BVB-U23-Manager Preuß: „Guten Fußball spielen und den Klassenerhalt schaffen“

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BVB-U23-Manager Preuß: „Guten Fußball spielen und den Klassenerhalt schaffen“

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Die BVB-U23 ist eine der großen Überraschungen in der 3. Liga. Als Aufsteiger mischt Dortmund im oberen Drittel mit. Im Interview spricht Manager Ingo Preuß über neue Maßstäbe und Begehrlichkeiten.

Dortmund

, 02.01.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Nach dem Aufstieg von der Regionalliga West in die 3. Liga hat Manager Ingo Preuß die Entwicklung der Mannschaft intensiv verfolgt. Im Interview mit Cedric Gebhardt spricht der 63-Jährige über die Hinrunde, Verletzungsprobleme, die Arbeit von Trainer Enrico Maaßen und Begehrlichkeiten anderer Klubs.


Herr Preuß, 27 Punkte stehen nach der Hinrunde in der 3. Liga auf dem Konto. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Ausbeute?

Vor der Saison hätte ich das sofort unterschrieben. Aber unser super Start hat natürlich auch andere Ansprüche geweckt an unsere Mannschaft, dass sie im oberen Drittel mitspielen kann. Klar gab es auch Misserfolge, unter anderem die vier Niederlagen in Serie. Da haben die Ergebnisse nicht gestimmt, die Leistungen waren aber durchaus in Ordnung. Wir sind ja nicht ein einziges Mal abgeschossen worden. Und 27 Punkte sind eine super Zwischenbilanz für uns als Aufsteiger. Es geht nur um ein Ziel: guten Fußball spielen und den Klassenerhalt schaffen.



Sie haben den gelungenen Start angesprochen. Am elften Spieltag stand die U23 auf Platz zwei. War die damit einhergehende Erwartungshaltung auch ein Stück weit eine Hypothek für die Mannschaft?

Eine Hypothek würde ich das jetzt nicht nennen. Aber wir haben uns natürlich selbst die Latte hochgelegt. Und es ist uns im weiteren Verlauf der Saison nicht immer gleich gut gelungen, wichtige Spieler, die verletzt waren oder die wir nach oben abgegeben haben, zu ersetzen. Das hat sich durch die Hinrunde gezogen.

Steffen Tigges (r.) stand der BVB-U23 in der Hinrunde nur dreimal zur Verfügung.

Steffen Tigges (r.) stand der BVB-U23 in der Hinrunde nur dreimal zur Verfügung. © imago / Thomas Bielefeld

Haben Sie eine Vorstellung davon, was möglich gewesen wäre, wenn Marco Pasalic sich nicht verletzt hätte oder sie dauerhaft Steffen Tigges oder Ansgar Knauff zur Verfügung gehabt hätten?

Das kann ich schlecht abschätzen und ist auch hypothetisch. Wer uns zur Verfügung gestanden hat und wer nicht, danach fragt niemand. Am Ende zählen nur die glatten Ergebnisse. Aber ich habe immer gesagt, ich plane Tiggi nicht ein. Ich hoffe, dass er sich oben durchsetzt. Ich hoffe, er kann sich weiter steigern und bei den Profis etablieren. Ich glaube, er ist auf einem sehr guten Weg. Tiggi ist ein guter Junge, er gibt immer alles für den BVB.



Sie und auch Trainer Enrico Maaßen betonen immer wieder, wie eng die Leistungsdichte in der 3. Liga ist. In vielen Spielen entscheiden Nuancen über Sieg und Niederlage. Worauf kommt es in der 3. Liga an, damit die Waage zugunsten des BVB kippt?

Die Antwort darauf ist ganz einfach und fast schon sprechblasenartig: Wenn du Torchancen hast, musst du sie nutzen. Wenn dir das gelingt, gewinnst du meist die Spiele. Aber wenn du in Rückstand gerätst, ist es deutlich schwerer als in der Regionalliga. Die Gegner sind ausgebufft, um auch knappe Führungen über die Zeit zu schaukeln.



Stichwort Chancenverwertung: Hier hat der BVB Luft nach oben. Und auch bei defensiven Standards hat die Mannschaft mitunter Probleme. Was muss das Team in der zweiten Saisonhälfte besser machen?

