Beeindruckendes 4:0 gegen Bayer - Stöger setzt Zeichen
Furioser BVB-Auftritt gegen Leverkusen
Borussia Dortmund liefert mit dem furiosen 4:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen ein eindrucksvolles Statement im Kampf um die direkte Qualifikation zur Champions League ab. Trainer Peter Stöger setzt ein personelles Zeichen - auch darf sich nach der bitteren Derbypleite vor einer Woche als Sieger fühlen.

Eine Woche, zwei Gefühlswelten: Erst verliert der BVB das Derby sang- und klanglos mit 0:2, sechs Tage später wird Leverkusen mit 4:0 aus dem Stadion geschossen. © Kirchner/Inderlied
Wie die Mannschaft, wie aber vor allem die sportliche Leitung auf das 0:2 auf Schalke und die Art und Weise, wie Borussia Dortmund dieses Derby angegangen war, reagieren würde, das war eine spannende Frage vor dem wichtigen Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. „Wir brauchen ein anderes Auftreten“, hatte Sportdirektor Michael Zorc vor der Partie bei „Sky“ erklärt, da war die Aufsehen erregende Personal-Entscheidung von Trainer Peter Stöger gerade durchgesickert. Stöger strich Marcel Schmelzer nicht nur aus der Startelf, der Kapitän stand nicht einmal im 18er-Kader.
Akanji ersetzt Schmelzer
Die Begründung lieferte Stöger wenig später selbst: Man brauche gegen die Leverkusener Robustheit, zudem habe Schmelzer „in den vergangenen Wochen nicht die Leistung abgerufen“. Wie einige andere auch, fügte er noch an. Trotz der insgesamt vier Änderungen in der BVB-Startelf war diese Personalie dennoch die mit dem größten Aufmerksamkeits-Faktor. Manuel Akanji besetzte in der Viererkette Schmelzers angestammte Position.
Ohne Zweifel: Stöger wollte ein Zeichen setzen - und die Mannschaft schien die Warnung des Trainers verstanden zu haben. Im 4-1-4-1 agierte Dortmund von Beginn an mit einer ganz anderen Körpersprache und Leidenschaft als noch vor einer Woche, gewann defensive Zweikämpfe, presste Leverkusen bei Ballbesitz enorm früh und verschob alle Mannschaftsteile weit nach vorn.
Philipp als vorderste Spitze
Neben Akanji waren auch Mario Götze, Jadon Sancho und Julian Weigl in die erste Elf gerückt. Den Ausfall von Michy Batshuayi fing Stöger mit Maximilian Philipp als vorderster Spitze auf und ließ zudem auch Reus und Götze immer wieder in die Spitze rochieren. Stögers taktische Überlegungen funktionierten von Beginn an: Sancho bildete mit Christian Pulisic eine enorm gefährliche Flügelzange, im Dortmunder Angriffsspiel war Zug drin.
Götzes Schuss aus 15 Metern (9.) brachte eine erste Annäherung, dann bediente Marco Reus aus der Drehung Sancho, der freie Bahn aufs Leverkusener Tor hatte - und wohl zu viel Zeit zum Überlegen. Der Abschluss kam direkt auf Bayer-Ersatzkeeper Ramazan Özcan, der den verletzten Bernd Leno ersetzte (12.).
Sancho dreht auf
Wie Sancho drehte auch Pulisic in der ersten Hälfte mächtig auf. Ein energischer Antritt des 19-Jährigen und ein Ausrutscher von Benjamin Henrichs verschafften nach dem Pass Sancho freie Bahn aufs Leverkusener Tor - und diesmal blieb der Youngster cool. Schlenzer ins rechte Eck, 1:0, und schon war die Kulisse da (13.).
„Kein Wille, keine Leidenschaft, kein Mut - keine Mannschaft“. Vor der Partie hatte ein großes Banner auf der Süd vom großen Unmut bei den Fans gezeugt. Und der Zusatz „Niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr“ war eine schallende Ohrfeige für die Spieler. Doch nach dem Treffer standen die Fans wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft.
Philipp knapp im Abseits
Und nach Marco Reus‘ vermeintlichem 2:0 kochte der Signal Iduna Park - Schiedsrichter Markus Schmidt aber gab den Treffer nach einem Hinweis des Video-Assistenten in Köln nicht. Zu Recht, wie die Bilder zeigten, denn Maximilian Philipp hatte beim langen Ball von Ömer Toprak knapp im Abseits gestanden (34.).
Doch die Chance auf den zweiten Treffer kam sofort: Retsos hatte die Hand auf der Schulter von Pulisic, der fiel im Strafraum, Schiedsrichter Schmidt zögerte nicht. Bitter, dass Reus den Elfmeter schwach in die Arme von Özcan schoss (37.). Dennoch gab es viel Applaus zur Pause für eine Dortmunder Mannschaft, die die Partie jederzeit im Griff hatte, wacher, zweikampstärker und viel präsenter war als noch vor einer Woche.
BVB setzt weiter nach
Leverkusen, das die Belastungen des Pokalspiels gegen die Bayern nicht leugnen konnte und nicht frisch wirkte, brachte dann Kai Havertz und versuchte sofort, das Geschehen weiter in die Dortmunder Hälfte zu verlagern. Anders als in einigen Spielen zuvor setzte aber auch der BVB weiter nach. Götzes Schuss kratzte Retsos von der Linie (51.), Reus traf die Latte (52.), dann leitete Götze einen Pass von Weigl perfekt auf Reus weiter. Im vierten Versuch gab es endlich das Tor für Dortmunds lange verletzten Linksaußen, es stand 2:0 (55.).
Und dann spielte Dortmund Traumfußball. Akanjis langen Ball nahm Sancho in vollem Lauf perfekt mit, tippte kurz weiter auf Philipp der trocken ins Eck vollendete - es war wohl Dortmunds schönster Treffer in dieser merkwürdig wechselhaften Saison (64.).
Leverkusen fehlen die Mittel
Auch wenn die Gäste nicht aufsteckten, so fehlten an diesem Tag gegen diesen furiosen BVB doch die Mittel. Für alle Schwarzgelben im Stadion war das 3:0 eine große Genugtuung. Roman Bürkis tolle Parade gegen den Flachschuss von Havertz verschaffte dem Schweizer obendrein eine weitere Partie mit weißer Weste. Reus setzte mit dem 4:0 (79.) nach einer erneut tollen Aktion von Sancho dann noch den perfekten Schlusspunkt.