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Wiederholt sich das BVB-Märchen in Wuppertal? Ex-Borusse blickt auf letzten Aufstieg zurück
Borussia Dortmund
Die U23 von Borussia Dortmund kann am Samstag beim Wuppertaler SV den Drittliga-Aufstieg perfekt machen. Damit würde sich eine Geschichte wiederholen, die neun Jahre alt ist.
Es ist schon ein paar Jährchen her, dass die BVB-U23 zum letzten Mal in die Dritte Liga aufgestiegen ist. Genau genommen sind es neun Jahre. Am 19. Mai 2012 feierte der BVB in einem Auswärtsspiel, das mehrere Tausend BVB-Fans begleiteten, den Aufstieg in Liga drei. Kurios: Der Aufstieg gelang damals im Stadion am Zoo in Wuppertal. In ebenjener Spielstätte kann der BVB die Geschichte an diesem Samstag wiederholen, kann erneut von der Regionalliga in die Dritte Liga aufsteigen. Wir haben vor der Partie mit einem ehemaligen Borussen, der damals sogar ein Tor geschossen hat, über das Erlebnis gesprochen.
Mittlerweile kickt er nicht mehr in Dortmund für den BVB II. Terrence Boyd spielt schon dort, wo die BVB-U23 so sehnlich hin möchte: In Liga drei. Der 30-jährige Stürmer geht seit 2019 für den Hallescher FC auf Torejagd und macht sich dort gut. In der vergangenen Spielzeit gelangen ihm in 35 Spielen starke 18 Tore, dazu bereitete er sechs weitere Treffer vor. Boyd weiß also, wo das Tor steht. Und das wusste er auch schon 2012.
Wieder fällt die Entscheidung über den BVB-Aufstieg in Wuppertal. Doch anders als aktuell mit RW Essen hat sich der BVB vor neun Jahren mit den SF Lotte um den Drittliga-Aufstieg gestritten. Bis zum allerletzten Spieltag lieferten sich die beiden Kontrahenten ein enges Rennen um die Spitze. Am Ende trennte beide Mannschaften ein einziger Punkt, den der BVB mehr gesammelt hatte. Geholfen hat dabei auch der spektakuläre 5:3-Sieg der Borussen, bei dem übrigens auch der heutige Herner Trainer Christian Knappmann für die Heimelf traf, in Wuppertal.
Zum BVB-Matchwinner avancierte damals zwar Mario Vrancic mit einem Doppelpack, doch auch Terence Boyd traf. „Ich habe noch noch Fetzen von damals im Kopf, ich weiß aber, dass wir gewinnen mussten. Als dann klar war, dass wir aufgestiegen sind, war das unfassbar. Das war mein erster und auch einziger Titel. Es ist lustig, dass Dortmund es am Samstag in Wuppertal wieder machen kann“, so Boyd.

Terrence Boyd, hier im Trikot des SV Darmstadt gegen Borussia Dortmund, spielt mittlerweile für den Hallescher FC. 2012 stieg er mit der BVB-U23 in die Dritte Liga auf. © picture alliance / Frank Rumpenh
Ähnlich wie beim aktuellen Team ging es für den BVB II am Anfang der Saison damals nicht zwingend um den Aufstieg. „Wir hatten einen riesigen Umbruch. Unser Trainer David Wagner hatte viele neue Spieler. Kaum einer kannte den anderen. Wir haben viele Teambuilding-Maßnahmen gemacht, es ging ums Kennenlernen und danach wollten wir das Optimum aus uns herausholen“, erinnert sich Boyd.
Das gelang - und hat einige Top-Spieler hervorgebracht. Unter anderem gehörten die beiden Nationalspieler Marcel Halstenberg und Jonas Hofmann dem damaligen Kader an. „Wir hatten starke Jungs, das waren geile Charaktere. Wir hatten immer mega Spaß“, sagt Boyd.
Speziell in Erinnerung geblieben sind dem 30-Jährigen die Zuschauer, die den BVB an diesem sonnigen Nachmittag in Wuppertal unterstützten. Rund 4000 Fans waren da, peitschten Schwarz-Gelb nach vorne. „Das war eine geile Stimmung. Für eine Amateurmannschaft war das schon krass und atemberaubend, was beim BVB da abging. So viele Fans, das vergisst man nie“, sagt der Angreifer, der nach 60 Minuten ausgewechselt wurde. Marvin Ducksch, mittlerweile Zweitliga-Stürmer bei Hannover 96, kam für ihn in die Partie.
An die Party danach kann sich Boyd - im Gegensatz zum genauen Spielverlauf - noch gut erinnern. „Wir waren im Club und in einer Bar feiern. Damals sind auch noch Ilkay Gündogan und Kevin Großkreutz zu uns dazu gestoßen. Das war alles unvergesslich“, sagt Boyd, der sich über eine Rückkehr der Borussia in Liga 3 freuen würde. „Ich wünsche mir, dass sich die Geschichte wiederholt. Von damals kenne ich auch noch den Teammanager Ingo Preuß. Den möchte ich gerne grüßen“, sagt Boyd.
Ein wenig muss sich der BVB noch gedulden. Am Samstag um 14 Uhr steigt das große Spiel beim WSV. 4000 Borussen werden den BVB zwar nicht unterstützen können, doch vor leeren Rängen muss Schwarz-Gelb auch nicht spielen. Zudem soll - wie vor neun Jahren - wieder kräftig die Sonne scheinen. Ein gutes Omen? Wir werden sehen.
BVB-U23 bekommt keine Meisterehrung
Auf eine Meisterehrung muss der BVB am Samstag aber bekanntlich verzichten. Das teilte der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) am Mittwochnachmittag mit: „Wir hatten uns alle für Samstag auf die Ehrung eines würdigen Meisters der Herren-Regionalliga West eingestellt und die Feierlichkeiten, natürlich unter streng abgestimmten corona-konformen Bedingungen, auch mehrgleisig vorbereitet. Durch die Einsprüche wird die Entscheidung über den Titelträger unter Umständen über den 42. Spieltag hinaus vertagt. Die Situation erschwert unsere Planungen derart, dass der WDFV nicht umhinkommt, die Ehrung zu verschieben. Dass bedauern wir sehr“, wird Manfred Schnieders, Vorsitzender des WDFV-Fußballausschusses, auf der Homepage des Verbandes zitiert.
Recherchen der Ruhr Nachrichten ergaben: RW Essen hat gegen die Wertung der in den vergangenen zwei Wochen ausgetragenen Nachholspiele des BVB II Protest eingelegt. Mit welcher Begründung, ist nicht bekannt. Schnieders erklärte auf Anfrage, dass man „keine weiteren Details“ zum Sachverhalt bekannt geben werde.
Bei Borussia Dortmund geht man nach Informationen der Ruhr Nachrichten davon aus, dass der Essener Einspruch keine Aussicht auf Erfolg hat. Eine Entscheidung wird nach Vereinsangaben aber erst nach dem letzten Spieltag fallen.
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.
