Zagadou muss noch dazulernen - Bürki glänzend
BVB-Einzelkritik
Gut begonnen, stark nachgelassen, vorzüglich zurückgekämpft und am Ende doch nicht belohnt: Borussia Dortmund hat beim 6:7 n.E. (2:2; 1:1) gegen den FC Bayern München im Supercup Lust auf die neue Bundesliga-Saison verbreitet. Die BVB-Spieler in der Einzelkritik.

Durchwachsenes Pflichtspiel-Debüt gegen den FC Bayern: Dan-Axel Zagadou (l.).
Roman Bürki: Auf die Frage, ob der neue Trainer mit den Torhütern über die Rollenverteilung in der kommenden Saison gesprochen habe, antwortete er kurz: "Nein. Und ich wüsste auch nicht, was es da zu besprechen gäbe." Der Schweizer bleibt selbstbewusst. Und die Nummer eins, als eine Art "Torbero" zwischen Strafraum und Innenverteidigern. Auch auf der Linie glänzend, bewahrte seine Elf unter anderem zweimal gegen Thomas Müller (31., 35.) vor dem Rückstand. In Durchgang zwei fast ohne Aufgabe. Dass ihm das späte 2:2 als Eigentor angekreidet wurde, schmälert die Leistung nicht. Er entschärfte auch den Elfer von Joshua Kimmich. Note: 1,5
L ukasz Piszczek: Im immer launigen Duell mit Franck Ribery - anfangs zweiter Sieger. Dortmunds rechtsseitiger Dauerbrenner stand häufiger falsch zu Ball und Gegner, dazu gesellten sich einige technische Fehler. In seiner besten Szene rettete er als letzter Mann gegen zwei Bayern und leitete dadurch den Konter zum 2:1 ein (71.). Note: 3,5
Sokratis: Supercup um die Ananas? Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Robert Lewandowski holte er sich Gelb ab - der Ball war meilenweit entfernt (17.). Als die Bayern nach 25 Minuten ins Spielen kamen, hatte er große Mühe, Lewandowskis Wirkungsraum einzuengen. Fand dann erst zu gewohnter Verlässlichkeit zurück. Note: 3,5
Marc Bartra: Der Spanier hinterließ den souveränsten Eindruck in der Viererkette. Häufig vor den Gegenspielern am Ball, dazu passsicher. Stark, wie er manchmal die Situation antizipiert und bereits im Mittelfeld attackiert oder von hinten heraus das Spiel beschleunigt. Er dürfte seinen Stammplatz in der Innenverteidigung vorerst sicher haben. Auch wenn er den entscheidenden Elfer als zwölfter Schütze vergab. Note: 2,5
Dan-Axel Zagadou: Als Innenverteidiger links draußen spielen? "Ich freue mich über jede Chance, die ich bekomme", sagte der kantige 18-jährige Franzose. In der internen Hackordnung liegt er schon mal vor Durm, Passlack und Co. Sein grober Stellungsfehler ebnete den Bayern den Weg zum 1:1 (18.), die Bayern übten immer wieder Druck aus über seine Seite, Zagadou verlor zunehmend die Orientierung. An Tempo und Intensität muss er sich noch gewöhnen. Sein Kopfballspiel ist schon voll Bundesliga-tauglich. Bekam warmen Applaus bei seiner Auswechslung (77.). Note: 4,5
Gonzalo Castro: Mehr denn je von Strafraum zu Strafraum unterwegs, und plötzlich auch im Fünfmeterraum. Sein Pech, dass der künstlerisch wertvolle Versuch mit der Hacke genau in Ulreichs Armen landete (24.). Die Rolle als Achter zwischen den Welten dürfte ihm liegen, weil er von allem etwas beherrscht. Brachte sich als Denker und Lenker mit ein, bewahrte die Nerven als zehnter Elfer-Schütze, der treffen musste. Note: 3,0
Nuri Sahin: Der Platz in der Spielzentrale ist dem Ur-Borussen vorerst sicher. Nach nur 14 Bundesliga-Spielen in den vergangenen zwei Jahren ein gefühlter Neuzugang. Seine spielerische Finesse und Übersicht können dem BVB nur gut tun, bei schnellen Gegenstößen bleibt die Defensive um ihn herum allerdings anfällig. Mit zunehmendem Druck der Bayern ab Mitte der ersten Hälfte hatte er große Mühe, den Widerstand zu organisieren. Note: 3,0
Mahmoud Dahoud: Der Debütant rückte für den angeschlagenen Mario Götze (Rückenprobleme) in die Startelf und konnte erste Akzente setzen mit überraschenden Pässen. Zögerte zu lange mit dem Abschluss in der 24. Minute, sonst wäre sogar der Premierentreffer möglich gewesen. Ihm fehlt es nach U21-Europameisterschaft und kurzer Sommerpause noch an Fitness, daher blieb er nach der Pause in der Kabine. Note: 3,5
Christian Pulisic: Der forsche US-Amerikaner kündigte an, um die Deutsche Meisterschaft spielen zu wollen. Er spielte auch so forsch: Aggressiv gegen Javi Martinez, der den Ball verlor, dann ohne Mühe frei vor Sven Ulreich - 1:0 für den BVB (12.). Das blitzschnelle Anlaufen der Gegenspieler liegt ihm. Baute nach seinem Treffer kurzzeitig ab, meldete sich dann mit abenteuerlustigen Dribblings zurück. Note: 2,5
Pierre-Emerick Aubameyang: Für die Wette, ob er im August noch BVB-Spieler sei, hätte es im Juni/Juli viel Geld zurückgegeben. Doch der Torschützenkönig ist noch da. So richtig ins Spiel einbinden konnten ihn seine Mitspieler nicht, hohe Bälle hinter die Spitzen sind allerdings auch nicht der gescheiteste Versuch, ihn anzuspielen. Es war nicht sein Tag, sein Tor machte er trotzdem: Von Dembele auf die Reise geschickt, zirkelte er den Ball aus 16 Metern halbrechter Position ins Netz. Sicher vom Punkt. Note: 3,5
Ousmane Dembele: Die Fans beschäftigen die Gerüchte um das angebliche Interesse des FC Barcelona an ihm - und ihn selber auch? Gegen die Bayern fand er nicht zu seinem Spiel, hatte kein Spielglück in den Dribblings und ließ auch im Rückwärtsgang Wachheit vermissen. Beim Konter zum 2:1 allerdings mit dem perfekten Pass für Aubameyang (70.), seine einzige gute Szene neben dem verwandelten Elfmeter. Note: 4,0
Sebastian Rode (46. für Mahmoud Dahoud): In der zweiten Hälfte bekamen die Borussen wieder mehr Kontrolle, auch aufgrund seiner Zweikampfhärte und des unermüdlichen Einsatzes. Zweiter Vorlagengeber beim 2:1 (70.), auch sonst giftig und auffällig. Vergab den Elfmeter zum möglichen Sieg. Note: 3,0