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Wechselgerüchte um Julian Brandt: BVB-Sportdirektor Zorc mit klarer Aussage
Borussia Dortmund
Nach zwei Jahren im BVB-Trikot wartet Julian Brandt noch immer auf den Durchbruch. Gerüchte um einen Wechsel halten sich daher hartnäckig. Sportdirektor Michael Zorc macht eine klare Aussage.
Zum Waldsportplatz 10 in 35394 Gießen. Diese Adresse könnte für Julian Brandt in Kürze durchaus Bedeutung gewinnen. Auf dem Fußballfeld des FC Gießen bestreitet Borussia Dortmund am 13. Juli das erste Testspiel der Vorbereitung auf eine Saison, die für Brandt endlich Klarheit bringen muss: Schafft er den Durchbruch auch im dritten Jahr im Trikot der Schwarzgelben nicht, dürfte dann ein Wechsel zwingend nötig werden, um seine stockende Entwicklung neu zu beleben. Die erste Chance für ein dickes Ausrufezeichen wartet also in Gießen.
Ein Leihgeschäft für Brandt kommt für den BVB nicht in Frage
Dass Brandt schon in diesem Sommer seine Koffer in Dortmund packen wird, ist drei Tage vor Trainingsstart unwahrscheinlich. Zwar keimten über die italienische Zeitung „Corriere dello sport“ jetzt Gerüchte auf, der 25-Jährige habe sich mit Lazio bereits auf eine Ausleihe mit anschließender Kaufoption verständigt, auch die Klubs hätten schon über die Wechselmodalitäten verhandelt. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten fallen diese Berichte allerdings in die Kategorie „Fake News“. Es gab keine Vertragsgespräche.
Ein Leihgeschäft käme für den BVB ohnehin nicht infrage. Zudem betonte Sportdirektor Michael Zorc am Montag: „Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, Julian Brandt abzugeben.“ Die Borussia wäre bei einem lukrativen Angebot zwar nach wie vor gesprächsbereit, da Brandt zu den BVB-Profis zählt, die den Klub gegen eine ordentliche Ablöse durchaus verlassen dürften – nur liegt bislang keine Anfrage für den offensiven Mittelfeldspieler vor. Weder von Lazio noch von anderen potenziellen Interessenten.
Beim BVB blieb Brandt zuletzt nur die Reservisten-Rolle
Anfang Juni vermeldete der englische „Mirror“, dass sich der FC Liverpool auf Geheiß von Jürgen Klopp um eine Verpflichtung Brandts bemühe. Seitdem aber herrscht Stille. Und das ist auch nicht verwunderlich, denn hinter dem gebürtigen Bremer liegt eine rundum enttäuschende Saison. Wettbewerbsübergreifend sammelte der Nationalspieler 45 zumeist nur kurze Einsätze, vier Treffer und zwei Vorlagen waren eine mäßige Ausbeute.
Brandt agierte stets fleißig, aber zweikampfschwach. Ohne Ideen oder Überraschungsmomente. Er erhielt von den Trainern Lucien Favre und Edin Terzic etliche Chancen, sich aufzudrängen, doch selten bis nie brachte er sein riesiges fußballerisches Potenzial ausreichend auf den Rasen. Konsequenz der zweiten schwachen Saison seit seinem Wechsel aus Leverkusen im Sommer 2019: Beim BVB blieb ihm nur die Reservistenrolle, in der Nationalelf nicht mal mehr ein Platz im EM-Kader.
Der BVB will Brandt nicht unter Marktwert verkaufen
Keine Frage: Die Karrierekurve zeigt klar nach unten. Dementsprechend stehen mögliche neue Arbeitgeber derzeit auch nicht Schlange. Die Corona-Pandemie hat viele Profiklubs hart getroffen, eine Ablöse in Höhe von rund 20 bis 25 Millionen Euro, die der BVB für Brandt erzielen möchte, ist derzeit nur für wenige stemmbar. Noch dazu für einen Spieler, der zuletzt nicht gerade für seine Qualitäten werben konnte. Deutlich unter dem Marktwert verkaufen muss Borussia Dortmund nicht. Denn Brandts Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2024, eine Ablöse wäre also auch im nächsten Jahr noch gut verhandelbar.
Vielleicht aber kriegt der Fußball-Freigeist ja noch die Kurve beim BVB. Vielleicht wird es seine Saison. Verheißungsvoll eingeläutet in Gießen? Im Vereinslied des FC, das sie vor dem Anpfiff gegen den BVB über den Waldsportplatz dröhnen lassen werden, heißt es: „In unseren Herzen brennt das Feuer für das große Ziel. Diese Leidenschaft bleibt ewig – führt uns von Spiel zu Spiel.“ Klingt irgendwie nach einem passenden Rezept für den Neustart Julian Brandts. Der beginnt in den nächsten Wochen definitiv bei Borussia Dortmund unter dem neuen Trainer Marco Rose.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.

Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.
