
© Bielefeld
BVB-U23: Sieg in Mannheim dank Pherai-Geniestreich nach irrer Achterbahnfahrt
Borussia Dortmund
Wahnsinn in Mannheim! Die BVB-U23 gewinnt dank eines irren Treffers von Immanuel Pherai in letzter Minute bei Waldhof. Zuvor liefern sich beide Teams einen wilden Schlagabtausch.
Enrico Maaßen trug ein breites Grinsen im Gesicht. War das gerade wirklich passiert? Per Doppelschlag kurz vor dem Ende gewann die U23 von Borussia Dortmund am Montagabend mit 3:1 bei Waldhof Mannheim. Ein Resultat, das sich in dieser Form so nicht angebahnt hatte. Aber ein Geniestreich von Immanuel Pherai in der 90. Minute machte aus einem Zähler doch noch den vollen Ertrag. Pherai schaufelte einen verunglückten Kopfball von Waldhof-Verteidiger Marcel Seegert aus rund 30 Metern gegen den zu weit vor seinem Kasten postierten Torhüter Timo Königsmann zum 2:1 ins Netz. Kurz darauf machte Tobias Raschl per Elfmeter nach einem Foul an Justin Njinmah den 3:1-Endstand perfekt.
BVB-U23 im ersten Durchgang schwer unter Druck
Es war ein hart erarbeiteter Sieg gegen vor allem im ersten Durchgang starke Waldhöfer. Maaßen hatte sich angesichts der Offensivstärke der Mannheimer einen präventiven Ansatz gewünscht. „Wir müssen es schaffen, sie weit von unserem Tor wegzuhalten“, sagte der U23-Trainer. Es blieb ein Wunsch, den seine Spieler ihm in den ersten 45 Minuten nicht erfüllen konnten.
In einer von Beginn an sehr intensiven Begegnung erarbeiteten sich die Gastgeber bis zur Halbzeit ein klares Chancenplus. Die Partie benötigte keinerlei Anlaufzeit, um auf Touren zu kommen. Nach einem Eckball von Marc Schnatterer zwang Marcel Costly BVB-Torhüter Stefan Drljaca nach gerade mal vier Minuten zu einer ersten Flugeinlage, als dieser die Kugel aus dem Winkel faustete und dabei auch Mitspieler Christian Viet ummähte.
BVB-Torwart Stefan Drljaca bis zur Pause mehrfach im Fokus
Fast im direkten Gegenzug zwang Berkan Taz Waldhof-Torwart Timo Königsmann per Freistoß (6.) aus 20 Metern zu einer Parade. Die Waldhöfer hielten den Druck hoch. Sie kamen trotz engagierter Gegenwehr der Borussia zu weiteren Gelegenheiten. Und ausgerechnet um 19.09 Uhr gingen sie auch in Front. Franz Pfanne verlor im Strafraum den Ball an Dominik Martinovic, der für Schnatterer ablegte - 1:0 (9.). Nach einer Viertelstunde hätte es beinahe 0:2 aus schwarzgelber Sicht geheißen, als sich Drljaca nach einem Maloney-Rückpass den Ball zu weit vorlegte, Martinovics Block aber neben das Tor sprang.
Direkt im Anschluss stand Drljaca wieder im Fokus, als er gegen Joseph Boyamba (16.) parierte, der zuvor Kolbeinn Finnsson umkurvt hatte. Und auch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte war der BVB-Schlussmann auf dem Posten. Ein Kopfball von Maloney geriet zur unfreiwilligen Vorlage für Martinovic. Der aber scheiterte am blitzschnell abtauchenden Drljaca. Machtlos wäre Dortmunds Keeper wenig später gewesen, als Martinovic den Ball bereits an ihm vorbeigelegt hatte und aufs leere Tor schoss. Doch Abwehrchef Franz Pfanne klärte per Grätsche in höchster Not.
BVB-Trainer Enrico Maaßen wechselt Offensivpower ein
Zur Pause war der BVB mit dem 0:1 gut bedient. Nach Wiederanpfiff gestaltete er die Kräfteverhältnisse aber wieder wesentlich ausgeglichener. Und wäre in der 55. Minute nach einer Co-Produktion zweier U19-Spieler beinahe zum Ausgleich gekommen. Bradley Fink suchte nach feinem Zuspiel von Abdoulaye Kamara direkt den Abschluss, doch Mannheims Torhüter Timo Königsmann klärte noch mit dem Fuß. Maaßen wechselte nun gleich dreifach, brachte in Neuzugang Justin Njinmah, Ole Pohlmann und Tobias Raschl viel Offensivpower.
Der BVB hatte bislang in jedem Auswärtsspiel der Saison getroffen - und sollte diese Serie fortsetzen. In der 74. Minute tankte sich Ole Pohlmann über die linke Seite durch und traf zum verdienten 1:1. Die Borussen übernahmen nun die Kontrolle, gestatteten den Hausherren kaum mehr Zwingendes. Wenn doch, dann war Dominik Martinovic beteiligt. Er bediente bei einem Vorstoß Anton Donkor, den Drljaca im Strafraum abräumte. Elfmeter für Waldhof: Der aber brachte Mannheim nicht den Sieg, da Drljaca auch das x-te Duell gegen Martinovic gewann.
BVB-Torwart Drljaca über Pherai: „Der Junge ist crazy“
Das Spiel steuerte nun auf seine finale Pointe zu. Die reguläre Spielzeit war abgelaufen, da kam Pherai mit seinem Geniestreich um die Ecke - 2:1. „Der Junge ist crazy und bekannt für so etwas“, sagte Drljaca bei „MagentaSport“. Pherai stellte an gleicher Stelle die eigene Moral in den Mittelpunkt: „Das ist unsere Stärke als Mannschaft, dass wir immer weiter spielen. Das ist, wie wir sind.“
Enrico Maaßen war ebenfalls rundum glücklich. „Wir wussten, gegen was für eine Qualität wir heute spielen müssen. Das haben wir in der ersten Hälfte auch gleich zu spüren bekommen. Wir sind von unserem Plan abgekommen. In der Halbzeit haben wir den Reset-Knopf gedrückt und haben dann in der zweiten Hälfte sehr gut gespielt. Wir haben mehr und mehr ein Übergewicht bekommen. Es war super von Drille, dass er den Elfmeter hält. Das Tor von Manu ist sensationell und stellt den Spielverlauf auf den Kopf. Ein Unentschieden wäre das verdiente Ergebnis gewesen. Aber dass wir so zurückkommen, ist toll und freut mich sehr.“
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
