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Von Mats Hummels bis Mateu Morey: So haben sich die BVB-Neuzugänge bisher geschlagen
Borussia Dortmund
Fünfmal hat der BVB vor der Saison eingekauft. Viermal Soforthilfe, einmal Perspektivhilfe sollte es sein. Nach einer Halbserie fällt die Bilanz sehr unterschiedlich aus. Unsere Analyse.
Mats Hummels (30,5 Millionen Euro Ablöse):
Jürgen Klopp gratulierte dem BVB schon vor dem ersten Pflichtspiel der Saison zu Mats Hummels‘ Rückkehr nach Dortmund. Hummels sei, sagte Klopp, als sich seine Wege und die des FC Liverpool vor der Saison in den USA mit denen des BVB kreuzten, nicht nur „der beste deutsche Innenverteidiger“, Hummels sei auch ein „natürlicher Führungsspieler“.
Damit fasste Klopp in knappen Worten zusammen, warum Borussia Dortmund Hummels für etwas mehr als 30 Millionen Euro vom FC Bayern München zurückgeholt hat. Viel Qualität als Spieler. Viel Qualität als Anführer.
Nach der Hinrunde lässt sich festhalten, dass der BVB mit der Hummels-Verpflichtung deutlich besser gelegen hat als mit früheren Rückholaktionen. Der 31-Jährige ist auf Anhieb Abwehrchef geworden, sein Notenschnitt in der Liga liegt bei 2,90. Nur Dan-Axel Zagadou (2,75), der allerdings deutlich weniger Spiele absolvierte, ist besser.
22 Mal stand Hummels in der Startelf, ist dritter Kapitän und Mitglied des Mannschaftsrates. Und auch wenn Hummels nicht fehlerfrei spielte in der Hinrunde (Platzverweis in Berlin, Fehler vor dem 0:2 in Barcelona), so ist er unter dem Strich trotzdem der mit Abstand stabilste Akteur in der Dortmunder Defensive. An ihm liegt es gewiss nicht, dass der BVB in der Liga mit sieben Punkten Rückstand auf Platz eins seinen Zielen zur Saison-Halbzeit hinterherhinkt.
Thorgan Hazard (26 Millionen Euro Ablöse):
Der Belgier, der vor der Saison von Borussia Mönchengladbach zum BVB wechselte, blickt auf eine ordentliche erste Halbserie bei Borussia Dortmund zurück. In 23 von 26 Pflichtspielen stand Hazard auf dem Rasen, 19 Mal davon von Beginn an. Mit zwölf Torbeteiligungen (vier Tore, acht Vorlagen) ist er zusammen mit Achraf Hakimi drittbester Scorer beim BVB hinter Jadon Sancho und Kapitän Marco Reus.

Thorgan Hazard spielte eine ordentliche Hinrunde für den BVB. © Kirchner-Media
Wie viele andere BVB-Spieler auch, scheint sich Hazard in Favres neuem 3-5-2/3-4-3-System leichter zu tun als im 4-2-3-1-System, auf das Favre über weite Strecken der Hinrunde setzte.
Im neuen System agiert der 26-Jährige zumeist als rechte von zwei klassischen Spitzen. Er sagt über diese Position: „Es gefällt mir gut, es fühlt sich gut an.“ Vor allem im Zusammenspiel mit Hakimi auf der rechten Offensivseite als auch im Zusammenspiel mit Sancho und Reus zeigte sich Hazard in den jüngsten Auftritten vor der Winterpause deutlich verbessert – und erzielte drei seiner vier BVB-Tore im BVB-Trikot in den letzten sechs Pflichtspielen vor der Winterpause.
Julian Brandt (25 Millionen Euro Ablöse):
Der Nationalspieler hat eine komplizierte Hinrunde hinter sich. In der heißen Phase der Saisonvorbereitung bremsten ihn Adduktorenprobleme aus, danach wurde er von BVB-Trainer Lucien Favre auf dem Platz lange von Position zu Position geschoben.
Mal links, mal vorne, mal zentral: Brandt hatte Probleme, seinen Rhythmus zu finden - und Favre hatte Probleme, eine Verwendung für den Neuzugang zu finden, über dessen Zusage sie sich in Dortmund derart gefreut hatten, dass sie kurzerhand ein Video unter dem Motto „Wir haben Brandt“ produzierten, das ähnlich durchwachsen geriet wie Brandts Start beim BVB.
