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Fragile Corona-Lage: Wie Impfverweigerer dem BVB schaden
Borussia Dortmund
Beim Thema Impfen gehen Spieler und Verantwortliche von Borussia Dortmund voran. Die Corona-Lage bleibt zwei Wochen vor dem Bundesliga-Start dennoch fragil. Impfverweigerer schaden auch dem BVB.
Seit dem 22. Juli stehen Menschen wieder Schlange vor dem Signal Iduna Park: Allerdings nicht, wie vor Pandemie-Beginn üblich, um ein BVB-Spiel im Stadion sehen zu können, sondern um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das schwarzgelbe Wohnzimmer fungiert noch bis zum 31. Juli offiziell als Impfzentrum. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur seine Mitmenschen und sich selbst, sondern unterstützt auch Borussia Dortmund. Spieler und Betreuer der Schwarzgelben sind fast vollständig geimpft.
Noch sind die Inzidenz-Zahlen in Dortmund niedrig, auch wenn sie bereits wieder ansteigen. Am Donnerstag lag der Wert bei 22,3. Doch steigen die Inzidenz-Zahlen weiter, greifen wieder strengere Corona-Schutzregeln - was für den BVB im Extremfall wieder zu Heimspielen komplett ohne oder mit nur wenigen Zuschauern führen könnte. Jedes Geisterspiel bedeutet für Borussia Dortmund einen Verlust von rund vier Millionen Euro.
BVB-Mannschaftsarzt Lippelt: „Nur eine Chance, eine vierte Welle zu verhindern“
„Wir haben als Gesellschaft nur eine Chance, eine vierte Welle zu verhindern oder auch einen Lockdown im Herbst, wenn wir die Zeit jetzt nutzen und so viele Menschen wie möglich impfen“, erklärte BVB-Mannschaftsarzt Lars Lippelt im Zuge der schwarzgelben Impfkampagne. „Insbesondere bedeutet das auch, sich vollständig impfen zu lassen. Denn wir sehen aktuell, dass die Delta-Variante auch bei einfach Geimpften deutliche Symptome verursachen kann und Infektionen durchbrechen können.“
Geht es mit dem Impfen nicht weiter voran, werde es bald wieder zu Einschränkungen kommen, erklärt Lippelt: „Wir müssen sehen, dass wir vollständig impfen, sonst werden wir nicht zurechtkommen. Das wird ein Wettlauf gegen die Zeit, und wir laufen Gefahr, im Herbst wieder Inzidenzen zu haben, bei denen die Politik Maßnahmen ergreifen muss, um das Virus wieder einzudämmen.“ Was für den BVB nicht nur mehr erkrankte Fans, sondern auch weniger zugelassene Zuschauer im Stadion bedeutet.
Alle Trainer und Betreuer der BVB-Profis sind geimpft
Spieler, Trainer und Betreuer der Schwarzgelben sind fast komplett geimpft. „Bei den Spielern haben wir eine hohe Quote von 90 Prozent, die erstgeimpft sind, und auch viele, die schon die zweite Impfung bekommen haben“, berichtet der Mediziner. „Noch besser sind wir bei den Trainern und Betreuern, wo wir eine Quote von 100 Prozent der Erstgeimpften haben. Die Betreuer rund um das Team sind aber zum Großteil auch schon doppelt geimpft.“
Bei der U23 des BVB ist die Quote noch höher - sie liegt auch bei den Spielern bei 100 Prozent. „Bei uns sind alle geimpft“, berichtete Trainer Enrico Maaßen im BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten. „Wir haben den einen oder anderen auch wirklich überzeugen müssen, aber am Ende des Tages haben das auch wirklich alle gemacht. Die meisten haben auch schon die Zweitimpfung bekommen.“
U23-Teammanager Ingo Preuß hat kein Verständnis für gesunde Menschen, die sich nicht impfen lassen. „Ich weiß, und das macht mir am meisten Sorgen, dass es ganz viele Menschen gibt, die sich nicht impfen lassen“, sagte er im Podcast. „Wer krank ist oder sonst irgendwas fürchten muss, der soll das nicht machen. Aber alle anderen, die nehmen den Menschen doch die Möglichkeit, am relativ normalen Leben teilzunehmen. Das ist doch Wahnsinn!“
