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Von Akanji bis Zagadou: Diese BVB-Spieler stehen vor wegweisenden Monaten
Borussia Dortmund
Für Borussia Dortmund beginnt die Rückrunde am Samstag in Frankfurt. Zahlreiche BVB-Spieler stehen dann vor wegweisenden Monaten. Unsere Kaderanalyse - von Akanji bis Zagadou.
Borussia Dortmund startet am Montag mit der kurzen Vorbereitung auf die Rückrunde. Viele Spieler des BVB stehen vor besonderen fünf Monaten bis zum Saisonende 2021/22. Sie müssen Zukunftsentscheidungen treffen - oder sich neu beweisen. Unser Überblick:
Roman Bürki: Wie frustrierend es sein muss, sich montags bis freitags im Training so vorzubereiten, dass man samstags voll einsatzbereit wäre, die Spiele dann aber immer nur am Fernseher zu verfolgen, das hat die ehemalige Nummer eins nie nach außen getragen. Bürki verhält sich hochprofessionell, unbefriedigend ist dennoch nur ein harmloser Ausdruck für eine Situation, die für den Schweizer immer komplizierter zu werden droht. Findet sich im Winter kein Verein, der seinen Ansprüchen genügt, drohen weitere Monate des Nichtstuns. Dass Bürki zuletzt mit einem Klub aus Aserbaidschan in Verbindung gebracht worden ist, sagt viel aus.
Manuel Akanji: Der Innenverteidiger und der BVB sprechen über eine Verlängerung seines am 30. Juni 2023 auslaufenden Vertrags. Im Frühjahr muss Akanji ein Signal geben: Verlängern - oder im Alter von 27 Jahren noch einmal etwas Neues machen? Es dürfte eine knifflige Entscheidung werden, denn seine in dieser Saison konstant guten Leistungen werden einige Interessenten auf den Plan rufen. Mit seiner Spielweise würde Akanji gut nach Italien passen, auf jeden Fall auch nach England. Sollte sich der Schweizer gegen eine Verlängerung entscheiden, ist der BVB im Sommer zum Handeln gezwungen, um einen gestandenen Abwehrspieler auf europäischem Top-Niveau nicht ein Jahr später ablösefrei ziehen lassen zu müssen. Sein aktueller Marktwert liegt laut „transfermarkt.de“ bei 30 Millionen Euro.
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Dan-Axel Zagadou: Noch ein Innenverteidiger, noch eine knifflige Entscheidung. Zagadous Vertrag läuft am Saisonende aus, auch ihn würde Dortmund gerne halten. Die Situation ist allerdings anders gelagert. Nach drei Knieverletzungen muss der Franzose nachweisen, dass sein Körper den Belastungen auf Dauer Stand halten kann. Gelingt dies, wäre er ein gesetzter Spieler, sein Potenzial scheint noch nicht ausgeschöpft. Alles hängt von der Rückrunde ab: Auch Zagadou hat Interesse an einem Verbleib bekundet, da sollte doch eigentlich zusammenbleiben, was zusammengehört. Verletzt er sich aber erneut, könnte auch beim 22-Jährigen die Erkenntnis reifen, dass es vielleicht einen Neuanfang an anderer Stelle braucht.
Mateu Morey: Auf diese Szene sollte jeder Jahresrückblick verzichten. Moreys Schmerzensschreie hallen im leeren Signal Iduna Park, seine Horror-Knieverletzung im Pokalspiel gegen Holstein Kiel aus dem Mai 2021 zog zwei Operationen der lädierten Bänder nach sich. Morey lässt die Fans an seiner Reha teilhaben, momentan läuft alles nach Plan. In den kommenden Monaten wird der Spanier die Intensität steigern, sie werden darüber entscheiden, ob er zu Beginn der neuen Spielzeit dann wieder voll einplanbar sein wird. Handicap: Obwohl der Spanier erst 21 Jahre alt ist, ist es bereits die zweite schwere Knieverletzung, die ihn fast ein Jahr von seiner Profession fernhält.
Axel Witsel: Der Vertrag des Routiniers läuft aus, sein Abschied ist nur noch nicht offiziell bestätigt - und auch der Termin ist offen. Sollte Borussia Dortmund einen adäquaten Ersatz verpflichten können und sich im Winter die Chance auf eine geringe Restablöse eröffnen, müsste der BVB schon in den kommenden Wochen eine Kosten/Nutzen-Abwägung treffen. Allzu realistisch ist dieser Fall derzeit nicht - und die Hinrunde hat gezeigt, wie dringend Trainer Marco Rose jeden Spieler gebrauchen kann. Aufgrund seines Alters und der Vertragsstruktur - Witsel gehört zu den der Top-Verdienern im Kader - erscheint ein Verbleib über den Sommer hinaus aber unwahrscheinlich.
