet. Es kamen also im Durchschnitt 20 Personen. Denen wurde ein Befragungszettel vorgelegt. 107 Bürger beantworteten die Fragen darauf. 71 Personen gaben an, sie wünschten sich, dass die Samstagsöffnung fortgesetzt werde.

Sie hätten dabei angegeben, dass sie aufgrund beruflicher Verpflichtungen unter der Woche keine Zeit dafür hätten – also genau das, was die Politik in ihrem Beschluss zur Samstagsöffnung erwartet hatten.

Verweis auf Vollmacht und lange Werktage

Das kontert die Verwaltung in ihrer Vorlage aber direkt. Detlef Grunau: „Den Bürgerinnen und Bürgern scheint nicht klar zu sein, dass schon erweiterte Öffnungszeiten in der Woche angeboten werden.“ Mittwoch und Freitag öffnet das Bürgerbüro im Rathaus schon um 7 Uhr, donnerstags hat es bis 17.30 Uhr geöffnet. Und: „Einige Dienstleistungen können mit einer Vollmacht gebucht und durchgeführt werden. Eine Buchung am Wochenende wäre somit vermutlich entbehrlich.“

Das wird dann noch mit einer Rechnung unterfüttert: Sechs Personen (drei am Schalter, eine am Ausgabeschalter, eine Führungskraft sowie der Hausmeister) müssten für drei Stunden Öffnung am Samstag zur Arbeit kommen, zwei müssten als Ersatzleute im Bereitschaftsdienst sein. 5,5 Stunden verbuche man für die, die eingesetzt werden, zwei Stunden für die Ersatzkräfte. Das seien 31,5 Wochenstunden und damit ein monatlicher Betrag von 5270 Euro. Bei 20 Bürgern sei das pro Vorgang 263,50 Euro.

Das Bürgerbüro im Rathaus hat sich ein bisschen neu erfunden in den vergangenen Jahren. Aber beim Thema Samstagsöffnung ist der Fachbereich sich sicher: Das lohnt sich nicht.
Das Bürgerbüro im Rathaus hat sich ein bisschen neu erfunden in den vergangenen Jahren. Aber beim Thema Samstagsöffnung ist der Fachbereich sich sicher: Das lohnt sich nicht. © Stadt

Diese Rechnung stieß vor allem Nils Bettinger bitter auf. „Ich muss doch deren Stunden, die sie in der Woche weniger arbeiten, auch wieder abziehen“, meint er. Die Kosten seien darum gar nicht so hoch. „Das sind unsere Bürger, und wenn die sagen: Wir brauchen das! Dann müssen wir es doch irgendwie möglich machen.“

Das Bürgerbüro sei „unsere erste Bürgerschnittstelle. Ich verstehe nicht, dass wir hier nicht mehr Servicezeiten hinbekommen. Ein Samstag im Monat ist keine Maximalforderung. Das müssen wir leisten können!“, so Bettinger. Und Ralf Epkenhaus pflichtete bei: „Bewusst kaputtgerechnet“, meinte der FWI-Vertreter.

Personalrat ist auch gegen Samstage

Der Personalrat pflichtet den Ergebnissen der verwaltungsinternen Evaluation zu. In einem Schreiben heißt es, dass neben den hohen Personalkosten („mehr als unwirtschaftlich“) zu berücksichtigen sei, dass das Wochenend-Personal unter der Woche fehle. Bei der sich verstärkt abzeichnenden Personalfluktuation „scheint es dringend geboten, jede zusätzliche Belastung so gering wie möglich zu halten“, um zu vermeiden, dass es wieder zu Zuständen wie vor nicht allzu langer Zeit komme, meint der Vorsitzende Armin Wittrich.

Die Verwaltung schlägt vor, den Donnerstag um eine Stunde zu verlängern. Bis 18.30 Uhr, und das jede Woche, könne man 48 Termine mehr pro Monat unterbringen. Und das deutlich günstiger als an einem Samstag. Dem Vorschlag pflichtet auch der Personalrat bei. Die Politik, vor allem die Opposition, wird das wohl anders sehen. In dieser Woche stand aber nur der Evaluationsbericht auf der Tagesordnung. Fortsetzung folgt.

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