BVB-Teammanager Preuß mit flammendem Appel für Impfungen
Preuß hielt im Podcast einen flammenden Appell für Corona-Impfungen. „Ich persönlich habe meine klare Meinung: Ich würde Geimpfte ins Stadion lassen und die anderen nicht. Oder wer es hatte natürlich. […] Da bin ich so, und da werde ich sicher viel Kritik ernten, aber es steht ja jedem frei, sich impfen zu lassen. Und dann kann man das auch machen. Wenn ich nur alleine an die Europameisterschaft denke, wie viele Tausend Leute sich da infiziert haben, dann ist das schon bitter.“
Er wolle auch, „dass das Stadion wieder voll ist in Dortmund mit 80.000, wer wünscht sich das denn nicht? Aber es sind schwere Zeiten und dass wir da nicht dran vorbeikommen an diesen Werten, das war doch klar, als es in England und Holland und überall wieder hochging. Wir müssen doch nicht glauben, dass wir daran vorbeikommen. Letztendlich sind es wir Menschen, die sich da mehr am Riemen reißen könnten.“
BVB reduziert Kartenzahl für Heimspiel-Auftakt der U23
Im Podcast hatte Preuß für den Heimspiel-Auftakt der U23 am Samstag gegen Waldhof Mannheim noch auf „3000, 4000“ Zuschauer gehofft. Im Vorverkauf gab es für die Fans aber nur 1000 Karten zu erwerben. „Die Zuschauerkapazität ist auf 1000 Zuschauer begrenzt“, heißt es auf der BVB-Homepage. Zuvor war immerhin noch von 2200 Zuschauern die Rede gewesen.
Der BVB habe sich entschieden, nur 1000 Karten zu verkaufen, da man in Absprache mit der Stadt Dortmund davon ausgehe, dass ab Sonntag eine neue Inzidenzstufe mit neuen Beschränkungen in Dortmund greife und dann keine 2000 Zuschauer in der Roten Erde mehr erlaubt seien, heißt es auf Anfrage. Am letzten Tag davor will der Verein die Gesundheit seiner Fans und Mitarbeiter nicht unnötig gefährden, wenn bereits absehbar ist, dass neue Schutzmaßnahmen nötig werden.
Die 1000 Stadionbesucher müssen sich am Samstag zudem an bekannte Hygieneregeln halten:
- In der Roten Erde wird es nur Sitzplätze geben.
- Es gibt keine freie Platzwahl.
- Die Plätze werden im Schachbrettmuster vergeben.
- Die Karten sind personalisiert und nicht übertragbar.
- Es gibt keine Kinderzählkarten.
- Zuschauer ab sieben Jahren müssen einen digitalen Nachweis über die „drei Gs“ (Genesen, Geimpft, Getestet) erbringen. Die Zuschauer erhalten Kontrollbändchen, ohne die es keinen Zutritt zum Stadion gibt.
- Auf dem Stadionvorplatz und im Stadion gilt eine Maskenpflicht (am Sitzplatz kann der Mund-Nase-Schutz abgenommen werden).
„Die Einhaltung der Vorgaben hat für Borussia Dortmund hohe Priorität, da uns das gesundheitliche Wohlbefinden der Zuschauer natürlich sehr am Herzen liegt. Wir bitten daher aktiv um Mithilfe, die bestehenden Hygienevorschriften in der Roten Erde einzuhalten“, schreibt der Verein auf seiner Homepage.
Ungewiss ist derzeit noch, wie viele Zuschauer den Bundesliga-Start der Profis am 14. August (Samstag, 18.30 Uhr) im Signal Iduna Park gegen Eintracht Frankfurt verfolgen können. Die Gespräche zwischen der Stadt Dortmund, dem Land NRW und dem BVB liefen noch, teilte die Pressestelle der Stadt auf Anfrage mit.
Gebürtiger Dortmunder mit viel Liebe für den großen und kleinen Sport: Hauptsache, es rollt, tickt oder geht ordentlich vorwärts. Ob im Fernsehen, am Spielfeldrand oder selbst mit Ball und Rad unterwegs. Seit 2014 für Lensing Media im Einsatz, erst in Freier Mitarbeit, nun als Volontär.
