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Wiegt die 85-Millionen-Ablöse für BVB-Profi Jadon Sancho den sportlichen Verlust auf?
Pro und Contra
Der BVB bestätigt den Wechsel von Jadon Sancho zu Manchester United. Kevin Pinnow und Cedric Gebhardt diskutieren: Wiegt die 85-Millionen-Ablöse den sportlichen Verlust auf?
Borussia Dortmund hat am Donnerstag per Ad-hoc-Mitteilung den Wechsel von Jadon Sancho zu Manchester United bestätigt. Wir diskutieren: Wiegt die 85-Millionen-Ablöse für BVB-Profi Jadon Sancho den sportlichen Verlust auf?
Aus rein wirtschaftlicher Sicht gibt es auf diese Frage nur eine einzige Antwort: Ja. Denn die 85 Millionen Euro, die Manchester United für Jadon Sancho auf das BVB-Konto überweisen wird, sind in diesem Jahr mehr als nur eine üppige Transfereinnahme. Sie sind nach den coronabedingten Verlusten in Höhe von rund 75 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020/2021 schlichtweg zukunftssichernd.
Um den englischen Nationalspieler langfristig halten zu können, hätte Borussia Dortmund zusätzlich auch beim Gehalt noch deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen – was schnell zu einem Ungleichgewicht im Gehaltsgefüge des BVB geführt hätte. Demnach waren Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc schon fast verpflichtet, das Angebot – obwohl es deutlich geringer als die vor einem Jahr noch geforderte Summe von 120 Millionen Euro ausgefallen ist – anzunehmen.
Jadon Sancho hatte beim BVB nicht immer Bock auf Fußball
Wobei man auch aus sportlicher Sicht durchaus Gründe finden kann, wieso ein Abgang für den BVB nicht unbedingt so schlimm ist, wie im ersten Moment vermutet wird. Trotz seiner herausragenden Statistiken ist Jadon Sancho ein Spieler, der Bock auf Fußball haben muss. Nicht immer hatte er den. Und hätte er, sofern Borussia Dortmund ihm ein zweites Mal seinen Manchester-Traum verbaut hätte, in Zukunft vermutlich noch weniger gehabt – wie Aubameyang und Dembélé damals. Und auch für die hat Dortmund immer passende Nachfolger gefunden. Und so wird es auch dieses Mal sein.

Erling Haaland (l.) und Jadon Sancho feiern den DFB-Pokalsieg mit Borussia Dortmund. © imago images/Christian Schroedter
Wir diskutieren: Wiegt die 85-Millionen-Ablöse für BVB-Profi Jadon Sancho den sportlichen Verlust auf?
„Nein, es fehlt der BVB-Offensive die Unberechenbarkeit!“ – Cedric Gebhardt
Nein, die 85 Millionen Euro sind für den BVB nicht mehr als ein üppiges Schmerzensgeld. Zwar nimmt die Borussia für den 2017 als Teenager verpflichteten Sancho zehnmal mehr ein, als sie damals nach England überwiesen hat. Aber den sportlichen Verlust wiegt das nicht auf.
Der neue Coach Marco Rose stehe für einen modernen, attackierenden, offensiven Fußball, hat Michael Zorc bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers gesagt. Genau diese Attribute treffen auch auf Sancho zu. Mit dessen Weggang verliert der BVB einen Spieler der Extraklasse, der exakt diese Fähigkeiten auf sich vereint. Er hinterlässt eine Lücke, die auch die anderen Hochbegabten im Kader nicht ohne Weiteres füllen können.
BVB fehlen ohne Sancho die Überraschungsmomente
Ohne Sancho fehlt dem BVB das Momentum der Unberechenbarkeit. Was es bedeuten kann, wenn kein Spieler für Überraschungsmomente sorgt, hat man gerade erst leidvoll bei der Deutschen Nationalmannschaft während der EM gesehen. Neben dem sportlichen Verlust büßt der BVB aber auch ein Stück internationale Strahlkraft ein. Sancho ist neben Erling Haaland und Marco Reus das Aushängeschild des Vereins, das auch Fans außerhalb der Bundesliga begeistert. Dieser Effekt ist nicht zu unterschätzen. Man darf Hans-Joachim Watzke demnach glauben, wenn er sagt, der BVB freue sich nicht über das Geld, sondern sei traurig über den Abgang. Dazu gibt es allen Grund.