Die gute Nachricht aus Dortmunder Sicht ist, dass mittlerweile alles besser zu werden scheint. Seit Ende November spielt Brandt in Favres neuem 3-5-2/3-4-3-System auf der Achterposition hinter Marco Reus – und seine Formkurve zeigt seitdem trotz eines Gruselfehlpasses beim 3:3 gegen RB Leipzig deutlich nach oben.
Brandt sagt, er möge es, wenn er viele Spieler um sich herum habe. Und er sagt: „Ich zweifle nie an mir. Das ist wirklich so. Ich habe ein sehr gesundes Selbstbewusstsein. Natürlich hinterfrage ich manche Sachen, das sollte man schon machen. Ich zweifle aber nicht daran, dass ich es kann.“ Daran bestehen berechtigterweise tatsächlich keine Zweifel - und die Hoffnung ist groß im schwarzgelben Lager, dass Brandt in der Rückrunde da anknüpft, wo er vor der Winterpause aufgehört hat.
Nico Schulz (25,5 Millionen Euro Ablöse):
Nach Borussia Dortmunds 4:0-Sieg in Mainz Mitte Dezember wählte Nico Schulz, der soeben sein erstes und bislang einziges Tor im BVB-Trikot erzielt hatte, sehr ehrliche und selbstkritische Worte.
Seine Leistung habe generell nichts mit dem System zu tun, für das sich der Trainer entscheide, sagte der Nationalspieler. „Ich habe vorher auch in diesem System schlechte Spiele gemacht. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Ich weiß nur, dass ich in den ersten Monaten nicht den besten Fußball gespielt habe, den ich spielen kann. Jetzt muss ich dran bleiben. Ich bin selbstkritisch genug und will es jetzt einfach besser machen.“

Ist beim BVB noch nicht richtig angekommen: Nico Schulz. © Kirchner-Media
Diese Sätze sagten eine Menge aus über Schulz‘ erstes Halbjahr in Dortmund. Der Linksverteidiger, der vor der Saison für 25,5 Millionen Euro aus Hoffenheim zum BVB wechselte, konnte bislang weder seine eigenen noch die Erwartungen der Verantwortlichen erfüllen. Das lag auch an einer Fußverletzung, die ihn Mitte September für rund einen Monat außer Betrieb setzte, aber eben nicht nur.
Schulz läuft seiner Topform aus der Vorsaison spürbar hinterher, absolvierte nur 14 von 26 Pflichtspielen und weist mit einem RN-Notenschnitt von 3,86 in der Liga den schlechtesten Durchschnittswert aller bewerteten BVB-Neuzugänge auf.
Mateu Morey (ablösefrei):
Der 19 Jahre alte Spanier, der vor der Saison ablösefrei aus der Jugend des FC Barcelona zu Borussia Dortmund kam, wartet noch auf seine Chance beim BVB. Unterkriegen lässt er sich davon nicht. „Ich glaube daran, dass ich meine Chance bekomme - und dann will ich da sein“, sagt Morey im Gespräch mit dieser Redaktion. Er wisse, dass es ein weiter Weg sei, der viel Arbeit erfordere.
Morey war von Anfang an als Perspektivspieler verpflichtet worden. Noch steht er hinter Achraf Hakimi und Lukasz Piszczek als Rechtsverteidiger Nummer drei hinten an. Zu allem Überfluss zog er sich im letzten Testspiel des Sommertrainingslagers in Bad Ragaz eine Schulterverletzung zu und fiel bis Ende September verletzt aus.
Danach sammelte er Spielpraxis bei der U23 in der Regionalliga West, für die er sieben Mal auflief. An den letzten fünf Hinrunden-Spieltagen schaffte er es immerhin jeweils in den Spieltagskader von Lucien Favre - und in der Sonne Marbellas wird er ab dem 4. Januar in der Vorbereitung auf die Rückrunde die Chance bekommen, Werbung in eigener Sache zu betreiben. Sowohl im Training als auch in den Testspielen.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