Das Verhalten bei defensiven Standards kannst du grundsätzlich immer verbessern. Ich sehe es aber nicht als Schwäche von uns. Aber viele unserer Gegner haben physisch starke Spieler in ihren Reihen. Die kannst du noch so sehr am Mann verteidigen, wenn sie mit Wucht und aus der Bewegung kommen, dann ist es manchmal nicht möglich, ein Gegentor zu verhindern. Fast jeder Drittligist hat so einen Turm vorne im Angriff. Unsere Jungs haben nicht alle nicht diese Körperlänge. Deshalb können Standards gegen uns brisant sein. Was den Torabschluss angeht, da muss es uns noch häufiger gelingen, die richtige Entscheidungen zu treffen. Das ist aber alles immer so leicht gesagt. Auf dem Platz sind das Entscheidungen, die in Sekundenbruchteilen getroffen werden müssen. Es ist einfach Teil der Entwicklung, diese Dinge zu lernen, auch in dieser Liga immer alles abzurufen, was man kann.

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Apropos Entwicklung: Wie wertvoll war es für den Reifeprozess des Teams, die bereits angesprochene Phase mit vier Niederlagen am Stück zu erleben und sie dann auch erfolgreich hinter sich zu lassen?

Überhaupt nicht wertvoll. So etwas muss man gar nicht haben. Mit jeder Niederlage wirst du immer unruhiger. Wenn das ein Lernprozess ist, den man braucht, meinetwegen - dann haben wir ihn hoffentlich hinter uns. Mal ein Spiel zu verlieren, das passiert. Aber viermal hintereinander, das braucht niemand.



Eine der Stärken der Mannschaft ist es, sich den jeweiligen Gegebenheiten des Spiels und des Gegners schnell anzupassen. Wie entscheidend ist diese Variabilität für den Erfolg?

Wir haben in Enrico Maaßen einen sehr, sehr guten Trainer. Unser Spiel trägt klar seine Handschrift. Er legt viel Wert darauf, dass wir dazu in der Lage sind, taktisch zu variieren. Das hilft uns und ist sicherlich eine unserer Stärken.



Der Erfolg der Hinrunde hat Begehrlichkeiten geweckt. Einige Ihrer Spieler sind in den Fokus anderer Klubs geraten. Inwieweit könnte das im Winter zum Problem werden?

Ein Problem ist das erst mal nicht, denn es zeigt nur, dass unsere Spieler gute Leistungen gezeigt haben. Ein Problem wäre es, wenn für uns wichtige Säulen wegbrechen würden. Nach jetzigem Stand werden wir aber niemanden abgeben, der noch gegen Zwickau gespielt hat.



Während der Saison haben sie in Christian Viet und Guillermo Bueno noch zwei Spieler nachverpflichtet. Wie sehen Sie ihre Entwicklung?

Christian Viet hat es bis jetzt gut gemacht und ist für uns eine gute Verstärkung. Wir haben ihn bis zum Sommer ausgeliehen und dann müssen wir schauen, wie es weitergeht. Bei Guille Bueno bin ich weiterhin davon überzeugt, dass er eine Verstärkung für die linke Seite ist. Er ist noch ein junger Spieler, aber man sieht sein Potenzial. Er wird in der Rückrunde zeigen, was in ihm steckt. Er ist noch zweieinhalb Jahre bei uns und ich hoffe, dass er sich so entwickelt, wie wir es uns vorstellen.

Einer der großen Gewinner bei der BVB-U23: Berkan Taz.

Einer der großen Gewinner bei der BVB-U23: Berkan Taz. © imago / Eibner

Wer sind für Sie die positiven Überraschungen im Kader?

Die acht Tore von Berkan Taz waren sehr positiv. Die habe ich vor der Saison nicht einkalkuliert. Aber einer muss die Tore ja schießen. Ich bin sehr glücklich, er ist ein super Typ. Und man darf nicht vergessen, er ist noch nicht einmal richtig fit gewesen. Berkan hat häufig Probleme mit dem Rücken. Daher sind seine Leistungen besonders hoch zu bewerten. Die Entwicklung von Kolbeinn Finnsson ist auch sehr erfreulich. Er hat in dieser Saison endlich das gezeigt, was ich mir schon in den zwei Jahren zuvor von ihm erhofft habe. Ich hoffe, dass wir mit ihm noch ein Jahr verlängern können. Und auch der Stern von Marco Pasalic ist aufgegangen, bis er diese unselige Verletzung (Anriss der Syndesmose, Anm. d. Red.) erlitten hat. Ich hoffe, dass es bei ihm auch so weitergeht, aber er braucht nach seiner Verletzungspause natürlich Zeit.



Wie lautet die Zielsetzung für die Rückrunde?

Weiter guten Fußball spielen und nicht absteigen. Wir wollen zusehen, dass wir auch im nächsten Jahr eine gute Mannschaft zusammenkriegen und dabei sollen die Ergebnisse, die wir jetzt im Frühjahr erzielen, helfen. Am Allerwichtigsten ist mir aber, dass wir überhaupt weiterspielen, irgendwann die Pandemie hinter uns lassen und endlich wieder richtig vor unseren Fans spielen können. Dann macht das alles auch wieder viel mehr Spaß.