Giovanni Reyna: Eine Muskelverletzung, das schien im September nicht Grund für allzu große Besorgnis sein zu müssen, als Reyna verletzt von der US-Nationalmannschaft nach Dortmund zurückkehrte. Doch die Verletzung erwies sich als sehr hartnäckig, die Genesung zog sich hin. Erst im Dezember sah man den 19-Jährigen wieder näher an der Mannschaft, mickrige fünf Pflichtspiel-Einsätze, der letzte am 27. August, zeugen von einer Hinrunde zum Vergessen. Davor war Reyna Stammspieler - was andeutet, wie groß sein Wert für die Borussia sein kann. Auf ihm möchte der BVB die Zukunft aufbauen, in der Rückrunde muss Giovanni Reyna nun seine Karriere neu ankurbeln.

BVB-Youngster Giovanni Reyna erlebte eine Hinrunde zum Vergessen. © imago / Revierfoto
Ansgar Knauff: Immerhin neun Einsätze hat der Flügelstürmer im Profiteam sammeln können, keiner jedoch dauerte länger als 45 Minuten. Dabei hätte Dortmund von seinem Tempo und seiner Finesse durchaus profitieren können angesichts der stetig dünnen Personaldecke. Es war bestimmt nicht ganz glücklich, dass Trainer Marco Rose im Sommer-Trainingslager kundtat, Knauff zu „einem neuen Sancho“ formen zu wollen, wobei offen ist, ob und wie das den Druck-Faktor auf den U21-Nationalspieler erhöht haben könnte. Nun ist Knauff aber lange genug dabei, um den nächsten Schritt zu gehen. Noch mehr Einsatzzeiten, noch mehr Professionalität, eine erkennbare Weiterentwicklung - Knauff steht vor wichtigen Monaten, die auch darüber entscheiden könnten, wie es danach für ihn weitergeht.
Youssoufa Moukoko: Gerade mal 17 Jahre alt, durchlebt das Dortmunder Super-Talent aktuell schon die Schattenseiten des Geschäfts. Vor einem Jahr trug ihn die Euphorie seines Bundesliga-Debüts durch die Weihnachtszeit, Moukoko stellte Rekorde auf, wie er das auch in den Nachwuchsmannschaften immer getan hatte. Seine schwere Sprunggelenksverletzung im Frühjahr bedeutete eine Zäsur. Erst im Sommer kehrte er zurück, danach bremsten ihn zwei Muskelverletzungen aus. Die Hinrunde fand quasi ohne ihn statt. Moukoko schuftet für sein Comeback, er benötigt die absolute Fitness, um sich im rauen Profifußball behaupten und weiterentwickeln zu können. Auch wenn sein Klub Rückschläge in der rasanten Entwicklung einkalkuliert hat und den Druck bewusst niedrig hält, braucht es doch ein Signal von Moukoko auf dem Rasen, damit sich der BVB im Sommer nicht um externe Verstärkung bemüht. Die Entscheidung, ihm bewusst keinen Konkurrenten vor die Nase zu setzen, hat bislang noch keine Früchte getragen.
Erling Haaland: Klarheit beim Norweger - Borussia Dortmund hat angekündigt, eine Entscheidung über die Zukunft des Torjägers möglichst schnell im Frühjahr herbeiführen zu wollen. Ein Gespräch mit Berater Mino Raiola hat es bereits gegeben, eins mit dem Spieler selbst soll folgen, sobald Haaland aus der Heimat zurückgekehrt ist. Die Rahmenbedingungen liegen auf dem Tisch: Am Ende liegt die Entscheidung bei Haaland selbst, ob er die Ausstiegsoption in seinem Vertrag ziehen möchte. Kurioserweise kommen gar nicht so viele Klubs in Frage, die ihn sich leisten und gleichzeitig seine sportlichen Erwartungen erfüllen könnten. Damit steht die Tür auch für Borussia Dortmund noch ein Stück weit offen. Mit etwas mehr als 2,50 Euro Gehaltserhöhung wird der BVB versuchen, Haaland die Klausel abzukaufen und einen Verbleib schmackhaft zu machen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
