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Von null auf Stammplatz: Bellingham lässt BVB-Teamkollegen staunen
Borussia Dortmund
Jude Bellingham spielt sich bei Borussia Dortmund binnen weniger Wochen ins Rampenlicht. Der 17-Jährige bricht Rekorde in Serie und verdrängt etablierte BVB-Profis auf die Bank.
Es war wohl auch ein bisschen das Glück des Tüchtigen, dass Jude Bellingham zum Rekord verhalf. Und falls es stimmt, dass man, wie es heißt, das Glück auch erzwingen kann, dann war es an diesem Montagabend in der Schau-ins-Land-Reisen-Arena gewiss kein Zufall, dass es Bellingham vor die Füße fiel.
Jude Bellingham erzielt historisches BVB-Tor gegen Duisburg
In der 30. Minute eines einseitigen Pokalspiels, das Borussia Dortmund am Ende leicht und locker 5:0 gegen den Drittligisten MSV Duisburg gewann, steuerte der junge Engländer nach feiner Vorarbeit von Thorgan Hazard entschlossen auf Leo Weinkauf im Tor der Gastgeber zu, der Abschluss geriet nicht wirklich präzise, eigentlich zu harmlos, doch der Ball trudelte trotzdem ins Tor. 2:0 für den BVB. Bellingham reckte die rechte Faust in den Himmel, es war der Jubel über seinen ersten Pflichtspiel-Treffer für seinen neuen Verein - und es war ein historisches Tor.
Denn nie zuvor war ein Dortmunder Torschütze in einem BVB-Pflichtspiel jünger. Nuri Sahin hielt den Rekord seit dem 26. November 2005, als er bei Borussia Dortmunds 2:1-Auswärtssieg gegen den 1. FC Nürnberg in der 42. Minute zum zwischenzeitlichen 2:0 für die Schwarzgelben traf. 17 Jahre und 82 Tage war Sahin damals alt. Am Montagabend kam ihm Bellingham zuvor, im Alter von 17 Jahren und 77 Tagen.
BVB-Trainer Favre: „Bellingam ist sehr, sehr gut“
Es ist nicht der erste Rekord, den Bellingham seit seinem Wechsel vom englischen Zweitligisten Birmingham City zu Borussia Dortmund aufgestellt hat. 23 Millionen Euro plus mögliche Bonuszahlungen ließ sich der BVB die Bellingham-Verpflichtung in diesem Sommer kosten, so viel Geld wurde in der Bundesliga noch nie für einen minderjährigen Spieler ausgegeben. Doch das viele Geld scheint, einen anderen Schluss lassen die ersten Eindrücke des Mittelfeldspielers nicht zu, gut angelegt zu sein. Bellingham, seit dem 4. September übrigens auch jüngster englischer U21-Nationalspieler und -Torschütze, war am Montagabend bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit der auffälligste Spieler auf dem Platz.
Lucien Favre wollte Bellinghams Leistung augenscheinlich nicht zu hoch hängen. Er sei „heute gut“ gewesen, sagte der BVB-Trainer nur. „Seine Spiel-Beschleunigung war gut, auch defensiv kann er sehr gut sein. Aber er ist erst 17 Jahre alt.“ Erst später, als Favre eigentlich eine Frage nach Julian Brandts Situation beantworten sollte, rutschte dem Schweizer noch ein „Bellingam ist sehr, sehr gut“ raus.
Jude Bellingham spielt sich beim BVB direkt ins Rampenlicht
Der Dortmunder Neuzugang hat es auf Anhieb geschafft, sich beim BVB ins Rampenlicht zu spielen. Auch die Mitspieler registrieren sein offenkundig außergewöhnliches Talent. Thorgan Hazard, der in Duisburg ebenfalls zu überzeugen wusste, sagte: „Bei Jude habe ich vom ersten Tag an gesehen, dass er ein sehr guter Spieler ist. Er spielt wie ein Mann, man merkt nicht, dass er erst 17 ist - und er ist überall auf dem Platz.“ Und als Emre Can davon sprach, dass es „geil“ sei, was der BVB für Kicker in seinen Reihen habe, durfte Bellingham sich durchaus angesprochen fühlen.
Michael Zorc, der auch am Dienstag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten insgesamt noch sehr zufrieden mit dem BVB-Auftritt in Duisburg wirkte, sieht einen der Gründe für Bellinghams raketenhaften Start in Dortmund in dessen bereits gesammelter Erfahrung im Seniorenbereich. „Die vergangene Saison in der zweiten englischen Liga hilft ihm sicherlich“, sagte der Sportdirektor der Schwarzgelben, „er ist zwar noch sehr jung, unser zweitjüngster Spieler im Kader, aber er ist schon sehr abgeklärt.“ Grund für einen Tritt auf die Euphoriebremse sieht Zorc nicht. „Positive Dynamiken“ solle man nicht aufhalten. „Ich bremse generell sehr ungern - außer im Auto.“
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
