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Zwischen Genie und Wahnsinn: Drljaca hält Sieg der BVB-U23 in Mannheim fest
Borussia Dortmund
Die BVB-U23 erlebt in Mannheim eine Achterbahnfahrt der Gefühle - das gilt vor allem für Stefan Drljaca. Der Torhüter pendelt beim Dortmunder 3:1-Erfolg zwischen Genie und Wahnsinn.
Als Immanuel Pherai in der 90. Minute mit seinem Lupfer aus 30 Metern bei Waldhof Mannheim zum 2:1 für Borussia Dortmunds U23 traf, hielt es auch Stefan Drljaca nicht mehr auf seinem Posten. Der BVB-Torhüter sprintete fast übers gesamte Feld, um sich im grünen Trikot auf das schwarzgelbe Jubelknäuel zu schmeißen. Sie alle wollten Pherai drücken und herzen, ihren Kunstschützen, der die Weichen für die Gäste im Carl-Benz-Stadion soeben auf Sieg gestellt hatte. Tobias Raschls Elfmeter zum 3:1 kurz darauf war dann noch das Sahnehäubchen auf eine starke Leistung.
BVB-Trainer Enrico Maaßen lobt Elfmeterheld Stefan Drljaca
Nach Abpfiff stand Pherai aufgrund seines Geniestreichs im Mittelpunkt. Während der 90 Minuten galt das aber vor allem für Stefan Drljaca. Der Schlussmann entschied mit über Wohl und Wehe an diesem Abend. Das Ergebnis war eng verknüpft mit seiner Leistung. Der BVB hätte scheitern und mit einer Niederlage den Platz verlassen können, weil Drljaca in der Schlussphase einen Elfmeter verursachte. Allein, die Schwarzgelben drehten das Spiel, weil Drljaca den Strafstoß parierte und auch zuvor einige brenzlige Situationen vereitelte.
„Es war super von Drille, dass er den Elfmeter hält“, lobte Trainer Enrico Maaßen. Sein Torhüter stand vor allem in den ersten 45 Minuten weitaus häufiger im Fokus als ihm lieb sein konnte. Waldhof Mannheim legte furios los, hielt den Druck bis zur Halbzeit permanent aufrecht - nahm Drljaca phasenweise regelrecht unter Beschuss.
BVB-Torwart Stefan Drljaca mit Schnitzer und Blitzreflexen
Doch der 22-Jährige hielt Stand. Zur ersten Flugeinlage musste Drljaca bereits nach vier Minuten ansetzen, als er einen Schuss von Marcel Costly aus dem Winkel faustete und dabei ohne Rücksicht auf Verluste mit seinen Teamkollegen Christian Viet und Kolbeinn Finnsson zusammenkrachte. Welch wuchtige Barriere der BVB-Keeper darstellt, bekamen in der Folge auch die Mannheimer zu spüren. Mit starken Paraden gegen Joseph Boyamba (16.) und Dominik Martinovic (45.+1) bewahrte er seine Farben vor einem höheren Rückstand.
Beim frühen 0:1 (9.) aus Dortmunder Sicht war Drljaca hingegen machtlos. Dominik Martinovic, der die BVB-Defensive gehörig auf Trab hielt, servierte für Marc Schnatterer, der überlegt zur Führung der Waldhöfer einschob. Fast wäre kurz darauf sogar das 0:2 gefallen. Nach einem Rückpass von Lennard Maloney legte sich Drljaca die Kugel zu weit vor, doch der heraneilende Martinovic setzte sie neben das Gehäuse. Und unmittelbar im Anschluss hatte sich Drljaca von Martinovic bereits umkurven lassen, so dass dieser aufs leere Tor zielte. Doch Abwehrchef Franz Pfanne rauschte per Grätsche heran, verhinderte den Einschlag. So sorgte der BVB-Schlussmann wahlweise für eine Beruhigung oder Beschleunigung des Pulses aller Borussen.
BVB drückt in der Halbzeit erfolgreich den Reset-Knopf
Zur Beruhigung der Nerven trug bei, dass die Borussia das Geschehen nach der Pause weitaus besser kontrollierte. „In der ersten Hälfte sind wir von unserem Plan abgekommen. In der Halbzeit haben wir den Reset-Knopf gedrückt“, analysierte Maaßen. Der BVB-Trainer legt viel Wert auf Beherrschung des Geschehens in allen Spielphasen. Diesen Grundsatz verfolgte sein Team nach der Pause sehr viel gewissenhafter. Und das führte auch zu einem ruhigeren Arbeitstag von Stefan Drljaca.
Nun waren die Gäste am Drücker. Bradley Fink, ebenso wie der starke Abdoulaye Kamara erstmals von Beginn an in der 3. Liga im Einsatz, kam nach 56 Minuten zu einer guten Chance. Den 1:1-Ausgleich markierte aber schließlich Ole Pohlmann (74.). Es war der Auftakt einer wilden Schlussphase, in der Dortmunds Torhüter abermals im Mittelpunkt stand. In der 79. Minute verschuldete Drljaca besagten Strafstoß. „Den kann man schon geben, so ehrlich muss man sein“, räumte Drljaca bei „MagentaSport“ ein.
Drljaca ebnet den Weg zum BVB-Sieg in Mannheim
Eine erneute Führung für Waldhof hätte die Partie womöglich entschieden. Doch Drljaca tauchte ab und parierte gegen Dominik Martinovic. „Wir gucken uns im Vorfeld natürlich Videos möglicher Schützen an. Vom Anlauf her habe ich mir schon gedacht, dass er ihn in meine linke Ecke haut“, sagte Drljaca. Mit seinem gehaltenen Elfmeter ebnete er den Weg für den Glücksmoment, der wenige Minuten später alle Schwarzgelben erfassen sollte. „Am Anfang war es sehr hektisch, sehr chaotisch und Mannheim war am Drücker, weil wir uns zu sehr beirren haben lassen. Aber in der zweiten Hälfte haben wir unser Spiel durchgezogen und hatten am Ende das Glück auf unserer Seite“, meinte Drljaca.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
